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Wie anstrengend der Marsch für mich gewesen war, stellte sich erst an den Folgetagen heraus
Mammutmarsch 2014
Habe eine Herrausforderung gesucht und gefunden. Laufe seit vielen Jahren verschiedenste Strecken und Distanzen. Zufällig den Mammutmarsch vor etwa 3 Jahren im Netz entdeckt. Konnte mich dazu durchringen den Marsch in 2014 anzutreten. Nicht ganz optimal vorbereitet, aber mit einem Freund, fröhlich und guten Mutes zum Mammutmarsch Abenteuer auf den Weg gemacht. Eine gute überschaubare Truppe zeigte sich dann in Berlin. Mein Marschpartner und ich hatten allerdings Schwierigkeiten, den Startort zu finden, da dieser für uns Landeier nicht ordentlich ausgeschildert war.
Der Startwillige Haufen zählte gerade mal ca. 150 People, die nach Startnummernausgabe in verschiedensten Gruppen oder als Solokünstler auf die Reise gingen. Mein Begleiter Olaf, ein versierter Marathonie, strotzte nur so vor Kraft und legte ein gutes Tempo vor. Weiß die Distanz zur ersten Verpflegungsstation nicht mehr, aber sie kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Berge von Bananen, Äpfeln, Müsliriegeln, Milchbrötchen und Wasserrationen in ausreichenden Mengen, unter einem Pavilliondach in der Pampa. “Warum hatte ich eigentlich meinen Rucksack mit 10 Bananen, 5 Äpfeln, unzähligen Müsliriegeln, 3 Liter Wasser und eine komplette Wechselausrüstung vollgestopft?” waren meine ersten Gedanken in der Dunkelheit. Während der kurzen Rast machte sich ein Schmerz in meiner linken Wade bemerkbar, den ich aber durch ordentliches Massieren beseitigen konnte. Schon ging es weiter in der Dunkelheit. “F***”Stirnlampe vergessen.” Aber dafür hatten andere Teilnehmer genügend Licht, zum Ausleuchten der Wege dabei. Das Problem ist dann, du musst dich dem Tempo anderer anpassen.
Kilometer 40, die Wade zwickt erneut. Temperatur inzwischen um 10° gesunken. Olaf wird langsamer, da seine Marathonzeiten längst überschritten waren. Wir motivieren uns gegenseitig und kämpfen gegen die Kälte an. Der zweite Verpflegungspunkt ist erreicht. Hier steigen uns Dämpfe in die Nase, die eigentlich nicht hierher gehören. “Da raucht doch tatsächlich einer ´ne Tüte”, vernehme ich nur am Rande. Noch einmal bekomme ich meine Wade frei massiert. Mein Rucksack wird endlich leichter, da ich von den bereitgestellten Vorräten nichts benötige, sondern die eigene Verpflegung nutze. Cirka 30 Minuten und weiter gehts in die Dunkelheit. Bisher kein Drücken der Schuhe, kein Scheuern von irgend welchen Nähten. Nur die Wade will nicht so richtig. Wir schaffen es noch, durch das Waldstück, am See vorbei bis zu einer asphaltierten Straße. Hier war dann endgültig Schluss. Die Wade hat mich gestoppt. Mein Marschpartner selber zu dem Zeitpunkt ebenfalls am Ende seiner Kräfte. “Wenn du nicht ausgestiegen wärst, wär ich jetzt umgefallen!” Nur ein Telefonanruf genügte und der Abtransport war gesichert. Noch während des Transportes zur nächsten Bahnstation erhielten wir unsere Urkunden, über die zurückgelegten 50 km.
An der Bahnstation angekommen, warteten bereits mehrere Ausgestiegene, teils mit offenen Füssen, teils mit Erschöpfunfssymtomen. Hier fassten wir den Entschluss, im kommenden Jahr die Strecke erneut anzugehen. Mein Fazit: Der Sonntagsmorgen nur mal so um den Sportplatz Läufer, wird diesen Marsch nicht schaffen!!!! Muskelfaserriss in der linken Wade heilte dann über 6 Wochen ab. Spezielles Training nur für den Muskelaufbau der ramponierten Wade, lange Läufe und Märsche sowie irre viele Kilometer mit dem Rad als Vorbereitung für den kommenden Marsch absolviert. Also gut gerüstet und vorbereitet für den Mammutmarsch 2015 angemeldet.
Mammutmarsch 2015
………..der Termin rückt immer näher und die innere Unruhe wächst. Hält die Wade? Archillessehnenprobleme das Jahr über erfolgreich bekämpft. Verschiedenste Schuhe ausprobiert und eingelaufen. Alles ist perfekt!!! Nur dieses Mal will mein Marschpartner vom Vorjahr nicht mitmachen. OK, dann also solo!!!endlich ist es wieder so weit. Diese Menschenmenge kann doch nicht der Teilnehmerhaufen sein!!!!!!! Also von 150 auf fast 900 Teilnehmer ist schon mal ´ne krasse Hausnummer. WOW!!!!Und die Veranstalter haben auch diese Herausvorderung gepackt.
So, Freundin in Berlin bei Verwandten untergekommen und mir noch einmal gut zugeredet, bin ich schließlich im Tunnel. Im Grunde keine Wahrnehmung der Aktivitäten anderer. Auffällig wie schon im Vorjahr ein Teilnehmer mit Hund und Kind. “Der muss verrückt sein” Coole Nummer!!!!! Nach der Startnummernausgebe fängt es an leicht zu nieseln. Regencapes und Jacken werden übergeworfen und verschwinden genauso schnell wieder. Ich mache 5 Uniformierte der Bundeswehr aus und unterhalte mich mit ihnen. Scheinen gut vorbereitet und ausgerüstet zu sein. Werde mich an sie hängen und versuchen dran zu bleiben.
Startgruppenauslosung vorbei und der Kampf beginnt. Ist schon eine mächtige Horde, die von Berlin aus in Richtung Polen marschiert. Wer hier an etwas anderes als Sport denkt ist selbst schuld. “Hey Freunde in Uniform, wir habe noch 99 km vor uns und ihr maqrschiert, als müssest ihr einen Weltrekord erzielen,” höre ich mich sprechen und versuche in den für mich korrekten Atemrhythmus zu gelangen. Klappt prima. Und schon haben wir uns zu einer 8 köpfigen Gruppe zusammengefunden. Keine Ahnung, welche Gesprächsthemen wir in diesem Moment hatte. Erinnere mich aber noch an einen Vorfall, wo wir eine Straße überquerten und ein genervter Autofahrer wild gestikulierend und seine Hupe ununterbrochen betätigt, damit wir die Straße frei machen. Kurz mal an die Fahrerscheibe geklopft und etwas lauter, diesem Vollhonk erklärt, dass er vorsichtiger sein sollte, da er diese sportliche Horde nicht kennt. Muss wohl sehr böse und gefährlich geguckt haben, da er sich für seine Huperei entschuldigte.
Erste Verpflegungsstation keine Schmerzen, keine Blasen. Alles perfekt. Kurz Energie getankt und weiter geht es. Jetzt sind wir schon eine 12 er Gruppe, die das Tempo gemeinsam hält. Oh F*** was ist das, die Schuhe fangen an, auf dem großen Zeh zu drücken. Habe diese ADIDAS TRAIL besonders gut eingelaufen. Nie irgend eine Manko festgestellt und jetzt so etwas. Zweite Verpflegungsstelle, die Schuhe drücken mörderisch. Sind jetzt eine 6er Gruppe, die ungefähr das gleiche Tempo hält. Etwa Kilometer 53, schon mal mehr als vergangenes Jahr. Es gibt für alle Teilnehmer eine warme Suppe. Ich kann vor Schmerzen an den Zehen nichts essen und bestelle mir beim Sportplatzwart (ein SCHALKEFAN) 3 Becher Kaffee und einen Eimer mit Eiswasser. Socken ausgezogen, zeigt sich das Malheur. Limettengroße Blasen auf beiden großen Zehen. Kurzerhand aufgestochen, desinfiziert und Füße ins Eiswasser. Nach einer Ewigkeit frische Socken angezogen, die schmerzenden Füße in die Schuhe. Noch einem Mädel geholfen, die Füße zu verbinden und gaaaaaaaanz langsam weiter.
Und das dauerte, bis der richtige Rhythmus wieder gefunden war. Zwischenzeitig laufe ich nur noch auf den Außenseiten der Füße, um die Schmerzen ein wenig zu mindern. Die uns begleitende Frau steigt bei Kilometer 70 mit offenen Füßen (sahen aus wie rohe Steaks) aus. Hierzu im Nachhinein nochmal den Hut gezogen, so weit durch gehalten zu haben.
Inzwischen latschen wir wortlos durch eine Landschaft, wo die Straßenbauer keine Lust hatten, die Pflastersteine mit der glatten Fläche nach oben zu verlegen. Ich habe das Gefühl, die haben die Steine so in den Boden gesteckt, wie sie sie in die Hände bekamen. Mal ´ne Spitze oben, mal ´ne Kante oben. Ganz selten die glatte Seite. Vll habe ich aber auch nur das Gefühl. “Hey, wir rennen seit 10 Minuten ohne ein Wort gesprochen zu haben”, höre ich aus der Gruppe. Die Antwort ist noch viel schlimmer:” Nein nicht 10 Minuten, sondern seit etwa 10 Kilometer hat keiner auch nur ein Wort gesprochen.! “
Nun nur noch zu viert unterwegs, da einer aus der Gruppe nach dem Spatengang nicht mehr zur Gruppe zurückgefunden hat. Muss aber ein großer Haufen gewesen sein. Nochmal ein kurzer Halt, um zu essen und zu trinken. Wurde aber erneut auf etwa 30 Minuten ausgedehnt. Bei Kilometer eine einsames Mädel in die Gruppe integriert, die als Ansporn für uns Kerle, mit ihrem Hintern vor uns herwackeln sollte. Kilometer 96, unsere 2 Jungspunde setzen sich an den Straßenrand und benötigen eine erneute Pause. Lange halten meine Füße das nicht mehr aus. Die Schmerzen sind fast unerträglich. Aber aufgrund meines Ausscheidens im Vorjahr, würde ich die Ziellinie auch auf allen vieren innerhalb der 24 Stunden überqueren.
Die letzen Kilometer werden uns vom jungen Mädel versüßt, weil sie aus ihrem Rucksack eine Tüte HARIBO-Konfekt hervorholt. Lässt fast die schmerzenden Füße vergessen.
Marschiere immer noch in der Regenjacke, die ich obwohl es seit Stunden nicht mehr Regnet, übergestülpt habe.
Zu dritt überqueren wir Torsten, das Mädel und ich nach 20: 23 Std. die Ziellinie in Güsow. Übrigens haben die 2 Zurückbleiber das Ziel 2 Stunden nach uns erreicht. Zu meiner Überraschung werde ich hier von meiner Freundin in Empfang genommen. Endlich gibt es auch Äpfel zu essen. Schnell die Schuhe aus und die Füße hochgelegt. Das mir beim Marsch 4 Fussnägel abhanden gekommen wraen, sollte ich erst später feststellen. Bin danach sofort im Auto eingeschlafen und nur einmal kurz vor Magdeburg wach geworden. Dann wieder weiter gepennt bis Lehrte und auf der Autobahnraststätte ´nen Eis geschleckt.
Wie anstrengend der Marsch für mich gewesen war, stellte sich erst an den Folgetagen heraus. Außerdem trug ich 6 Wochen lang keine festen Schuhe, sondern nur Badeschlappen. Anstatt der sonstigen Laufeinheiten, riss ich anfangs unzählige Kilometer auf dem Rad ab. Jetzt etwa 10 Monate danach hält mich nichts von einem erneuten Start ab. Kann es kaum noch erwarten. Unser Ziel ist es in diesem Jahr eine Zeit unter 20 Stunden zu marschieren.
Wünsche allen einen gesunden und vor allem aber freudigen Marsch!!!
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