VIRTUAL RUN – Der ganz individuelle Wettkampf

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Virtual … was? Ja genau. Bis Januar dieses Jahres hatte ich nicht einmal eine Ahnung von der Existenz von Virtual Runs bzw. Virtual Races. Das liegt vermutlich auch daran, dass es so etwas in Deutschland nach meinen Recherchen schlicht und einfach nicht gibt. virtuallogoZum ersten Mal erfuhr ich über ein Foto einer Medaille in einem befreundeten Blog von diesen virtuellen Wettkämpfen und begann dann nachzuforschen, was es damit auf sich hat.

Virtual Runs bzw. Virtual Races sind keine Wettkämpfe im üblichen Sinne, d. h. sie finden nicht (unbedingt) zu einem gegebenen Zeitpunkt statt und schon gar nicht an einem vorgegebenen Ort. Das genau ist wohl das Hauptaugenmerk bei Virtual Runs. Jeder Teilnehmer kann sein Rennen an dem Ort vollziehen, an dem er möchte. In der heimischen Umgebung, im Urlaub, auf der Straße, im Wald – völlig egal. Auch die parallele Teilnahme an einem anderen Wettkampf ist möglich. Das scheint auch die einzige fixe Regel zu sein. Ansonsten definiert jeder Anbieter die weiteren Rahmenbedingungen völlig frei, entweder für alle Rennen pauschal oder sogar für jedes neu und anders.

Oftmals werden die klassischen Wettkampfdistanzen angeboten: 5 km, 10 km, Halbmarathon und Marathon. Da die Ausrichter hauptsächlich in den USA sitzen, gibt es zusätzlich auch Wettkämpfe in Meilen angegeben. Die Distanz ist dann meist innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes zurückzulegen. Das kann eine bestimmte Woche sein (z. B. Ostern für einen virtuellen Osterlauf), ein oder mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr. Dabei ist es teilweise sogar möglich, das Zurücklegen der Distanz in mehreren Sessions zu absolvieren. Und auch die Form der Fortbewegung ist nicht unbedingt nur aufs reine Laufen beschränkt. Vielfach wird es den Teilnehmern freigestellt, den Wettkampf auf dem Laufband zu begehen, zu walken, ja sogar zu schwimmen. Damit trotzdem so richtiges Wettkampf-Feeling aufkommen kann, kann man sich Startnummern auf den Websites der Anbieter herunterladen, ausdrucken und am Shirt befestigen.

moviemadness5kbib
Startnummer zum Movie Madness 5k

Die Zeitmessung nimmt jeder für sich selbst mit seinen gegebenen Mitteln vor. Danach hat man die Möglichkeit, seine Zielzeit auf der Anbieterseite selbst anzugeben und kann ggf. Fotos vom Lauf in den sozialen Medien posten. Man muss aber  auch nichts von alledem tun, wenn man nicht möchte. Die Virtual Runs setzen also vollständig auf das Vertrauensprinzip. Es geht hier nicht primär um das Erreichen von Topleistungen. Jede Zeit für sich ist toll und ein Erfolg ohne den Druck eines Zeitlimits.

Als Belohnung erhalten die Finisher Medaillen, die fast immer sehr kreativ und hübsch gestaltet sind und in den USA auch gern als Bling bezeichnet werden. Für viele Virtual Runs gibt es ein bestimmtes Thema. So kann man sich beim  Anbieter US Road Running beim “Pirates 5k” eine Medaille im Piratendesign oder zu Ostern zum “Hop To It-Virtual Run” von Willrunforbling eine mit einem putzigen Osterhasen erlaufen. Jost Running verleiht jedem Teilnehmer im Mai für das erkunden einer neuen Strecke die “Brave New Route”-Medaille und Virtual Run Queen lässt jeden an seinem Geburtstag sein Alter in Meilen durch 10 für den Geburtstagskuchen rennen. Das sind nur einige wenige Beispiele und Anbieter, aber sie lassen erahnen, wie vielfältig die Gestaltung von Virtual Runs sein kann.

Movie Madness 5k, US Road Running, 2014
Movie Madness 5k, US Road Running, 2014

Natürlich ist die Teilnahme grundsätzlich nicht kostenfrei, man erhält aber auch meist eine konkrete Gegenleistung (Medaille, Startnummer). Zudem verwenden einige Anbieter einen Teil ihrer Einnahmen auch für wohltätige Zwecke. Mit etwa 12 bis 35 Dollar muss man für die Anmeldung rechnen, für den Versand außerhalb der USA kommen noch einmal etwa 8 bis 10 Dollar für Porto hinzu.  Die Dauer zwischen Versand und Erhalt der Medaillen kann schon einmal zwei bis drei Wochen betragen. Das sollte man wissen, sofern man sich die Medaille gleich nach dem erfolgreichen Absolvieren des Wettkampfes um-/aufhängen möchte. Teilweise werden die Belohnungen auch erst ab einem bestimmten Zeitpunkt versandt (z. B. nach Eintragung der Zielzeit für die Gravur der Medaille oder am Ende des Event-Zeitraums).

Ich habe inzwischen an drei Virtual Runs teilgenommen und bin schon für vier weitere angemeldet. Dabei sehe ich vor allem die folgenden Vor- bzw. Nachteile von Virtual Runs im Gegensatz zu den üblichen organisierten Wettkämpfen:

Vorteile:

  • Völlige Wahlfreiheit des Ortes, der Strecke und des Terrains
  • Keine Notwendigkeit der Anreise, Unterkunft, Abholen von Startunterlagen
  • Zeitliche Flexibilität (vor allem auch für Abendläufer)
  • Keine vorgegebenen Zeitlimits zum Absolvieren der Distanz
  • Überprüfung des eigenen Leistungsstandes
  • Wettkämpfe auch außerhalb der Wettkampfsaison
  • Kreative, schöne Medaillen, die die Sammlung lokaler Medaillen deutlich aufhübschen
  • Belohnungen für erzielte Erfolge auch ohne Teilnahme an organisierten Wettkämpfen

Nachteile:

  • Teure Portokosten, da Anbieter bislang nur in den USA
  • Der Rummel um das Ereignis herum fehlt. Die Musik und Stimmung bei einem festen Event kann kein Virtual Run simulieren.

Ob Virtual Runs etwas für einen sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Einige mögen vielleicht die Ernsthaftigkeit hinter der Sache bezweifeln, da man sich im Prinzip die Medaillen kaufen kann, ohne jemals gelaufen zu sein. Ich persönlich empfinde diese neue Wettkampfform als eine schöne Ergänzung (nicht Ersatz) zu den großen und kleinen organisierten Events und verdiene mir jede Medaille ehrlich mit viel Schweiß. Und so schöne, wenn auch teils kitschige Medaillen wie hier, gibt es bei den deutschen Läufen nicht.

We Go Together 10k & HM, JostRunning, 2014
We Go Together 10k & HM, JostRunning, 2014
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Aus aktuellem Anlass: einige deutsche Anbieter für Virtual Runs findest du in meinem neuen Artikel

Sport in Zeiten von Corona – und was sonst so geht


Virtual … was? Ja genau. Bis Januar dieses Jahres hatte ich nicht einmal eine Ahnung von der Existenz von Virtual Runs bzw. Virtual Races. Das liegt vermutlich auch daran, dass es so etwas in Deutschland nach meinen Recherchen schlicht und einfach nicht gibt. virtuallogoZum ersten Mal erfuhr ich über ein Foto einer Medaille in einem befreundeten Blog von diesen virtuellen Wettkämpfen und begann dann nachzuforschen, was es damit auf sich hat.

Virtual Runs bzw. Virtual Races sind keine Wettkämpfe im üblichen Sinne, d. h. sie finden nicht (unbedingt) zu einem gegebenen Zeitpunkt statt und schon gar nicht an einem vorgegebenen Ort. Das genau ist wohl das Hauptaugenmerk bei Virtual Runs. Jeder Teilnehmer kann sein Rennen an dem Ort vollziehen, an dem er möchte. In der heimischen Umgebung, im Urlaub, auf der Straße, im Wald – völlig egal. Auch die parallele Teilnahme an einem anderen Wettkampf ist möglich. Das scheint auch die einzige fixe Regel zu sein. Ansonsten definiert jeder Anbieter die weiteren Rahmenbedingungen völlig frei, entweder für alle Rennen pauschal oder sogar für jedes neu und anders.

Oftmals werden die klassischen Wettkampfdistanzen angeboten: 5 km, 10 km, Halbmarathon und Marathon. Da die Ausrichter hauptsächlich in den USA sitzen, gibt es zusätzlich auch Wettkämpfe in Meilen angegeben. Die Distanz ist dann meist innerhalb eines vorgegebenen Zeitraumes zurückzulegen. Das kann eine bestimmte Woche sein (z. B. Ostern für einen virtuellen Osterlauf), ein oder mehrere Monate oder sogar ein ganzes Jahr. Dabei ist es teilweise sogar möglich, das Zurücklegen der Distanz in mehreren Sessions zu absolvieren. Und auch die Form der Fortbewegung ist nicht unbedingt nur aufs reine Laufen beschränkt. Vielfach wird es den Teilnehmern freigestellt, den Wettkampf auf dem Laufband zu begehen, zu walken, ja sogar zu schwimmen. Damit trotzdem so richtiges Wettkampf-Feeling aufkommen kann, kann man sich Startnummern auf den Websites der Anbieter herunterladen, ausdrucken und am Shirt befestigen.

moviemadness5kbib
Startnummer zum Movie Madness 5k

Die Zeitmessung nimmt jeder für sich selbst mit seinen gegebenen Mitteln vor. Danach hat man die Möglichkeit, seine Zielzeit auf der Anbieterseite selbst anzugeben und kann ggf. Fotos vom Lauf in den sozialen Medien posten. Man muss aber  auch nichts von alledem tun, wenn man nicht möchte. Die Virtual Runs setzen also vollständig auf das Vertrauensprinzip. Es geht hier nicht primär um das Erreichen von Topleistungen. Jede Zeit für sich ist toll und ein Erfolg ohne den Druck eines Zeitlimits.

Als Belohnung erhalten die Finisher Medaillen, die fast immer sehr kreativ und hübsch gestaltet sind und in den USA auch gern als Bling bezeichnet werden. Für viele Virtual Runs gibt es ein bestimmtes Thema. So kann man sich beim  Anbieter US Road Running beim “Pirates 5k” eine Medaille im Piratendesign oder zu Ostern zum “Hop To It-Virtual Run” von Willrunforbling eine mit einem putzigen Osterhasen erlaufen. Jost Running verleiht jedem Teilnehmer im Mai für das erkunden einer neuen Strecke die “Brave New Route”-Medaille und Virtual Run Queen lässt jeden an seinem Geburtstag sein Alter in Meilen durch 10 für den Geburtstagskuchen rennen. Das sind nur einige wenige Beispiele und Anbieter, aber sie lassen erahnen, wie vielfältig die Gestaltung von Virtual Runs sein kann.

Movie Madness 5k, US Road Running, 2014
Movie Madness 5k, US Road Running, 2014

Natürlich ist die Teilnahme grundsätzlich nicht kostenfrei, man erhält aber auch meist eine konkrete Gegenleistung (Medaille, Startnummer). Zudem verwenden einige Anbieter einen Teil ihrer Einnahmen auch für wohltätige Zwecke. Mit etwa 12 bis 35 Dollar muss man für die Anmeldung rechnen, für den Versand außerhalb der USA kommen noch einmal etwa 8 bis 10 Dollar für Porto hinzu.  Die Dauer zwischen Versand und Erhalt der Medaillen kann schon einmal zwei bis drei Wochen betragen. Das sollte man wissen, sofern man sich die Medaille gleich nach dem erfolgreichen Absolvieren des Wettkampfes um-/aufhängen möchte. Teilweise werden die Belohnungen auch erst ab einem bestimmten Zeitpunkt versandt (z. B. nach Eintragung der Zielzeit für die Gravur der Medaille oder am Ende des Event-Zeitraums).

Ich habe inzwischen an drei Virtual Runs teilgenommen und bin schon für vier weitere angemeldet.

easter5k_collage

Dabei sehe ich vor allem die folgenden Vor- bzw. Nachteile von Virtual Runs im Gegensatz zu den üblichen organisierten Wettkämpfen:

Vorteile:

  • Völlige Wahlfreiheit des Ortes, der Strecke und des Terrains
  • Keine Notwendigkeit der Anreise, Unterkunft, Abholen von Startunterlagen
  • Zeitliche Flexibilität (vor allem auch für Abendläufer)
  • Keine vorgegebenen Zeitlimits zum Absolvieren der Distanz
  • Überprüfung des eigenen Leistungsstandes
  • Wettkämpfe auch außerhalb der Wettkampfsaison
  • Kreative, schöne Medaillen, die die Sammlung lokaler Medaillen deutlich aufhübschen
  • Belohnungen für erzielte Erfolge auch ohne Teilnahme an organisierten Wettkämpfen

Nachteile:

  • Teure Portokosten, da Anbieter bislang nur in den USA
  • Der Rummel um das Ereignis herum fehlt. Die Musik und Stimmung bei einem festen Event kann kein Virtual Run simulieren.

Ob Virtual Runs etwas für einen sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Einige mögen vielleicht die Ernsthaftigkeit hinter der Sache bezweifeln, da man sich im Prinzip die Medaillen kaufen kann, ohne jemals gelaufen zu sein. Ich persönlich empfinde diese neue Wettkampfform als eine schöne Ergänzung (nicht Ersatz) zu den großen und kleinen organisierten Events und verdiene mir jede Medaille ehrlich mit viel Schweiß. Und so schöne, wenn auch teils kitschige Medaillen wie hier, gibt es bei den deutschen Läufen nicht.

We Go Together 10k & HM, JostRunning, 2014
We Go Together 10k & HM, JostRunning, 2014
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11 Gedanken zu “VIRTUAL RUN – Der ganz individuelle Wettkampf

  1. Hallo Caro! ☺
    Danke für die tolle Erklärung der Virtual Runs. Ich hatte zwar vor einem Jahr schon mal was davon gehört, aber nie so richtig, wie das funktioniert. Ich glaube, ich werde im Jahr 2016 auch mal einen dieser Virtual Runs laufen.
    LG Dani

  2. Hallo Dani, ich freue mich, wenn ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen konnte. Leider gibt es sie ja wirklich nur in den USA und UK. Wer weiß, vielleicht starte ich mal einen EarnYourBacon-Virtual Run 🙂

  3. Hi! Ich bin über ein paar Freunde aus UK auf Virtual Runs aufmerksam geworden und finde das eine tolle Sache. Bei meiner Suche nach solchen Rennen in Deutschland bin ich auf dein Blog gestoßen. Leider sind solche virtuellen Rennen bei uns wohl nicht so verbreitet, was ich sehr schade finde. Kennst du Webseiten, wo virtuelle Rennen angekündigt werden? Bisher habe ich nur http://www.virtualrunneruk.com gefunden.

  4. Ich lese gerade erstmalig von Virtual Runs. Coole Nummer… So etwas wie eine Blogparade für Läufer… Müsste sich doch via Strava oder etwas ähnliches organisieren lassen..

  5. Michael, da hast du recht. Ich hole morgen endlich die Medaillen für die Jedi Challenge vom Zoll ab. Und dann schauen wir mal, ob ich ein paar Leute zusammengetrommelt bekomme!

  6. Hallo,
    Ich habe deinen Artikel gelesen und mich gleich erstmal für Läufe anmelden wollen. Leider ist bei Will run for bling nur Kreditkarte möglich. Zum Glück habe ich noch Anbieter gefunden, die Paypal anbieten. Bleiben die Medaillen immer im Zoll hängen, oder bekommt man sie auch so nach Hause?

  7. Hi Tanja, nein, in der Regel kommen die Medaillen in kleinen Briefumschlägen zu dir. Ich hatte ja eine Großbestellung aufgegeben, die als Paket für den Zoll interessant wurde. Keine Sorge, deine Medaille sollte bei dir direkt ankommen. 🙂

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