[:de]Der letzte Marsch des Mammuts – Kopfsteinpflaster des Todes[:]

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Last41k Mammut title

Brennende Fußsohlen, schmerzende Knie, zeckende Oberschenkel und eine schlafproblembehaftete Nacht – das und nicht weniger bescherten mir die letzten Kilometer der Mammutmarschstrecke aus dem Mai.

Hunderte hatten sich bereits Monate auf das Saisonhighlight „Mammutmarsch 2016“ vorbereitet. Ein kleiner unbeugsamer Teil davon ließ sich nach dem unfreiwilligen Abbruch aber nicht unterkriegen und wollte wissen, was auf die Wanderer gewartet hätte, wären sie die vollen 100 km in 24 Stunden gegangen. Und so trafen sich rund 30 ehemalige Teilnehmer des Mammutmarschs Ende Juli am Bahnhof Gusow, dem eigentlichen Ziel des Events.

Last41k Gusow

Aus logistischen Gründen starteten wir von hinten mit dem Ziel Rehfelde, wo die Bahn mehr als 1x die Stunde verkehrt. Da einige das letzte Teilstück der Originalroute als zu asphalt- und bundesstraßenlastig kritisiert hatten, hatte ich mal wieder die Maus geschwungen und die Strecke mit mehr Grünanteil interpretiert.

Um 10.40 Uhr liefen wir los, ab in die Wälder Brandenburgs, wo die mobile Netzabdeckung noch ein Fremdwort ist. Ganz zum Leidwesen von Diana und mir, denn wir hatten heute noch ein weiteres Ziel: ganz viele Eier brüten. Ja. Brüten. Selbstverständlich bin auch ich dem Pokémon-Wahn verfallen. Und mit Diana war ich in guter Gesellschaft. Statt Portale zu erobern, wollten wir uns heute neben Kilometerschrubben ganz dem Monsterfang hingeben… und ab und zu einen Geocache ausbuddeln. Da ich in Karsten einen hervorragenden Navigator mit an Bord der Truppe hatte, konnte ich mich daran machen, Ratzfatze und Raupies aufzuspüren. Dachte ich zumindest. Da hatte ich aber die mobilfunktechnische Ausstattung in der Gegend überschätzt.

Ein gutes hatte das auf der anderen Seite: ich konnte die wunderschöne Landschaft genießen, durch die die Strecke führte. Soviel Natur um uns herum. Durch die etwas verregneten Vorwochen war die Vegetation mancherorts geradezu explodiert und hatte sich zu einem deutschen Urwald entwickelt. Das Klima nahm sich da nicht aus. Es fühlte sich alles subtropisch an und brachte uns ordentlich zum Schwitzen.

Last41k Urwald2

Wenn wir nicht durch Wälder spazierten, führte uns die Route über Graslandschaften, Feldwege und auch vorbei an Maisplantagen, deren Stauden mich teilweise um sicher einen Meter überragten. Gerade hier war der Boden ziemlich uneben, verwachsen und es ging bergauf und bergab. Wenn man bedenkt, das dies die letzten Kilometer einer 100 km-Wanderung sind, ist das ziemlich anspruchsvolles Terrain.

Die erste Pause machten wir im ländlichen Hermersdorf. Meine Hoffnung auf eine kalte, zuckerhaltige Cola wurde leider durch die Abwesenheit von einer Einkaufsmöglichkeit enttäuscht. Hier gab es einfach mal nix. Außer vielleicht die zukünftigen Weihnachtsbraten. Als Pausenplatz suchten wir uns die Kirchenmauer aus. Wahrscheinlich hat die Kirche hier sonst nie so viele Besucher. Immerhin gab es in Hermersdorf einen Pokéstop, da das mit dem Eierbrüten nicht so voran ging, wie Diana und ich uns das vorgestellt hatten.

Kaum aus Hermersdorf raus, fand ich mich in einem Meer von Sonnenblumen wieder. Zugegeben, es war zwar sommerlich heiß, zu heiß fürs Wandern, aber der Sommer hatte aus der Mammutstrecke etwas großartiges gezaubert, was wir im Mai so nicht gesehen hätten.

Und auch kulinarisch hatte unsere Tour einiges zu bieten. Ab und an fand ich wilde Brombeeren und einer der Feldwege war gesäumt von Mirabellen- und Apfelbäumen. Plötzlich hing eine Schar Wanderer in den Ästen und pflückte die frischen Früchte, was das Zeug hält. Neben dieser unerwarteten Erfrischung trafen wir auf weitere Schönheiten und Kuriositäten an der Strecke wie ein Hexenhäuschen, den pfundigen Weg zur Kalorienpromenade, fanden einen Wegweiser zur Hölle und eine kleine Wassermühle im Nichts.

Im beschaulichen Buckow fanden wir endlich die langersehnte Zivilisation wieder und stürzten uns gleich auf den ersten Imbiss, den wir finden konnten, da der einzige Supermarkt um 16:30 Uhr wohl schon zu hatte. Auch egal, hier gab es kalte Cola, Bier, Eis. Also alles, was das Wandererherz begehrt. Auch Pokémons, die gefangen werden wollten. Die Stärkung war mehr als nötig, denn wie wir feststellten, lag Buckow anscheinend auf einem Berg. Noch ein Berg! Wir schnauften hoch und wieder ging es ab in die Wälder Brandenburgs.

Wunderschöne Seenlandschaften zogen an uns vorbei und ließen in mir das eine oder andere Mal die Sehnsucht aufkeimen, einfach mal reinzuhüpfen. Aber wir hatten ja noch ein paar Kilometer vor uns und ich keine Badesachen dabei. Doof.  Sogar den Jakobsweg kreuzten wir!

Last41k Jakobsweg

Unser Grüppchen hatte sich mal wieder ordentlich auseinander gezogen. Warum die anderen da vorn so rannten, wusste ich nicht so recht. Sie würden den nächsten Zug sowieso nicht mehr erreichen können. Daher machten einige von uns extrem langsam oder sogar Pause oder warteten auf die letzten, denn der Endspurt gestaltete sich mehr als grausam. Eine endlose gerade Kopfsteinpflasterstraße, auf der jeder Stein in eine andere Richtung zeigte, ließ unsere Gelenke ausdrücken: “Wir haben keinen Bock mehr!” Das Ding zog und zog sich. Da half nur gemeinsames jammern. Am Ende angekommen bemitleideten wir uns erstmal alle gegenseitig und fragten uns, wie wir das Stück wohl beim Mammutmarsch befunden hätten. So ein Sch…!

Nach gut 9 Stunden kamen wir am Sportplatz Rehfelde an und wenig später am Bahnhof, wo unsere Vorreiter tatsächlich noch saßen und auf den Zug warteten. Ein gemeinsames Abschiedsfoto war natürlich Pflicht. Und das Versprechen: nächstes Jahr machen wir die Strecke wieder. Aber diesmal in einem Rutsch!

Last41k Rehfelde Gruppe[:]

2 Gedanken zu “[:de]Der letzte Marsch des Mammuts – Kopfsteinpflaster des Todes[:]

  1. Danke für den wundervollen Bericht und die großartigen Fotos. Es kommen gleich wieder tolle Erinnerungen an den Tag mit wunderbaren Menschen in zauberhafter Landschaft zurück.

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