Category Archives: Outdoor

Der Hitchhiker im Schnee

[:en]Tag 2 des Wasserverteilens war schon mal genauso spannend und planändernd wie der erste. Eigentlich sogar noch mehr. Durch die unruhige Nacht befand ich mich um 7:30 Uhr schon wieder auf der Straße nach Norden. Es regnete, dann schüttete es. Nach dem Horrortrip auf der schlammigen Straße von gestern stellte ich mir die Frage, ob ich wirklich die Bergstraße zum nächsten Cache-Punkt nehmen sollte. Immerhin führte die immer schon am Abhang entlang. Nach kurzem Probefahren befand ich den Zustand jedoch für gut und machte mich auf über einen 15 km langen Aufstieg über 1.000 Höhenmeter in die Berge. Je höher ich kam, desto fieser wurde das Wetter. Es hagelte. Die ersten Schneefetzen auf der Straße. Und ich ohne Allrad. 2 km vor meinem geplanten Punkt war die komplette Straße dann bedeckt mit Schnee und Eis. Kurze Probefahrt: keine Chance. Der Wagen flutschte hin, wo er wollte. Das Risiko war mir zu hoch. Also ließ ich meine Wassergallonen genau dort, wo sich auch ein netter Platz zum Zelten befindet und trat den Rückzug an.

Wieder unten angekommen schüttete und hagelte es weiter. Am Straßenrand sah ich einen bepackten Mountainbiker, der per Anhalter fahren wollte. „Armer Kerl“, dachte ich. „Aber ich krieg ja sein Rad nicht ins Auto. Halt! Ich hab doch n Pickup.“ Also wendete ich und nahm Dan, den Hitchhiker mit. Wie sich herausstellte, war er auf dem Arizona Trail mit dem Mountainbike unterwegs und musste angesichts des Wetters abbrechen. Alle seine Sachen waren völlig durchnässt und er wollte nach Flagstaff, wo sein Auto steht. Nach Flagstaff wollte ich heute allerdings noch nicht, ich wollte beim nächsten Cache-Punkt campen. Damit war er einverstanden, einen Tag später nach Flagstaff zu kommen.

Es ward Winter

Je weiter wir allerdings fuhren, verwandelte sich die Landschaft vom Kakteenmeer in ein Winterwunderland. Damit hatte ich irgendwie so gar nicht gerechnet. Meine romantische Vorstellung war gewesen, unter Tannenbäume schön mein Zelt aufzuschlagen und vorher noch ne Runde angeln zu gehen. Die Seen waren jedoch dick zugefroren und der Campground, wo ich bleiben wollte, gesperrt und unter einer meterhohen Schneedecke begraben. Hier zu bleiben war also keine Option, denn ich konnte ja das Auto nirgends lassen. Also verbuddelten Dan und ich die Wassergallonen im Schnee und machten uns auf den Weg… nach Flagstaff.

Nach rund 200 km Hitchhiken war mir Dan so dankbar, dass er mich zum Mexikaner einlud, wo wir uns auch verabschiedeten. Da es erst 15:30 Uhr war, beschloss ich, noch den letzten und nördlichsten Cachepunkt kurz vor dem Grand Canyon anzufahren. Irgendwie hoffte ich, hier bessere Konditionen zum Campen zu finden. Die Realität holte mich aber schnell ein, als sämtliche Waldstraßen gesperrt waren. Kein Cache, kein Zelten.

Da für die Nacht rund -10 Grad angesagt waren, beschloss ich schweren Herzens, nach Flagstaff zurückkehren und mir ein Motelzimmer zu nehmen.

Ein gutes sollte es aber haben: ich habe auf einmal einen kompletten Tag Vorsprung und somit einen Tag Zeit für eine ungeplante Wanderung. :)[:de]Tag 2 des Wasserverteilens war schon mal genauso spannend und planändernd wie der erste. Eigentlich sogar noch mehr. Durch die unruhige Nacht befand ich mich um 7:30 Uhr schon wieder auf der Straße nach Norden. Es regnete, dann schüttete es. Nach dem Horrortrip auf der schlammigen Straße von gestern stellte ich mir die Frage, ob ich wirklich die Bergstraße zum nächsten Cache-Punkt nehmen sollte. Immerhin führte die immer schön am Abhang entlang. Nach kurzem Probefahren befand ich den Zustand jedoch für gut und machte mich  über einen 15 km langen Aufstieg über 1.000 Höhenmeter auf in die Berge. Je höher ich kam, desto fieser wurde das Wetter. Es hagelte. Die ersten Schneefetzen auf der Straße. Und ich ohne Allrad. 2 km vor meinem geplanten Punkt war die komplette Straße dann bedeckt mit Schnee und Eis. Kurze Probefahrt: keine Chance. Der Wagen flutschte hin, wo er wollte. Das Risiko war mir zu hoch. Also ließ ich meine Wassergallonen genau dort, wo sich auch ein netter Platz zum Zelten befindet und trat den Rückzug an.

Wieder unten angekommen schüttete und hagelte es weiter. Am Straßenrand sah ich einen bepackten Mountainbiker, der per Anhalter fahren wollte. „Armer Kerl“, dachte ich. „Aber ich krieg ja sein Rad nicht ins Auto. Halt! Ich hab doch n Pickup.“ Also wendete ich und nahm Dan, den Hitchhiker mit. Wie sich herausstellte, war er auf dem Arizona Trail mit dem Mountainbike unterwegs und musste angesichts des Wetters abbrechen. Alle seine Sachen waren völlig durchnässt und er wollte nach Flagstaff, wo sein Auto steht. Nach Flagstaff wollte ich heute allerdings noch nicht, ich wollte beim nächsten Cache-Punkt campen. Damit war er einverstanden, einen Tag später nach Flagstaff zu kommen.

Es ward Winter

Je weiter wir allerdings fuhren, verwandelte sich die Landschaft vom Kakteenmeer in ein Winterwunderland. Damit hatte ich irgendwie so gar nicht gerechnet. Meine romantische Vorstellung war gewesen, unter Tannenbäumen schön mein Zelt aufzuschlagen und vorher noch ne Runde angeln zu gehen. Die Seen waren jedoch dick zugefroren und der Campground, wo ich bleiben wollte, gesperrt und unter einer meterhohen Schneedecke begraben. Hier zu bleiben war also keine Option, denn ich konnte ja das Auto nirgends lassen. Also verbuddelten Dan und ich die Wassergallonen im Schnee und machten uns auf den Weg… nach Flagstaff.

Nach rund 200 km Hitchhiken war mir Dan so dankbar, dass er mich zum Mexikaner einlud, wo wir uns auch verabschiedeten. Da es erst 15:30 Uhr war, beschloss ich, noch den letzten und nördlichsten Cachepunkt kurz vor dem Grand Canyon anzufahren. Irgendwie hoffte ich, hier bessere Konditionen zum Campen zu finden. Die Realität holte mich aber schnell ein, als sämtliche Waldstraßen gesperrt waren. Kein Cache, kein Zelten.

Da für die Nacht rund -10 Grad angesagt waren, beschloss ich schweren Herzens, nach Flagstaff zurückkehren und mir ein Motelzimmer zu nehmen.

Ein gutes sollte es aber haben: ich habe auf einmal einen kompletten Tag Vorsprung und somit einen Tag Zeit für eine ungeplante Wanderung. :)[:]

[:de]Arizona Trail – Der Zeitplan[:]

[:de]Lange war’s ruhig um mein Arizona Trail Projekt. Das heißt aber bei weitem nicht, dass ich untätig war. Im Gegenteil, der Trail nimmt langsam Formen an und so lösen sich einige der 999 Fragen rund um mein großes Abenteuer mehr und mehr auf.

Der Flug ist gebucht!

Nun gibt es quasi kein Zurück mehr. In fünf Monaten ist es endlich soweit, ich lasse Deutschland für etwa vier Monate hinter mir, um mich in dieses riesige Abenteuer, 1.300 km Arizona Trail zu Fuß, und viele kleinere im Anschluss daran zu stürzen. Drei Monate davon decke ich über ein vereinbartes Sabbatical ab, der Rest sind Urlaubstage.

Der Visumsantrag

Diese Zeit übersteigt damit die erlaubten 90 Tage Aufenthaltsdauer am Stück, die mit dem unbürokratischen ESTA-Verfahren möglich sind. Für längere Aufenthalte ist ein Besucher-Visum nötig. Also machte ich biometrische Passfotos, füllte einen sehr langen, englischen Online-Antrag (Formular DS-160) aus und vereinbarte schließlich einen Termin bei der US-Botschaft, die zum Glück einen Standort in Berlin hat. Dort angekommen sollte man mit mindestens einer Stunde für das Anstehen und persönliche Interview mitbringen. Wird der Antrag auf ein Visum genehmigt (was direkt in diesem Termin geschieht), lässt man seinen Reisepass dort und erhält ihn ein paar Tage später mit dem eingetragenen Visum per Post zurück.

Mit dem Visum darf ich nun theoretisch zehn Jahre lang jährlich 180 Tage in den USA verbringen. Theoretisch deswegen, da die jeweilige Aufenthaltsdauer bei jeder Einreise von einem Beamten des Heimatschutzes festgelegt wird. Wollen wir hoffen, dass ich solange bleiben darf, um all die vielen Pläne umzusetzen, die ich gerade schmiede.

Ich baue mir meine Wege

Seit Monaten hocke ich über Papier- und digitalen Karten, suche und plane mir meinen Weg durch die Wüsten und Berge Arizonas. Die Arizona Trail Association stellt dafür für ihre Mitglieder (wird man per jährlichem Beitrag) hochdetaillierte topographische Karten zum Download zur Verfügung. Anhand der darin enthaltenen Routen, Höhenmeter und Wasserstellen habe ich meine Tagesabschnitte in Komoot geplant und gleich noch Fertigkeiten in Open Street Map erworben, denn ich musste feststellen: nicht jeder Trailabschnitt ist in Komoot vorhanden. Da Komoot auf Daten von Open Street Map basiert, habe ich immerhin die komplette Passage 16 per Hand in der freien Kartendatenbank ergänzt. Und siehe da, ein paar Tage später war der Weg in Komoot sichtbar und einige Wochen später auch routebar.

 

Kartentechnisch sollte ich gut ausgestattet sein. Neben den Komoot-Routen habe ich den gesamten Trail auf meiner Fenix. Über mein InReach stehen mir weitere topographische Karten via EarthMate-App auf dem Handy zur Verfügung und zu guter Letzt gibt es die ultimative Arizona Trail-App mit allen aktuellen Daten zu Trails, Wasserverfügbarkeit, Zäunen, Straßen und allem, was dem Wanderer so begegnen kann. Auf (ausgedruckte) Papierkarten werde ich aufgrund der schieren Masse verzichten müssen.

Im Schnitt plane ich, jeden Tag etwa 25 km zurück zu legen. Auf flacheren Abschnitten werden mehr Kilometer geschrubbt, wird es sehr bergig, auch mal weniger. Nach diesem Plan brauche ich 52 Tage, um von Mexiko nach Utah zu wandern. Wahrscheinlich werde ich gerade am Ende viel mehr laufen, aber ich gehe lieber vorsichtig an die Sache heran. Vielleicht verliere ich ja auch aus gesundheitlichen Gründen unterwegs ein paar Tage, die ich dann wieder aufholen muss. Wer weiß?

Wasser in der Wüste

Das leidige Thema des Arizona Trails, die Wasserknappheit. 2018 war eines der trockensten Jahre seit Jahrzehnten. Bedingt durch geringen Schneefall in den Bergen und an sich wenig Niederschlag trugen die wenigen Flüsse so gut wie oder sogar kein Wasser. Kleinere Seen waren schon im März ausgetrocknet. Die Trail Angels waren schwer beschäftigt, Wasserkanister an den Trailheads zu lagern. Niemand weiß, ob es in 2019 besser wird. Und selbst wenn es ein regen- bzw. schneereiches Jahr werden sollte, gibt es Abschnitte, auf denen die Wahrscheinlichkeit, Wasser zu finden, zwischen 0 bis 1 (auf einer Skala bis 4) gibt.

50 oder mehr Kilometer ohne die Sicherheit, Wasser zu bekommen, ist ein Risiko, was ich lieber vorsorglich minimiere. Also werde ich mir etwa eine Woche vor meinem Start ein Mietauto schnappen, einen Hamsterkauf Wasserkanister tätigen und mich auf einen lustigen Roadtrip durch Arizona begeben. Da ich in Tucson lande und der südliche Teil des Arizona Trails wassertechnisch positiver aussieht als der Norden, klappere ich Trailheads und Hinterlandstraßen bis fast zum Grand Canyon ab, um dort jeweils 1-2 Kanister für mich zu lagern.

 

Natürlich könnte ich mich in dem Punkt auch auf die Hilfsbereitschaft der Trail angel verlassen. Aber mal ehrlich, es gibt doch schlimmeres als einen Roadtrip quer durch Arizona… Danach wird mich meine vorerst letzte Autofahrt von Tucson in die Nähe des südlichen Startpunkts an der mexikanischen Grenze bringen. Ein Trail angel ist so nett und bietet Shuttleservices für die Thruhiker an. Dort, am Coronado National Memorial beginnt er dann, der Weg, mein Ziel.

 

 


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[:de]Forststeig-Tipps: Wasser, Camping, Navigation, Unterkünfte[:]

[:de]Mitte Oktober waren wir Frauen zu zweit auf dem Forststeig unterwegs. Als eingefleischte Wanderer wollten wir uns nicht auf die empfohlenen sieben Tagesetappen einlassen, sondern die gut 100 km in vier Tagen schaffen. Forststeig in vier Tagen? Ja, das ist machbar. Allerdings gibt es einiges zu beachten, weswegen ich euch hier gern mit einigen Tipps basierend auf unseren Erfahrungen versorgen möchte.

 

Navigation/Orientierung

Nach der Eröffnung im April 2018 und bis in den Sommer hinein las ich Berichte über mangelhafte Markierungen und Orientierungsschwierigkeiten von Forststeigwanderern. Die Strecken wurden anscheinend zum Herbst ein wenig angepasst und auch besser markiert, dennoch solltest du dich passend vorbereiten.

Kartenmaterial

Wanderkarte Sächsisch-Böhmische Schweiz

Im Juni 2018 erschien erstmals eine Papierkarte, die den Forststeig komplett in einer Karte darstellt. Der Maßstab ist nicht ideal, aber gibt einen guten Überblick über die Region. Unglücklich finde ich, dass alle Wanderwege in pink dargestellt werden, auch der Forststeig. Diesem wurden zusätzlich kleine Forststeig-Symbole hinzugefügt, was aber nur mäßig zur Übersichtlichkeit beiträgt. Man muss schon sehr genau hingucken, wo der Forststeig verläuft. Positiv ist dagegen die Darstellung aller Quellen und Schutzhütten im Gebiet.

Übersichtskarte des Sachsenforsts

An den Touristeninformationen wie auch am Bahnhof Bad Schandau erhält man ein Faltblatt, dass sich auf den Forststeig beschränkt. Der Maßstab ist sehr grob und hilft nicht, wenn man an einer Abzweigung zweifelt, in welche Richtung zu gehen ist. Sie gibt aber einen sehr guten Überblick über die Hütten und Biwakplätze und verrät, an welchen Abschnitten der Forststeig sich mit anderen markierten Wanderwegen überschneidet. Das ist deshalb wichtig, weil an diesen Stellen oftmals auf die gelben Forststeigmarkierungen verzichtet wurde. Außerdem befindet sich in der Karte das Höhenprofil und eine Empfehlung für sieben Etappen. Ich habe diese Karte auf der Wanderung weit öfter genutzt als die oben genannte Wanderkarte.

GPS-Track, digitale Karten

Auf der Seite des Sachsenforsts ist die gesamte Route als GPS-Track verlinkt. Da die Markierungen nicht immer leicht zu finden sind, ist es sehr ratsam, sich die Route vorab auf ein Mobiltelefon, GPS-Gerät oder Sportuhr zu laden. Vorab deshalb, da mobiles Internet in dieser Region nur rudimentär bis gar nicht vorhanden ist. Die GPS-Route gibt einen guten Anhalt, in welche Richtung zu gehen ist. Ab und zu weicht diese jedoch von der realen Route ab. Im Zweifel also eher der gelben Markierung folgen.

Eine Karte mit allen Hütten und Quellen findest du am Ende des Beitrags.

Markierungen

Der Forststeig ist durch einen gelben Strich gekennzeichnet. Markierungen findest du an Bäumen, Grenzpfeilern, Felsen, grün-gelben Metallstäben und selten auch auf weißen Schildchen. Nicht immer sind diese Markierungen leicht zu finden. Mal verstecken sie sich hinter einer zugewachsenen Baumkrone, mal am Astansatz einer Tanne. Wenn gar keine Markierung zu sehen ist, empfiehlt es sich, zur letzten gesehenen zurück zu gehen und zu schauen, aus welcher Richtung ein entgegen kommender Wanderer den Strich sieht. Diese Richtung sollte in der Regel dann auch die sein, in die du gehen musst. 

 

An manchen Abzweigungen ist die Richtung, in die man abbiegen muss, durch zwei gelbe Streifen gekennzeichnet. Der höher stehende Strich zeigt dabei immer die Richtung an, in die abzubiegen ist. In dem Bilderbeispiel also nach rechts.


Übernachtungsmöglichkeiten

Hütten

Der Sachsenforst hat einige alte Forsthütten zu Trekkinghütten ausgebaut. In ihnen findest du Sitzgelegenheiten, einen Kamin und Schlafplätze für einige Wanderer. Eine außen gelegene Komposttoilette gehört ebenfalls zur Ausstattung dazu. Trinkwasser ist allerdings mitzubringen. Um die Hütten nutzen zu können, musst du vorab Trekkingtickets in einer der Verkaufsstellen erwerben. Eine Übernachtung in einer Hütte kostet 10 € und wird durch Einlösen des Tickets vor Ort “bezahlt”. Die Trekkingtickets sind zwei Jahre lang gültig.

Die Standorte der Hütten sind in der Übersichtskarte des Forststeigs und im Höhenprofil ersichtlich. Leider sind diese nicht gleichmäßig verteilt, so dass die letzten bzw. ersten 40 km (je nachdem, aus welcher Richtung man startet) des Forststeigs keine Hütten oder Biwaks des Sachsenforsts aufweisen.

Die Hütten sind von April bis Oktober geöffnet. Ein Anspruch auf einen Schlafplatz besteht nicht, wenn sie schon voll ist. Familien und Langstreckenwanderer haben jedoch Vorrang vor Tageswanderern.

Grenzbaude

Etwa 15 km von Schöna entfernt liegt die Grenzbaude ca. 400 m abseits des Forststeigs. Im oberen Bereich gibt es einen großen Schlafraum und einen kleineren. Unten findest du einen Kaminofen und Sitzgelegenheiten mit Tisch. Etwa 400 Meter entfernt liegt im Wald versteckt eine kleine Quelle für frisches Wasser. In der Hütte befindet sich eine grobe Skizze, wie du die Quelle findest. Außen gibt es das klassische Kompostklo.

 

Kamphütte

Etwa 42 km von Schöna entfernt. Die Hütte ist schon vom Forststeig aus zu sehen und nur wenige Meter davon entfernt. Die Hütte verfügt über einen Holzofen, Sitzgelegenheiten und Tische. Auf derselben Ebenene gibt es Schlafplätze, einen Dachboden gibt es nicht. Außen befindet sich eine Komposttoilette.

 

Rotsteinhütte

Etwa 61 km von Schöna entfernt. Die Hütte ist über einen experimentellen Weg durch ein Rodungsgebiet zu erreichen. Herrlich abgelegen. Es gibt einen Hauptraum mit Kamin und zwei Tischen. Hierin finden etwa 6 bis 8 Wanderer ein schönes Nachtlager, vier der Schlafplätze sind durch eine Tür getrennt. Zudem befindet sich neben dem Eingang ein weiteres Zimmer für nochmal zwei Wanderer, das aber in der kühleren Jahreszeit nicht beheizt werden kann. In etwa 200 Meter Entfernung unterhalb der Rotsteinhütte findest du eine kleine Quelle, um dich mit frischem Wasser zu versorgen. 

 

 

Haselmausbaude

Die Haselmausbaude ist ein gutes Stück vom Forststeig entfernt und mit Abstand die kleinste aller Trekkinghütten. Dennoch oder gerade deshalb hat sie aber ihren ganz eigenen Charme. Im unteren Kaminzimmer finden rund acht Leute Platz zum Sitzen. Ebenso viele Schlafmöglichkeiten bieten sich im oberen Dachboden. Im Sommer kann es aber schon mal hoch her gehen, wenn die Mäuschen durch die Wände flitzen. 

 

 

Biwakplätze

Insgesamt drei Biwakplätze finden sich in unmittelbarer Nähe des Forststeigs. Diese wurden liebevoll hergerichtet und keiner gleicht dem anderen. Der Biwakplatz am Taubenteich verfügt über eine Feuerstelle, alle Biwakplätze sind ausgestattet mit Sitzgelegenheiten und teilweise Schlafkojen. Trinkwasser ist mitzubringen. Wie für die Hütten benötigst du Trekkingtickets zur Übernachtung. Eine Nacht auf dem Biwakplatz kostet 10 €. Zelte dürfen auf den Biwakplätzen aufgestellt werden.

Die Biwakplätze sind von April bis Oktober geöffnet. 

Biwakplatz Zschirnstein

Etwa 11,5 km von Schöna entfernt. Direkt am Forststeig gelegen mit Schlafmöglichkeiten für etwa 8 Wanderer.

 

Biwakplatz Taubenteich

Ungefähr 17 km von Schöna entfernt. Etwa 200 Meter vom Forststeig gelegen mit Schlafmöglichkeiten für  3-6 Wanderer (je nachdem, ob man sich eine Koje teilen möchte). Es gibt eine große Feuerstelle (die einzige auf all den Trekkingplätzen), eine Komposttoilette, eine überdachte Picknickhütte für etwa zehn Leute und den Taubenbach als fließende Wasserquelle. Auf der umliegenden Wiese ist Platz für einige Zelte.

 

Biwakplatz Spitzstein

Etwa 70 km von Schöna entfernt. Direkt am Forststeig gelegen mit Sitzgelegenheiten. In der Hütte befinden sich Schlafplattformen auf zwei Ebenen für etwa 8 Wanderer. Außerhalb der Hütte ist Platz für etwa 4 bis 5 Zelte.

 

Biwakplatz Nikolsdorf

Der Biwakplatz kam 2019 neu dazu und liegt neben dem Walderlebnis-Zentrum. Er ist der letzte Biwakplatz, wenn man in Schöna gestartet ist und der erste von Bad Schandau kommend. Es gibt hier keine Schlafplätze oder Hütten, stattdessen eine kleine, überdachte Picknickbank und einen tollen Ausblick übers Feld und die Festung Königstein. Am Haupthaus des Walderlebnis-Zentrums gibt es Trinkwasser. Eine Komposttoilette gehört ebenfalls zur Ausstattung dazu. Möglicherweise kann man auch die kleine Grillhütte nutzen, die neben der Zeltfläche steht. 

 

Biwakplatz am Quirl

Dieser Biwakplatz wurde im Jahr 2020 errichet und verfügt wie alle anderen über eine Komposttoilette. Es gibt zwei Picknickbänke und vorbereitete Plätze für etwa 5 bis 6 Zelte. Der Platz befindet sich abseits jeglichen Trubels mitten im Wald, so dass Ruhe quasi garantiert ist.

 

Freiübernachtung/ Boofen

Da sich die Hütten und Biwakplätze hauptsächlich in einem Bereich konzentrieren, die Abstände eher auf 5 – 6 Tage ausgelegt sind und vor allem die 40 km von bzw. bis Bad Schandau gar keine mehr aufweisen, bleibt für die Abenteurer unter uns die Freiübernachtung als Möglichkeit. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. 

Schöne Plätze dafür finden sich am Wegesrand immer, sei es ein abgelegenes Waldstück, die Grenzplatte hoch oben mit Blick auf den Sternenhimmel und Ostrov ganz unten oder eine der zahlreichen und teilweise sehr gemütlichen Boofen. Wer nicht auf “Cowboycamping” steht (nur Isomatte und Schlafsack), der nimmt ein Hammock (Hängematte) mit. Bäume gibt es am Forststeig mehr als genug.

 

Klassische Unterkünfte/ Forststeigpartner

Auf der Übersichtskarte des Sachsenforsts sind drei Campingplätze eingetragen, die als Partner des Forststeigs fungieren. Auf der tschechischen Seite ist dies das Autokemp, welcher als klassischer Campingplatz in den Sommermonaten das Aufstellen eines Zeltes ermöglicht und ab Herbst das Mieten einer Hütte. Bei KM 75 ab Schöna liegt der Campingplatz Nikolsdorfer Berg, den ich aber hier ausdrücklich nicht empfehlen möchte, da er von Forststeigwanderern deutlich höhere Übernachtungspreise verlangt mit Erklärungen, die dem Wanderer Gänsehaut verursachen. 

In Gohrisch, etwa 8 km von Bad Schandau entfernt befindet sich ein weiterer Campingplatz, für den man aber einige Kilometer vom Forststeig abweichen muss. Etwas näher am Forststeig in Gohrisch gibt es zudem den privat bewirtschafteten Biwakplatz “Alte Gärtnerei”. Hier kannst du einen Lagerplatz in einem gemütlichen Schäferwagen buchen oder dein Zelt aufstellen.

Für denjenigen, der es bequemer mag, finden sich z. B. direkt auf dem Schneeberg bzw. im dazugehörigen Örtchen Sněžnik kleine Gasthäuser, die auch über einschlägige Buchungsportale auffindbar sind. Aber das ist ja eigentlich nicht der Sinn des Trekkings.


Wasser

Wasser ist auf dem Forststeig Mangelware… sofern man sich auf Wasser aus dem Wasserhahn bzw. käuflich zu erwerbendes Wasser verlässt. Vor allem auf dem ersten Teilstück des Weges ab Schöna finden sich immer wieder kleine Bäche und Quellen, aus denen man sich bedienen kann. Im weiteren Verlauf kreuzt der Forststeig immer wieder den sehr zuverlässig wasserführenden Fluss Biela sowie den Neuteich, der glasklares Wasser enthält. Diese Wasserquellen müssen natürlich vor dem Verzehr stets gefiltert werden! Dies kann auf unterschiedliche Weise funktionieren. Ich hatte auf der Wanderung einen UV-Filter dabei,  meine Begleiterin einen Membranfilter.

Die Wasserquellen sind in der Karte Sächsisch-Böhmische Schweiz eingezeichnet, jedoch fiel es mir aufgrund des Maßstabs schwer, diese genau zu lokalisieren. Hilfreich könnte dagegen diese digitale Übersicht einiger Quellen sein.

Wünschenswert wäre es, wenn sich hier analog zu internationalen Trails sogenannte Wasser-Caches etablieren würden: Stellen, an denen Helfer des Forststeigs oder auch Privatleute Trinkwasser für die Wanderer deponieren. Das muss keinesfalls gratis passieren, sondern eher im Rahmen einer “Kasse des Vertrauens”. Ein Wanderer zahlt gerne mal 1 € für eine kleine Flasche Cola oder Wasser am Wegesrand und Einheimische könnten sich so ein kleines Zubrot verdienen.


Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten

Der Forststeig ist darauf ausgelegt, die 100 km autark zu bestreiten. Man sollte also Verpflegung für die Anzahl an Tagen mitnehmen, die man plant, unterwegs zu sein. Entsprechend mager ist die Möglichkeit, unterwegs essen zu gehen oder die Vorräte auffüllen zu können. Man sollte nicht damit rechnen, an passenden Gelegenheiten vorbeizukommen. Dennoch gibt es einige wenige Möglichkeiten, unterwegs fürs leibliche Wohl zu sorgen.

Auch hier wären Caches mit einer “Kasse des Vertrauens” toll, die z. B. Schokoriegel, Chips oder andere kleine Snacks für Wanderer enthalten.


Mobilfunk und mobile Daten

Die Sächsische Schweiz und hier vor allem das Gebiet, durch welches der Forststeig führt, sind mobilfunktechnisch noch in der Steinzeit. Kein Mobilfunkanbieter hat es bisher geschafft, ein zeitgemäßes Netz bis an die Grenze aufzubauen. Von Schöna bis kurz vor dem Katzstein (also dreiviertel der Strecke) hatte ich keinen Mobilfunkempfang. Von mobilen Daten ganz zu schweigen. Wenn ihr also auf den Forststeig geht, versichert euren Lieben, dass es an der Technik liegt, warum ihr euch tagelang nicht meldet. So ein Funkloch kann in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit aber auch Balsam für die Seele sein.

 

Wer doch auf Nummer sicher gehen will, dem empfehle ich einen Satelliten-Messenger. Den Knochen gibt es inzwischen auch schon als Mini-Version, der eine Netzabdeckung von 100 % weltweit verspricht. Ich hatte auf dem Forststeig tatsächlich stets die Möglichkeit, Nachrichten zu versenden und zu empfangen. Und im Notfall ist der SOS-Knopf gleich am Mann. 

Packliste Forststeig

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Karte mit Quellen und Hütten/Biwakplätzen

Ich hoffe, die Tipps helfen euch für eine gelungene Wanderung auf dem noch jungen Forststeig. Happy trails!


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[:de]Forststeig Elbsandstein – Wunderschöne Herausforderung [:]

[:de]

„Der Forststeig Elbsandstein ist eine anspruchsvolle Trekkingroute für geübte, trittsichere und gut ausgerüstete Wanderer.“

So wird der über 100 km lange brandneue* Wanderweg auf der ruhigen Seite der Sächsischen Schweiz beworben. Nach vier Tagen auf dem Forststeig kann ich jedes Adjektiv in diesem Satz bestätigen und folgendes hinzufügen: der Forststeig ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke mit einigen Herausforderungen.

Der Sachsenforst hat die Trekkingtour in sieben Tagesetappen zwischen 8,6 km bis 20 km eingeteilt. Da Zeit eine knappe Ressource ist und ich der Meinung war, 25 km pro Tag sollten doch schaffbar sein (der Harzer Hexenstieg ging ja schließlich auch in drei Tagen), plante ich nur vier Tage für den Rundkurs. Ein ambitioniertes Ziel, wie ich feststellen musste. Unter anderem schon deshalb, weil die Trekkinghütten und Biwakplätze am Forststeig nicht ideal verteilt sind.

*  (Eröffnung im April 2018)

Etappe 1 – Goldener Oktober am Forststeig

Mitte Oktober machen Gritta und ich uns an einem Donnerstag Nachmittag auf den Weg ins Elbsandsteingebirge. Nach einer Übernachtung im Nachbarort Krippen stellen wir Freitag morgen das Auto auf dem kostenlosen Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof Bad Schandau ab und huschen in die Touristeninformation. Obwohl ich schon sicher bin, dass wir keine Gelegenheit haben werden, in einer der Trekkingunterkünfte zu schlafen, besorgen wir uns je drei Trekkingtickets. Für die Übernachtung in einer der Trekkinghütten oder Biwakplätze müssen bereits vorher gekaufte Trekkingtickets entwertet und in eine Box vor Ort gesteckt werden.

Die S-Bahn bringt uns in 10 Minuten zum Startpunkt in Schöna, wo wir quasi schon auf den Forststeig stolpern. Bunte Herbstfarben, warme Sonnenstrahlen und ein gemäßigter Anstieg. Ein schöner Einstieg in unsere Herbsttour. Da wir aus Berichten wissen, dass die Ausschilderung des Forststeigs nicht immer ganz eindeutig ist, haben wir unsere Telefone bzw. meine GPS-Uhr mit der Route gefüttert, die es auf der Website des Forststeigs herunterzuladen gibt. Wie wir bald feststellen, ist das sehr hilfreich, um zumindest annähernd zu wissen, wo der Weg hingehen soll und dann gezielt nach den gelben Klecksen als Bestätigung zu suchen. Schon nach 5 km stellen wir fest, dass auch die GPS-Route nicht immer der Realität entspricht. Die Kleckse weisen in eine andere Richtung, während unsere Geräte meckern: „Streckenabweichung“.

 

Das hindert uns aber nicht daran, die wunderschöne Natur in vollen Zügen zu genießen. Die Pfade sind bedeckt mit trockenem, raschelnden Laub, durch das ich mit meinen Wanderschuhen lautstark schlurfe. Ich fühle mich auf einmal wieder wie ein Kind im Herbstwald. Auf dem Zschirnstein machen wir eine kurze Snackpause mit der ersten eindrucksvollen Aussicht über die Wälder der Sächsischen Schweiz, bevor es kilometerweit an der deutsch-tschechischen Grenze entlang geht. Immer wieder kreuzen wir dabei kleine Bäche und Quellen, so dass wir unsere Wasservorräte regelmäßig auffüllen können. Wasserfilter gehören also unbedingt in das Gepäck.

 

Aus reiner Neugier schauen wir uns die am Weg liegenden, liebevoll aufbereiteten Biwakplätze und Hütten an. Leider liegen diese alle weit vor unserem heutigen Tagesziel. Am Hühnerberg biegen wir nach Tschechien ab und überschreiten alsbald die Grenze. Der steinige Kammweg führt uns hier wieder ganz weit nach oben. Ein Turm taucht vor uns auf, dazu eine kleine Gaststätte. Aber wir wollen noch ein paar Kilometer machen, bevor die Sonne untergeht.

 

Kurz vor dem Örtchen Sněžník (Schneeberg) biegen wir in einen Waldweg ein und suchen uns ein Plätzchen für die Nacht. Im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz ist zwar das Zelten verboten, das Übernachten im Freien aber grundsätzlich gestattet. Nachdem Hängematte aufgehängt und Cowboycamp hergerichtet sind, genießen Gritta und ich unser warmes Abendessen und den sternenreichen Himmel über uns. Es ist gerade mal 21:00 Uhr, da verschwinden wir schon in den Schlafsäcken. Hiker midnight auch in Tschechien.

Etappe 2 – Wo lang denn jetzt?

Ein heißer Kaffee zum Morgen, Müsli mit Milchpulver und schon geht es um 8 Uhr weiter. Nach etwa 10 Minuten Fußmarsch kommen wir an einer Herberge in Schneeberg vorbei. Der Ort scheint auch nur aus dieser zu bestehen. Kurz danach biegen wir wieder in den Wald ab und wandern nach Ostrov weiter. Gelbe Striche haben wir übrigens seit Überschreiten der Grenze nicht mehr gesehen. Vielmehr muss man jetzt wissen, mit welchem Weg(symbol) der Forststeig parallel verläuft. Die grobe Übersichtskarte, die man kostenlos am Bahnhof erhält, ist hier sehr hilfreich. Auf dem Campingplatz mit Gaststätte dürfen wir die Toilette benutzen, wo wir auch gleich unsere Wasservorräte auffüllen.

 

Durch das Wasser gerade 3 kg schwerer geworden, geht es auch schon wieder in die Berge. Steile Felstreppen,  breite Forststraßen und schmale Pfade bringen uns wieder völlig unbemerkt auf die deutsche Seite. Ganz selten begegnen uns mal Wanderer, die den Weg in die andere Richtung gehen. Ansonsten ist es hier einfach nur herrlich still. Dass wir uns wieder der Zivilisation nähern, merken wir an den ersten auftauchenden Tageswanderern. An der Kamphütte machen wir nach bereits sechs durchwanderten Stunden Pause. Meine Füße schmerzen wie verrückt und mit einem Brombeerstrauch musste ich mich auch noch anlegen. Die Brombeere sah hinterher allerdings besser aus als mein Fuß.

 

Das Rosenthal-Bielatal ist gesäumt von Felsformationen, von denen viele zum Klettern einladen. Genau hierdurch führt uns auch der Forststeig. Am Bielawächter/Johannisturm stehen wir auf einmal vor der Wahl: rechts oder links lang? Hinweise gibt es keine. Wir entscheiden uns für links und klettern, bis der „Weg“ aufhört und wir nur noch vor einer zugewachsenen Böschung stehen. Fuß- und Rutschspuren deuten darauf hin, dass wir nicht die ersten sind, die hier landen. Weiter oben müsste der Weg sein. Also krabbeln und klettern wir durchs Unterholz und landen tatsächlich wieder auf unserem Steig. Es soll ja auch Abenteuer sein.

 

An der Biela fülle ich nochmal mein Wasser auf. Wer weiß, wo wir heute landen? Es geht runter und wieder rauf. Auf der Grenzplatte genießen wir den weiten Ausblick in Richtung Tschechien, unter uns der Ort Ostrov. Eigentlich müssten wir noch ein paar Kilometer schrubben, um die Hälfte der Strecke zur Hälfte der Zeit absolviert zu haben. Nach einigem Hadern geben wir jedoch der Verlockung nach, hier an der Felskante unter freiem Sternenhimmel zu schlafen und schlagen unser Nachtlager auf.

 

Etappe 3 – Die fliegende Isomatte

2 Uhr nachts. Der Wind hat merklich aufgefrischt. Und zwar so sehr, dass ich regelmäßig aufwache, um zu gucken, dass meine Siebensachen noch da sind, die ich auf der Grenzplatte verstreut habe. Zu allem Unglück drückt auch noch die Blase. „Aber wenn ich jetzt aufstehe, hab ich nichts mehr, was meine Isomatte mit Quilt am Boden hält“, denke ich. Ich könnte meinen Rucksack oben drauf legen. An dem baumelt aber mein scheppernder Topf und ich will Gritta nicht wecken. Also suche ich ein paar mutmaßlich schwere Gegenstände und lege sie auf meine Schlafstelle, bevor ich mir ein stilles Örtchen suche.

Nur eine Minute später höre ich einen Schrei „CARO! Dein Bett!“ und sehe meine Isomatte in hohem Bogen an mir vorbei und den Felsen herunter fliegen. Zum Glück weht der Wind „landeinwärts“ über die Grenzplatte, so dass ich nur 4 m nach unten steigen muss und nicht 400, um meine Matte zu bergen. Gritta ist somit wach und ich muss vor Schreck auch nicht mehr pinkeln.

5:45 Uhr morgens. Der Wind hat sich zu einem waschechten Sturm entwickelt. Sobald ich mein Kopfkissen loslasse, fliegt es weg. Für Gritta ist die Nacht zu Ende, sie zieht mit Sack und Pack von der Platte  hinter den Felsen, wo ich meine Isomatte gefangen hatte. Ich versuche noch eine Stunde lang, eine Mütze Schlaf zu kriegen, packe dann aber unter den erschwerten Bedingungen und der aufgehenden Sonne doch auch recht bald meinen Rucksack. Um 7 Uhr brechen wir auf, ohne Frühstück.

Die Biegung der Bäume gibt einen ungefähren Eindruck der Windstärke

52 km Gesamtstrecke liegen noch vor uns. Es ist erstaunlich, wie wenig Tageskilometer man in diesem Terrain schafft. Vor allem, wenn man sich oftmals erstmal orientieren muss und verzweifelt die gelben Kleckse sucht, die manchmal unglücklich unterm Astansatz einer Tanne angebracht sind oder sich im Herbstgold der Blätter verstecken. Oder wenn man sich dreimal um die eigene Achse dreht, weil das GPS wieder eine andere Strecke kennt. Oder wenn der Weg steil die Böschung hochgeht und man merkt: hier soll erst noch ein Weg durch die Forststeigwanderer platt getrampelt werden.

 

Nach gut drei Stunden erreichen wir die Rotsteinhütte, in der wir letzte Nacht wirklich gern geschlafen hätten, aber nicht bereit waren, noch die drei Stunden  im Dunkeln zurück zu legen. Das letzte Stück hierher führt experimentell durch ein Rodungsgebiet. Wir verbringen unser zweites Frühstück hier, bevor es weiter in das Tageswanderungs-Gebiet um den Katzsteinfels geht. Zwischen den gut riechenden Tageswanderern fühlen wir uns schon ein wenig komisch, ernten verständnislose Blicke für unsere riesigen Rucksäcke. Die haben ja keine Ahnung.

 

Am Neuteich hören zwei Typen unsere Diskussion mit an, ob das Wasser aus dem Teich wohl nach Filterung trinkbar ist. Was denen wohl durch den Kopf gegangen sein muss. Das Teichwasser ist wunderbar klar und wird eingepackt.

Als Reststrecke für den morgigen Tag möchte ich etwas unter 25 km übrig haben. Damit kommen wir dem Campingplatz Nikolsdorfer Berg immer näher, den wir aber unbedingt vermeiden wollen. Außerdem wollen wir die Nacht wieder unter freiem Himmel verbringen, vorzugsweise in einer Boofe. Weil uns die Aussicht der ersten Boofe nicht schön genug ist, laufen wir noch weiter bis zum Labyrinth, einer großen Felsgruppe und Spielplatz für jeden Kletterfreund.

 

Nachdem Gritta und ich uns blöderweise ausgerechnet hier getrennt hatten, finden wir uns nach 20 Minuten wieder und machen uns auf die Suche zum Zugang einer Boofe, die ich zwar gefunden, aber von der einen Seite nicht erreicht hatte. Als wir schon aufgeben und uns woanders häuslich einrichten wollen, klettere ich noch einmal um den Felsen herum und da ist sie: die perfekte Boofe mit Blick in den Wald und Uhu-Gehuhu die ganze Nacht über.

 

Etappe 4 – Endspurt

Es fällt uns wahrlich schwer, am Morgen die gemütliche Boofe zu verlassen. Windstille, völlige Ruhe und angenehme Herbsttemperaturen haben uns gut schlafen lassen. Wir hatten diese Luxus-Boofe ganz für uns alleine, was nicht selbstverständlich ist, wenn man sich die Bilder dicht gedrängter Wanderer auf der Nationalparkseite ansieht. Aber 25 km sind heute noch zu gehen und die Heimfahrt anzutreten. Da das am Vortag so gut geklappt hatte, bleibt auch heute die Küche kalt und wir vertagen das Frühstück auf das erste Wiedertreffen mit der Biela und essen auf einem Holzstapel.

 

Heute führen viele lange Abschnitte über Forststraßen. Nach der vielen Abwechslung wird uns schon ein wenig langweilig. Gerade rechtzeitig biegt der Steig mitten ins Dickicht ab und bringt uns steil über einen wohl gerade erst entstehenden Pfad auf dem direkten Weg nach oben zum Quirl. Schnaufen, ächzen, schwitzen. Man soll sich halt nicht beschweren. Wir kommen der Festung Königsstein und dem herausstechenden Pfaffenstein immer näher, umrunden ihn sogar zur Hälfte. Dann geht es auf einen unserer letzten Anstiege. Hoch zum Gohrisch. Hier stehen wir wieder vor der Wahl: rechts oder links, denn gelbe Kleckse finden wir nicht. Die Entscheidung für rechts bringt uns zwar nach oben, von Forststeig-Markierungen ist aber weiterhin nichts zu sehen.

 

Zeit für eine letzte Pause. Mir tun heute schon seit Km 10 die Füße weh. Ich schiebe mir die restlichen Gummibärchen gepaart mit Tornado-Chips und kaltem Kaffee hinein, während ich zum ersten Mal wirklich die große Papierkarte zur Orientierung nutze. Die gibt mir Aufschluss, dass wir vom Gohrisch dem Malerweg folgen müssen. Na klar, muss man halt wissen. Auf dem Gohrisch ist vergleichsweise viel Betrieb. Zwischen ihm und dem benachbarten Papststein befindet sich ein gut besuchter Parkplatz und auf dem Papststein auch noch eine Gaststätte. Kein Wunder, dass es vor Leuten wimmelt.

Einem älteren Ehepaar, das gerade die Treppe herunter kommt und mir versichert, es sei nicht mehr weit, erzähle ich kurz von unseren bereits 94 zurückgelegten Kilometern mit Gepäck.

„Wirklich? Das ist ja toll! Machen Sie das unbedingt weiter.“ Ich glaube, die beiden hätten daran auch viel Spaß gehabt, als sie noch konnten.

 

Die letzten Meter führen uns durch die „Hölle“, eine spektakuläre Schlucht mit einer einladenden Boofe. Es geht immer weiter abwärts bis die Knie glühen. Die Elbe können wir schon durch die Baumwipfel sehen. Bald ist die wunderschöne Abenteuerwanderung zu Ende. 800 m Elberadweg holen uns in die städtische Realität zurück und wir versuchen mit einem großen Softeis aus dem Bahnhof den Schmerz zu lindern, als wir ins Auto steigen.

Aber wisst ihr was? Ich hab da noch diese Trekkingtickets. Die wollen ja auch nochmal gebraucht werden. Auf einer Forststeigwanderung mit 5-6 Tagen. Denn jede Wanderung auch auf demselben Weg ist immer anders!

Meine Packliste, mit allem, was ich dabei hatte, findet ihr hier.

Tipps zu Wasser, Unterkünften, Versorgung und Navigation gibts in diesem Beitrag. Das hätte hier leider den Rahmen gesprengt.

 

 



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[:de]Nachts allein im Wald – Wenn der Boogieman kommt[:]

[:de]Immer mal wieder zieht es mich für eine oder mehrere Nächte raus in die Natur. Nicht immer habe ich dabei Gesellschaft. Ich gehe auch allein zum Schlafen in den Wald. Gerade als Frau werde ich immer wieder gefragt, ob ich denn keine Angst so allein da draußen im Dunkeln hätte. Nein, eigentlich nicht. Sonst könnte ich auch nicht tun, was ich tue. Dennoch suche ich mir meine Schlafplätze immer sehr bewusst aus: in menschenberuhigtem Gebiet und außer Sichtweite von Wegen und Pfaden. Es muss ja nicht jeder wissen, wo ich gerade bin. Unter dem Radar bleiben ist meine Devise.

So sehr ich diese einsamen Kurzabenteuer liebe, gibt es doch ab und zu Vorfälle, die auch mich nervös werden lassen.

Erst vor zwei Tagen las ich einen Blogbeitrag über die 17 erschreckendsten Dinge auf dem Pacific Crest Trail. Ein Punkt davon war „der Boogieman“. Natürlich handelte es sich dabei nicht um eine Person im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr um die Urängste, die nachts in einem aufsteigen. Völlige Dunkelheit, heulender Wind, ein brechender Ast hier, ein Schnaufen da. Es gibt sicher nur wenige Menschen, die dabei komplett gelassen bleiben. Und wer hätte gedacht, dass noch dieselbe Nacht eine solche werden würde, in der mich der Boogieman gleich dreimal besucht?

Auf in den stürmischen Wald

Freitag, 16 Uhr. Mit gepacktem Rucksack mache ich mich auf den Weg zu meinem schon bekannten und geliebten Wildzeltplatz an der Berlin-Brandenburgischen Grenze. Wie vorausgesagt fängt es an zu stürmen und eine Regenfront zieht auf. Genau deswegen bin ich heute hier. Ich will mein Hammock mit dem Tarp und meine Fertigkeiten damit austesten und zwar nicht nur bei Schönwetterlage. Gerade noch bevor der Regen einsetzt hängt meine Hängematte schlupffertig unter dem festgezurrten Tarp. Die Temperatur ist mal eben von 28 auf 13 Grad gefallen.

18:30 Uhr. Mir ist inzwischen recht frisch. Also koche ich mir noch eine würzige heiße Suppe und bereite mir eine heiße Schokolade. Danach will ich in die Hängematte schlüpfen und mein Buch lesen, aber mein Buch ist nicht im Rucksack. Ich hätte schwören können, dass ich es eingepackt habe. Also lade ich mir kurzerhand die Kindl-Version herunter und lese auf meinem Handy. Mein Buch werde ich erst am nächsten Morgen durchnässt hinter dem Baum, an dem meine Hängematte hängt, finden.

19:45 Uhr Die Sonne ist inzwischen untergegangen, der Regen hat aufgehört und es ist bereits ziemlich dunkel im Wald. In einiger Entfernung höre ich ein paar Wildschweine grunzen. Ein bekanntes Geräusch, denn im Sommer bin ich ihnen fast täglich bei meinen Trainingsläufen zum Sonnenaufgang begegnet.

21:30 Uhr Hiker’s Midnight. Auch wenn ich nicht viel gewandert bin, macht die Waldluft müde. Außerdem bin ich mit meinem leuchtenden Handy auch von Ferne gut auszumachen, daher entscheide ich mich für einen frühen Schlaf.

1:34 Uhr Ich wache auf und höre kurz darauf, was mich geweckt hat. Ein Geräusch, was ich in meinem Leben noch nie gehört habe. Ein tiefes, langanhaltendes Knurren. Danach Schnaufen. Und zwar aus nächster Nähe. Mein Herz fängt an zu schlagen. Was ist das? Das Knurren und Schnaufen bewegt sich. Mal ist es näher, mal weiter weg, aber nie wirklich weit. Wäre ich im amerikanischen Backcountry wäre mein erster Gedanke: das ist das Grollen eines großen Bären. Aber ich hänge hier, in den brandenburgischen Wäldern. Wölfe wurden immer öfter wieder in der Gegend gesichtet. Jedoch klingt dieses Knurren zu groß für einen Wolf. Was bleibt also übrig? So wenig, wie ich dieses haarsträubende Geräusch damit in Verbindung bringen würde, bleibt eigentlich nur ein Tier. Ein Keiler. Oder doch der Wolf? Was immer es ist, es versetzt mich in Angst. So sehr, dass ich zu meinem Neck Knife greife und es aus der Scheide ziehe. Genau so liege ich da. Minutenlang. Das Knurren kommt immer näher. Ich denke an die Tüte mit dem leeren Suppenbecher, die direkt unter meiner Hängematte liegt. Warum habe ich sie nicht in den Baum gehängt?

Schnaufen direkt neben mir. Ok, was mache ich jetzt? Still liegenbleiben hilft offensichtlich nicht. Und an Schlafen ist nicht zu denken. Ich strecke meine Arme unter dem Quilt hervor, suche nach meiner Brille, der Stirnlampe, dem Handy und dem inReach, schaue nochmal, wo genau der Notfallknopf ist. Nur für alle Fälle. Ich raschele und rutsche in meiner Hängematte umher. Das ist meinem Gast wohl zuviel. Er trollt sich. Mehrere Minuten bleibe ich noch regungslos liegen, um sicherzugehen, dass er wirklich weg ist. Dann drehe ich mich wieder auf die Seite und freue mich auf Schlaf.

3:18 Uhr Knurren. Schnaufen. Ich werde aus dem Tiefschlaf gerissen. Es ist wieder da. Nur zwei Stunden nach dem letzten Besuch. Habe ich ihm nicht genug Angst gemacht? Ist es jetzt mutiger? Liege ich vielleicht einfach nur über etwas besonders Leckerem? Wieder umkreist es mich. Ich schnappe mir wieder mein Messer und überlege kurz, mit der Stirnlampe nachzusehen, was es wirklich ist. Vielleicht rege ich es damit aber noch mehr auf. Also lasse ich den Gedanken sein. Der fast volle Mond scheint direkt auf meine Hängematte, aber durch die Bäume und Sträucher ist es trotzdem so dunkel, dass ich absolut nicht erkennen kann, wo sich das Tier befindet. Diesmal fange ich schon nach etwas mehr als drei Minuten an zu rascheln. Was vorhin funktioniert hat, klappt hoffentlich diesmal auch wieder. Und ja, das Knurren und Schnaufen entfernt sich langsam. Ich hoffe, ich habe jetzt Ruhe bis die Sonne aufgeht.

5:47 Uhr Es ist immer noch stockdunkel. Und ich bin nicht freiwillig wach. Mein persönlicher Boogieman ist schon wieder da. Tiefes, anhaltendes Grollen nur ein paar Meter von mir entfernt. Wieder zücke ich mein Messer. Diesmal versuche ich, das Geräusch mit dem Handy aufzunehmen. Kurz überlege ich auch, danach zu Googlen, um endlich final herauszufinden, ob ich mit meiner Vermutung – Keiler – richtig liege. Jedoch habe ich keine Lust, durch dasselbe Geräusch aus dem Handy das Tier vielleicht noch mehr anzulocken und verschiebe das auf später. Stattdessen kann ich meine Neugier kaum noch im Zaum halten und überlege wieder den Einsatz der Stirnlampe. Ich lasse es. Für mich ist die Situation unberechenbar, ich sehe meinen „Gegner“ ja nicht einmal. Er weiß aber genau, wo ich bin. Ich raschle. Diesmal dauert es länger bis er seinen Rückzug antritt. Wirklich einschlafen kann ich jetzt auch nicht mehr.

6:57 Uhr Es ist endlich hell geworden im Wald. Erstaunlich, wieviel sicherer ich mich auf einmal fühle, wo ich wieder alles um mich herum sehen kann. Irgendwie hoffe ich, meinen knurrenden Boogieman nun noch einmal zu sehen, um meine Vermutung bestätigt zu wissen. Noch in der Hängematte liegend höre ich mir allerlei Wildschweingeräusche an, aber keins kommt wirklich dem nahe, was mir heute Nacht hat die Nackenhaare hat aufrecht stehen lassen. Ich schaue mir ein Video an, was man im Falle eines Wildschweinangriffs tun soll. Die nüchterne Erkenntnis: wenn man sich nicht schnell genug auf einen Baum flüchten kann, ist man als Mensch quasi chancenlos. Da hilft auch ein kleines Messerchen nicht. Beim Rundumblick stelle ich fest, dass keiner der naheliegenden Bäume bekletterbar ist. Alles hohe Nadelbäume ohne Äste in Reichweite am Stamm. Soviel zum Notfallplan.

Das wütende Wildschwein

Erst am Abend finde ich ein Video, was exakt das bedrohliche Geräusch wiedergibt. Bislang war ich davon ausgegangen, dass ich einfach im Fressgebiet des Wildschweins genächtigt hatte und es mich immer erst dann bemerkt hatte, wenn ich lautstark raschelte.

Die Angaben, die ich während meiner Recherche fand, sagen jedoch etwas anderes. Es seien „Kontaktlaute“ von Wildschweinen. Laute, die ein Tier von sich gibt, wenn es sagen will: „Ich weiß, dass du da bist und ich finde das überhaupt nicht gut.“ So betrachtet beunruhigt mich diese Erkenntnis noch im Nachhinein. Vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das Tier in dieser Nacht immer wieder kam, um mir nachdrücklich mitzuteilen, dass es meinen Aufenthalt immer noch nicht gutheißt.

Und was lernen wir daraus?

In früheren Zeiten lebten Mensch und Tier ganz selbstverständlich nebeneinander. Ich finde es wunderbar, bei meinen Wanderungen immer mal wieder Füchse, Rehe und auch Rotten von Wildschweinen zu treffen. Dennoch gibt es Situationen, in denen beide Seiten – Mensch und Tier – mit der ungewohnten Lage erst einmal wieder umgehen müssen. Welcher Mensch schläft denn heutzutage noch im Wald? Klar, dass da ein Schwein mal ungemütlich wird, wenn man einfach so in seinem Wohnzimmer pennt.

Auch wenn ich bereits schon einige Male an exakt derselben Stelle ohne nächtlichen Besuch gehangen habe, werde ich es mir überlegen, dort noch einmal zu bleiben. Denn ohne Zweifel hatten wir beide keine besonders entspannte Nacht, das Wildschwein und ich.[:]

[:de]Langstreckenwanderer zahlen in Deutschland drauf[:]

[:de]Appalachian Trail, Pacific Crest Trail, West Highland Way… das sind nur einige wenige bekannte Wanderwege, die man durch ihre schiere Länge von etwa 100 bis weit über 3.500 km als Langstreckenwanderweg (Long distance trail) bezeichnet. Diese Wege werden jährlich von tausenden ambitionierter Wanderer begangen, entweder sektionsweise oder sogar von Anfang bis Ende in einem Rutsch, dem sogenannten Thru Hike. Die Kultur des Langstreckenwanderns kommt wie so vieles aus den USA, denn hier finden sich die meisten und auch berühmtesten Long distance trails, deren Beliebtheit immer weiter steigt.

Die Amerikaner lieben ihre Thru Hiker und so erfahren diese ein hohes Maß an Unterstützung von ehemaligen Weitwanderern oder ganz normalen Leuten, die einfach gern bei der Herausforderung helfen. Trail Angels werden sie genannt, die Leute, die völlig selbstlos am Wanderwegesrand stehen und Softdrinks und Wasser verteilen, Pfannkuchen backen oder ganze Menüs für die vorbeikommenden Wanderer zubereiten. Sie bieten ihre Häuser oder Gärten zur Übernachtung an, lassen die Wanderer duschen, ihre Wäsche waschen und sich von und für die nächsten Strapazen zu erholen. Diese Art der selbstlosen Freundlichkeit nennt sich “Trail Magic”.

Unterkünfte am Appalachian Trail und dem Pacific Crest Trail bieten für Thru Hiker spezielle Sonderangebote an und nicht selten werden die Wanderer auch von lokalen Restaurants oder Imbissen auf eine Mahlzeit eingeladen. Zum Dank dafür wollen die Einladenden meist nur die spannendsten Geschichten der Wanderer hören und erzählerisch ein Stück mitgenommen werden.

Und in Europa?

Am Beispiel von Schottland lässt sich erkennen, dass die Kultur, sich um seine Langstreckenwanderer zu kümmern, sicher nicht so ausgeprägt sein mag, wie in den USA. Dennoch erlebt man hier als Wanderer eine Wertschätzung, die so nicht selbstverständlich ist.

Mitten am Wegesrand steht auf einmal eine große Kühltruhe voll mit Getränkedosen und Schokoriegeln. Daneben ein Stuhl zum Ausruhen. Eine Szene, wie man sie am West Highland Way findet. Dass die „Honesty box“ um 1 Pfund je Entnahme bittet, ist für die Mühe nur zu fair. Manch ein Wanderer würde an dieser Stelle auch 10 Pfund für eine Fanta zahlen.

 

Die Mountain Bothy Association unterhält zudem über ganz Schottland verteilt kleine rustikale bis große, fast luxuriös anmutende Berghütten, die Bothies, die einzig und allein den Wanderern zur Verfügung stehen. Mit Kamin, Tisch, Stühlen und Schlafplattformen als Mindestausstattung sollen sie sich aufwärmen, ihre nassen Sachen trocknen und in Ruhe schlafen können, ohne wie jeden Tag ihr Zelt in der Wildnis aufstellen zu müssen. Und das alles gratis. Eine Spende erfolgt auf vollkommen freiwilliger Basis, die ich als dankbarer Langstreckenwanderer gern für diese Wertschätzung vornehme.

 

Und in Deutschland?

Erst Ende April 2018 wurde in Deutschland ein neuer Langstreckenweg eingeweiht: der Forststeig Elbsandstein. Rund 100 km führen auf und ab über Tafelberge durch das Gebiet der Sächsischen Schweiz, welches noch urtümlich und wenig begangen ist. Zielgruppe sind erfahrene Backpacker, die sich der Herausforderung von 13 Tafelbergen in schwierigem Terrain stellen wollen.

Hierfür wurden Trekkinghütten und Biwakplätze hergerichtet, denn wild Zelten ist am Forststeig wie fast überall in Deutschland nicht erlaubt. Schon allein dieser Fakt verleidet es dem Backpacker, in Deutschland seinen Trekkingrucksack aufzuschnallen, denn wer möchte schon jede Nacht in eine Pension, Jugendherberge, Hotel oder einen der typisch deutschen parzellierten Campingplätze einkehren? Dagegen kommen die Biwakplätze und Trekkinghütten schon ganz gelegen. Letztere sind ausgestattet wie die schottischen Bothies, jedoch wird für jede Nacht eine Gebühr von 10 € fällig. Auf den Biwakplätzen sind es immerhin noch 5 €. Schenken tut man den Wanderern hier nichts.

Stinkende Wanderer zahlen mehr!

Überrascht ist man als Wanderer des Forststeigs, wenn man auf dem nahegelegenen Campingplatz Nikolsdorfer Berg ankommt. Eine Übernachtung kostet hier inklusive Dusche pro Person 5,60 €. Für ein Zelt werden 4,50 € fällig. Schaut man sich die Preisübersicht weiter an, findet sich eine Sonderposition für „Forstwegwanderer 1P/1Zelt“ für 16,00 €, also fast 6 € mehr als für eine „normale“ Person. Da fragt man natürlich nach.

 

Nach eigener Aussage der Betreiber würden die Forststeigwanderer ja deutlich mehr stinken als normale Gäste. Sie duschen viel länger, waschen ihre Wäsche in der Dusche und nutzen immens viel Strom.

Dabei sind es genau die Langstreckenwanderer, für die jedes Gramm zählt. Sie schleppen keine Wäscheberge mit sich herum, sondern tragen in der Regel genau ein Shirt, eine Hose, Unterwäsche, eine Jacke und 1-2 Paar Socken. Ein Langstreckenwanderer hält sich nicht lange mit „Stromklau“ auf. Für ihn ist einzig und allein wichtig, dass sein Handy zum Navigieren und zur Kommunikation funktioniert, ggf. wird noch eine leichte Powerbank aufgeladen. Danach verschwindet jeder Forststeigwanderer frühzeitig zum Schlafen im Zelt. Würden sich die Betreiber mit ihrer Kundschaft beschäftigten, wüssten sie das.

Auf seiner Website bewirbt der Campingplatz im Übrigen das Wäschewaschen auch am Geschirrspülbecken und Handwaschmöglichkeit mit Wäschewaschen für Kleidung als besonderen, im Preis enthaltenen, Service für alle.

Langstreckenwandern – ein weiter Weg für Deutschland

Deutschland hat sich auf den Weg zu mehr Attraktivität für Langstreckenwanderer gemacht, steht jedoch noch ganz am Anfang dieses Unterfangens. Die Etablierung des Forststeigs ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Und auch in Nordrhein-Westfalen gibt es erste gute Ansätze, ein naturnahes Trekking im eigenen Zelt zu ermöglichen, welches dem Konzept der Nationalparks in den USA ähnelt.

Solange jedoch sportliche, die Natur genießende Langstreckenwanderer als stinkende Gäste gesehen werden, die durch den Aufwand, den sie verursachen, tiefer in die Tasche greifen müssen, als solche, die frisch gewaschen mit dem Auto anreisen, ist und bleibt die Kultur zu einer Wandernation auf der Strecke.[:]

[:de]Produkt-Review: Trekkingrucksack Gregory Deva 70 – das Organisationswunder[:]

[:de]Seit rund einem halben Jahr ist der vielseitige Trekkingrucksack von GREGORY nun an meiner Seite und hat mich auf einigen Wanderungen und im Alltag begleitet. Zeit für ein Review.

70 L Volumen sind eine ganze Menge. Damit handelt sich aber bei dem Modell Deva gerade mal um die mittlere Größe, denn er ist auch als 60 oder 80 L-Variante erhältlich und zielt damit auf Mehrtages- oder sogar mehrwöchige Wanderungen ab. Mit 70 L geht alles hinein, was man für das Trekkingleben braucht und man hat sogar noch ein wenig Luft für mehr Verpflegung.

 

Im März 2018 hat mit der Deva auf meinem Thru-Hike des 100 km langen Ocean-to-Lake-Trail begleitet und seine Feuerprobe bestanden. Wer mein Video dazu gesehen hat, weiß, dass das nicht nur sprichwörtlich gemeint ist.

Zur Ausstattung

Fächer

Neben den schon genannten unterschiedlichen Volumina fertigt GREGORY nicht nur unterschiedliche Rucksäcke für Männer und Frauen an, sondern berücksichtigt auch die verschiedenen Rückenlängen der Träger, damit der Rucksack auch wirklich optimal sitzt. Wie man die Rückenlänge vermisst, wird in einer Anleitung beschrieben oder im Fachgeschäft festgestellt.

Den Deva könnte man als das „Flaggschiff“ unter den Trekkingrucksäcken von GREGORY bezeichnen, denn die Ausstattung an Fächern und Befestigungen ist enorm. Fangen wir von oben an. Das äußere Deckelfach ist zweigeteilt und überlappt innerlich, so dass zwei große Fächer zum Verstauen von Dingen zur Verfügung stehen, die schnell zur Hand sein sollen. Ein weiteres Fach befindet sich im Inneren des Deckels, z. B. für Ausweispapiere, Schlüssel o. ä.

Ein dehnbares Netz mit Schnellzugriff an der Front ist praktisch für wetterunempfindliche Dinge oder Kleidung, die öfter an- oder ausgezogen wird angebracht. Rechts und links davon verfügt der Deva über zwei weitere Fächer, die jeweils groß genug sind, um Utensilien wie Wasserfilter, Karten, Outdoormesser, Sonnencreme, Faltflaschen etc. unterzubringen.

 

An der linken Seite kann in der Stretchtasche ein Sitzkissen Platz finden genauso wie eine Wasserflasche, Zeltstangen, Eisaxt usw. Von dieser Art gibt es am Deva nur eine Tasche, denn auf der gegenüberliegenden Seite wird der Platz für einen Flaschenhalter genutzt, der so schräg angebracht ist, dass man auch während des Wanderns bequem nach hinten greifen und die Flasche herausnehmen und wieder verstauen kann. Wer das nicht braucht, kann den Flaschenhalter auch verstauen.

Öffnung und innere Werte

Der Deva verfügt sowohl über die Möglichkeit der Beladung von oben als aber auch von vorne. Über einen Reißverschluss lässt sich es sich bequem in das Innere des Rucksacks gelangen, ohne alles obere ausräumen zu müssen. Zusätzlich kann der Schlafsack über einen weiteren Reißverschluss am Boden separat entnommen werden.

Ein Daypack, also ein kleiner Tagesrucksack, dient als Halter für die Trinkblase und kann bei Bedarf herausgenommen werden, um z. B. kleine Gipfeltouren oder Einkaufstouren in einen Ort zu unternehmen, ohne das gesamte Gepäck mitschleppen zu müssen.

 

Weitere Features

Über den äußerst stabilen Hüftgurt wird das Rucksackgewicht bestmöglich auf die Hüfte übertragen und die Schultern so entlastet. Am Hüftgurt befinden sich zudem zwei kleine Taschen, die sich durch je einen Reißverschluss schließen lassen. Eine besteht dabei aus luftdurchlässigem Mesh-Material, während die andere wasserdicht verschlossen werden kann. Eine kleine Kamera findet hier durchaus Platz.

 

Die Schultergurte wurden sowohl mit einem Sonnenbrillenhalter auf der einen Seite sowie einen Clip zum Befestigen eines Trinkschlauchs auf der anderen Seite ausgestattet. Über weitere Gurte an der Unterseite des Deva lassen sich größere Ausrüstungsgegenstände befestigen, die nicht mehr in den Rucksack passen oder auch ein nasses Zelt. Einen Halter für Trekkingstöcke gibt es natürlich auch. Vier Schlaufen am Deckelfach lassen sich zur Anbringung eines Solarpanels nutzen oder um nasse Kleidung zu trocknen.

 

Der Deva kommt zudem mit einem passenden Regenschutz.

Mein Fazit

Der Deva ist ein echtes Organisationstalent. Während meiner 100 km-Wanderung in Florida hatte jeder Ausrüstungsgegenstand stets seinen festen Platz und ich war nie auf der Suche nach noch so kleinteiligen Dingen. Ein derart gut durchdachtes Konzept an Fächern sucht seinesgleichen.

Der Tragekomfort ist bei richtiger Einstellung ein absoluter Pluspunkt. Strecken von bis zu 32 Tageskilometern waren kein Problem, obwohl ich nicht wirklich leicht unterwegs war und sicher den einen oder anderen überflüssigen oder zu schweren Gegenstand hätte daheim lassen sollen.

Wer einen gut organisierten mobilen Haushalt mit viel Volumen und einem höchsten Grad an Tragekomfort sucht, ist beim Deva richtig. Nichtsdestotrotz gibt es noch eine Übersicht meiner Pros und Cons.

Pro

  • Sehr guter Tragekomfort durch die robusten Hüftgurte
  • Exzellente Organisationsmöglichkeit durch etliche Fächer und Gurte
  • Sonnenbrillenhalter (ich verliere immer meine Sonnenbrille, dieses Feature ist für mich Gold wert)
  • Flaschenhalter zum Schnellzugriff während der Wanderung
  • Zugang zum Hauptfach von oben, sowie durch zwei Reißverschlüsse an der Front bzw. am Boden
  • Trinkblasenhalter ist gleichzeitig ein leichtes Daypack für kleinere Unternehmungen
  • Gutes Belüftungssystem am Rücken
  • Zwei Taschen am Hüftgurt, eine davon wasserdicht

Cons

  • Taschen am Hüftgurt sind zu klein. Ein iPhone 6 mit Outdoorhülle passt knapp hinein, größere Modelle jedoch nicht mehr. Größere Taschen wären hier machbar und wünschenwert.
  • Keine integrierte Pfeife am Brustgurt. Moderne Rucksäcke verfügen über eine Schnalle am Brustgurt, die gleichzeitig als Notpfeife funktioniert. Ein kleines, aber wichtiges Detail.
  • Dehnbareres Material an den Mesh-Taschen. Sowohl das Außennetz für Schnellzugriff als auch die Seitentasche sind nicht flexibel genug, um viel aufzunehmen. Dies triff vor allem dann zu, wenn der Rucksack gut gefüllt ist.
  • Obwohl ich den seitlichen Trinkflaschenhalter durchaus gerne nutze, wäre mir ein zweites Mesh-Fach für Equipment auf dieser Seite wichtiger
  • Mit rund 2,2 Kilo zählt der Deva nicht zu den Leichtgewichten. Komfort (z. B. in Form von vielen Fächern, Taschen und Reißverschlüssen) geht eben zu Lasten des Gewichts.

Der Rucksack wurde mir im Rahmen des Ambassador-Programms von GREGORY zur Verfügung gestellt.

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[:de]Die Leichtigkeit des Wanderns – Wenn jedes Gramm zählt[:]

[:de]Seit über einem Jahr arbeite ich aktiv an meiner Lighterpack-Liste für den Arizona Trail. Und bei jeder Änderung denke ich wieder: „Mehr kann ich nun aber wirklich nicht an Gewicht sparen. Ich brauch das alles. Und leichter geht es nicht mehr.“ Dann schaue ich mir das eine Video von einem Thruhiker auf dem Pacific Crest Trail an oder recherchiere wieder mal nach Holzkochern. Und schon finde ich meine ach so leichte Packliste furchtbar schwer. Schon ist die nächste Investition getätigt. Ein paar Beispiele, wie schwer (!) die Suche nach der ultimativen persönlichen Ausrüstung sein kann, gibts daher heute.

Leichte Küche

Dass ich mit einem Holzkocher auf den trockenen, aber gut mit Brennmaterial ausgestatteten Trail gehen werde, war mir schon recht früh klar. Schwere Gaskartuschen möchte ich nicht mitschleppen. Das liegt zum einen am Gewicht selbst, aber auch am Risiko, plötzlich mit einer leeren Kartusche dazustehen. Oder eine viertelvolle mitzunehmen und zusätzlich eine volle, um diesem Risiko vorzubeugen. Stattdessen trage ich nur meinen Holzkocher und suche mir mein Brennmaterial vor Ort, welches in Hülle und Fülle vorhanden sein sollte. Zudem habe ich ein gemütliches und weitestgehend sicheres Feuerchen am Abend. Aber welcher Kocher ist denn jetzt der leichteste?

Links: Solo Stove, Mitte: Bushbox Titanium, Rechts: Emberlit Fire Ant

Am Anfang hatte ich den Solo Stove auf der Liste, den ich mit 256 g für leicht genug hielt. Als Holzvergaser ist er zudem sehr effizient. Dann fand ich die kleine Bushbox aus Titan, die mal eben schlappe 100 g leichter ist. 100 g sind beim Leicht- oder Ultraleichtwandern Welten für ein und denselben Gegenstand oder Einsatzzweck. Die Bushbox war also eigentlich gesetzt. Hätte ich nicht weiter recherchiert, wäre ich nicht am Ende bei der Fire Ant von Emberlit gelandet. Oh, nochmal 50 Gramm gespart. Dafür gibt man gern nochmal 90 Euro aus. Ja, beim Ultraleichtwandern setzt manchmal der Verstand aus. Und so zieht sich das durch die Liste.

Leichter Schlaf

Meine neueste Errungenschaft ist ein Daunenquilt. Ein paar Ultraleichtwanderer hatten mir mal einen Quilt vorgeschlagen. „Was soll ich denn mit so einer Flickendecke?“ dachte ich. Ein Quilt zum Wandern ist jedoch etwas ganz anderes. Im Gegensatz zum Schlafsack ist beim Quilt nur die Fußbox geschlossen. Weiter oben ist der Quilt offen wie eine Decke. Was das bringt? Liegt man im Schlafsack auf der Isomatte, liegt man die Daunen platt, die sich direkt unter einem befinden. Diese isolieren bzw. wärmen dann an dieser Stelle nicht mehr, sind also in dem Moment sinnlos. Der Quilt spart hier das Material und damit Gewicht. Für mich als Bauch- und Seitenschläfer hat der Quilt zudem den Charme, dass ich nicht ständig die Kapuze im Gesicht habe, wenn ich mich mal wieder drehe und wende, weil er oben offen ist wie eine Decke. Über Seitenclips kann er an der Isomatte fixiert werden, damit keine Luft von den Seiten eindringen kann.


Leider ist das Konzept der Quilts in Deutschland noch nicht wirklich angekommen, so dass meine Beschaffung direkt aus den USA stattfinden musste. Bei Enlightened Equipment kann man sich das Material in Dicke und Farbe aussuchen, aus dem der individuelle Quilt gefertigt werden soll. Auch die Qualität der Daune ist wählbar. Drei bis fünf Wochen wartet man dann auf den in Minnesota handgefertigten Quilt und freut sich über Einfuhr- und Zollabgaben. Aber dafür habe ich nun einen Kuschel-Quilt mit einem Temperaturbereich bis -10 Grad und gerade mal 550 g Gewicht. Ich habe in einem Schlafsack nie so gut geschlafen wie in diesem Quilt.

Monate für eine Badelatsche

Wer 20, 30, 40 oder sogar mehr Kilometer am Tag wandert, freut sich, am an Ende des Tages aus den noch so leichten Wanderschuhen herauszukommen und den Füßen Luft zu gönnen. Jeder Langdistanzwanderer hat daher ein paar Camp-Schuhe dabei. Viele setzen hier auf einfache, leichte Zehentrenner aus Schaumgummi. Diese sind günstig zu haben, unempfindlich und bringen die maximale Belüftung. Beim Fjällräven Classic hatte ich auch solche dabei, jedoch musste ich bereits am ersten Tag feststellen, dass Zehentrenner eher etwas für warme Regionen sind. Es war abends recht frisch, so dass ich meine Socken anbehalten wollte. Nach einigen Schritten riss jedoch das Band zwischen den Zehen unter dem Druck der Socken heraus. Im wahrsten Sinne des Wortes blöd gelaufen.

Seitdem war ich auf der Suche nach einem passenden Ersatz, der genauso leicht ist, aber kein Zehentrenner. Gar nicht so einfach, wie ich feststellen musste. Auf dem Ocean-to-Lake-Trail hatte ich robuste Outdoorsandalen von Merrell dabei, die super bequem sind und auch durchaus für mehr als nur als Camp-Schuhe geeignet sind. Mit 278 g sind sie jedoch vergleichsweise schwer. Meine Zehentrenner wogen nur 110 g.

Leicht, leichter, am leichtesten

Also besorgte ich mir mutmaßlich leichte Badelatschen von Adidas, die typischerweise über den Spann abschließen. So richtig leicht sind sie aber auch nicht und zudem nicht wirklich bequem. Als Fitnessschuhe in Ordnung, aber als Camp-Schuhe ungenügend. Wieder in die Badelatschenabteilung diverser Sportläden. Leider sind diese in der Regel nicht darauf ausgelegt, dass Kunden kommen und ihre Badelatschen durchwiegen wollen. Und so musste ich vom Gefühl her abschätzen, welche Latsche am leichtesten ist.
Als ich schon fast aufgeben wollte, reichte mir eine nette ältere Dame, die auch auf der Suche nach leichten Badelatschen für denselben Zweck war, ein paar andere Adidas-Latschen. Wow, die fühlten sich richtig leicht an und bequem waren sie auch. Wie für mich gemacht und tatsächlich: sie heißen Carodas.

Die Jagd nach jedem Gramm geht weiter

Und so wie diese drei Beispiele nehme ich inzwischen jeden meiner Ausrüstungsgegenstände genau unter die Lupe. Gibt es etwas besseres, leichteres, eine Alternative? Ja, sicher! Mindestens am Zelt und Rucksack könnte ich noch sparen, das ist mir bewusst. Allein hier warten rund 1,5 Kilo an Einsparmöglichkeit. Und nicht alles muss man käuflich erwerben. Ich habe inzwischen angefangen, meine Ausrüstung selbst zu modifizieren oder sogar herzustellen. MYOG (Make Your Own Gear) ist hier das Stichwort. Was ich hier mache, stelle ich dann in einem weiteren Artikel vor. Bleibt gespannt.[:]

[:en]Fjällräven Polar 2018 – Day 3: No time to pee [:de]Fjällräven Polar 2018 – Tag 3: Keine Zeit zum Pinkeln[:]

[:en]Translation in progress[:de]„Good morning, everyone!“ tönt es durch die dünnen Zeltwände. Johan Skullman stapft durch den meterhohen Schnee und flötet die faule, noch in den Schlafsäcken liegende Bande wach. Wie kann man um 5:30 Uhr nur schon so wach sein? Mühsam öffne ich meine Augen. Die erste Nacht in Eis und Schnee war jetzt nicht wirklich erholsam. Irgendwie traue ich der sehr dünnen Isomatte nicht und habe womöglich allein deshalb die halbe Nacht vor mich hin gefroren. Aber alles Jammern hilft nichts. Um halb 8 fährt der Bus und bis dahin muss angezogen, frischgemacht, gefrühstückt und das Zelt ausgebuddelt und verpackt sein.

Die ersten Tätigkeiten gehen recht flott. Und das Zelt zu verpacken, kann ja so schwer auch nicht sein. Habe ich ja oft genug gemacht. Kleine Heringe aus dem Boden ziehen ist jedoch was ganz anderes als riesige Schneeheringe aus dem festgeklopften, gefrorenen Schnee herauszulöffeln. Verdammt anstrengend und zeitraubend. Und das gleich 16 Mal! Drei Stunden zwischen Aufstehen und Abfahrt sind also gut gefüllt.

Endlich zu den Hunden

Gefühlt endlos ist die Busfahrt nach Signaldalen, wo wir endlich, endlich unsere Hunde treffen werden. Als wir ankommen, dürfen wir natürlich nicht wie die kleinen Kinder aus dem Bus stürmen und zu ihnen. Der Plan ist klar vorgegeben: aussteigen, Gepäck ausladen, Gepäck für Stockholm abgeben, die Versorgungsbox abholen und auf die Musher warten. Ein ohrenbetäubendes Bellen erfüllt den kleinen Ort Signaldalen, denn 200 Hunde sind ganz wild darauf, sich heiße Pfoten zu rennen. Schließlich kommt Nora durch den Schnee gestapft und bringt uns zu unseren Schlitten, die schon gut gepackt sind. Rucksack, Versorgungspaket und Ausrüstung müssen noch untergebracht werden. Gar nicht so einfach, denn so groß ist der Schlitten dann doch nicht. Ein wenig Stopfen á la Tetris hilft und ich kann endlich meine Hundis begrüßen und durchstreicheln.

 

Ich habe einen fast reinen „Mädelsschlitten“. Nur ein Rüde ist mit dabei. Und die Mädels sind auch noch „in heat“, läufig also. Das kann ja lustig werden. Die Alaskan Huskies sind die freundlichsten Hunde, die mir je begegnet sind. Stürmisch, liebevoll, aufgeregt und für jede Streicheleinheit dankbar. Während die letzten Hunde an den Schlitten festgemacht werden, die letzten Ausrüstungsgegenstände auf die Teams verteilt und Interviews für Fjällräven gegeben werden, kuschele ich mich einmal durch meine Hunde durch und versuche, mir ihre Namen zu merken. Da die meisten davon nordisch sind und ich sie auch nur halb verstehe, bleiben bei mir erstmal nur Miami und Klara hängen.

Gegen halb zehn geht es endlich los! Ohne weitere große Einführung löst Nora den Anker aus dem Schnee und düst ab. Ich tue es ihr gleich und hoffe, nicht gleich auf den ersten Metern vom Schlitten zu fallen. Zusammen mit meinem fünfköpfigen (Menschen)-Team passieren wir sturzfrei die Fjällräven Polar-Flaggen und meine Hunde setzen zum ersten Überholen an. Was total verboten ist. Niemand überholt den anderen. Also stehe ich auf meiner Bremse. Und zwar fast die ganze Zeit. Meine Mädels wollen einfach Gas geben.

Es geht bergauf

Schon gestern wurden wir mit der Aussage schockiert, dass es am ersten Tag etwa 1.000 Meter in die Höhe geht. Hilfe für die Hunde ist daher angesagt. Mit einem Fuß kicke ich den Schlitten voran, wenn der Winterweg ansteigt. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich sonderlich hilfreich bin, aber ich gebe mein bestes. Plötzlich driftet mein Schlitten auch noch nach links in den Tiefschnee ab und plumps… liege ich zum ersten Mal im Schnee, der Schlitten umgekippt. Aber ich hänge noch dran. Wie gesagt: niemals den Schlitten loslassen! Ich rappel mich wieder auf und es geht weiter bergauf. Dasselbe Schicksal ereilt kurz nach mir die Engländerin Dany und den englischen Ungarn Ferenc hinter mir. Beide stecken so tief im Schnee, dass Nora erstmal zu Hilfe eilen muss.

Diese Testfälle gehören wahrscheinlich einfach dazu, denn danach läuft es für uns alle gleich viel besser. Wir fahren, wir kicken, wir genießen die Landschaften. Ich bin fast die ganze Zeit damit beschäftigt, auf der Bremse zu stehen, um Nora nicht zu überholen. Das tut mir besonders leid, wenn es bergauf geht und meine Hunde so schon schwer arbeiten.

Nach etwa 8 km erreichen wir schon die schwedische Grenze. Nicht, dass ich sie gesehen hätte, hätte Nora mich nicht darauf aufmerksam gemacht. Hier ist Nichts, nichts außer Weiß. Vor, hinter, neben mir. Sogar über mir, denn es ist reichlich bewölkt. Etwa weitere 10 km später erreichen wir nach guten zwei Stunden Fahrzeit den Pausenplatz.

Snack the dogs! Hunde füttern. Essen für Menschen aus dem Schlitten kramen. Thermoskannen mit heißem Wasser ranschleppen, sich in den Schnee fallen lassen, dehydriertes Futter mit heißem Wasser aufgießen und warten bis es weich genug zum Essen ist. Ich habe mir Chili con Carne rausgesucht und genieße es in vollen Zügen. Das Trekkingessen von Real Turmat ist richtig lecker, ich konnte es ja schon während es Fjällräven Classic fünf Tage lang verkosten. Viel Zeit bleibt nicht, denn Nora möchte schnell wieder aufbrechen. Noch schnell ins Plumpsklo und weiter geht es. Wir haben heute nochmal die doppelte Strecke vor uns.

Weiter geht es die verschneiten Berge hinauf. Wie die Schären im Wasser an der norwegischen und schwedischen Küste sind die Berggipfel rund geschliffen und schmiegen sich sanft durch die Landschaft. Nichts von schroffen Felsformationen zu erkennen. Es ist genau so, wie man sich das Winterwunderland vorstellt. Nur ohne Bäume. Die Baumgrenze haben wir schon längst passiert. Immer wieder kommt ein Anstieg nach dem anderen und nachdem wir eine 90 Grad-Wende machen, haut auch uns auch noch der Wind mit voller Wucht entgegen. Es ist kalt. Zum Glück bin ich schon in meinen kuscheligen Polarparka geschlüpft. Um den anzuziehen, wird aber nicht etwa angehalten. Alles, was so zu tun ist, wird während der Fahrt getan. Essen, trinken, anziehen, ausziehen, gymnastische Übungen, Fotos.

Gegen 17:30 Uhr kommen wir am Tagesziel an. Auf einer Bergkuppe gelegen befindet sich die Bergstation Råstojaure, wo wir unsere Zelte aufschlagen werden. Und nun beginnt der Stress. Hunde vom Schlitten befreien, eine ewig lange Metallkette auslegen und das Ende mit einem dicken Brett im Schnee vergraben. Hunde an die Kette leinen. Den Hunden das Geschirr ausziehen und Deckchen anziehen. Wasser holen. Wasser kochen. Hunderte dicke Hundewürste in kleine Scheiben hacken. Kleine Scheiben in Wasser auflösen und den Hunden servieren. Aufpassen, dass die Futterschalen nicht wegfliegen, wenn sie leer sind. Alleine das dauert schon gut anderthalb Stunden.

Zelt aufbauen. Im Gegensatz zu gestern brauchen wir heute vier Menschen für ein Zelt, denn der Wind fegt die Zeltplane einfach weg. Zelt ausschippen, einen Windschutz aus Schneeblöcken bauen, Schlafsäcke, Isomatten etc. ins Zelt schaffen. Und dabei das eigene Essen nicht vergessen. Weitere anderthalb Stunden weg. Und um 20.30 Uhr sollen wir schon bei Johann zum Appell antreten. Ich bin seit Ankunft nicht einmal dazu gekommen, auf Toilette zu gehen, was jetzt aber dringend fällig ist. Gegen den Sturm kämpfe ich mich zum Toilettenhäuschen und wieder zurück. Komme natürlich zu spät zum Appell.

Was wir heute gelernt haben, will Johann wissen und erzählt uns noch einiges zum öfteren, den Aktivitäten angepassten Kleidungswechseln während Schlittenfahrt und Arbeit. Besonders aufnahmefähig bin ich nicht mehr. Eigentlich will ich nur noch in meinen Schlafsack. „Noch drei Tage von der Sorte und ich bin tot“, denke ich. Beim Auspacken meines Schlafsacks merke ich, dass ich wohl den falschen gegriffen habe und mache mich auf die Suche nach meinem richtigen. Aber ich bin nicht die einzige. Bis endlich alle wieder ihre eigenen Utensilien haben, ist es nach 22 Uhr. Ich habe weder Fotos noch Videos gemacht. Einfach nur durchgeackert. Aber morgen soll der Tag kürzer werden. Mal sehen. Zumindest dürfen wir eine Stunde länger schlafen. Bis 5:30 Uhr. Hoffentlich ist es dann nicht mehr so windig.

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[:en]Fjällräven Polar 2018 – Day 2: How to survive[:de]Fjällräven Polar 2018 – Tag 2: How to survive[:]

[:en]One last hot shower, one last look in the mirror, one last time using an outlet before it leaving into the icy wilderness for five days. At 5.30 am, 24 uniformed young and not so young people in uncle-blue jackets load the bus to Stockholm Airport with their equally blue backpacks. We eat breakfast from paper bags, some sandwiches. And the bus ride is barely long enough to get rid of all fluidlike food (yoghurt) that is not allowed in the carry-on baggage.

On to Norway

23 blue backpacks will be checked in as special luggage. I’m lucky that I can check in as regular luggage, since I packed mine in a gray flight cover for protection. It also makes it easier to identify the backpack as mine at baggage claim, when, again, 23 blue identical backpacks want to be picked up.

The first flight takes us to Oslo. I sit in a row with Rizal from Malaysia and Ferenc from England. Rizal shows us some of his videos, which he has taken as a rafting guide. Beautiful and exciting landscapes. In Oslo we have to change the plane to get to Tromsö. Oslo Airport has a very special security procedure: you can only pass through the barrier to the next terminal with your boarding pass if your own name appears on a digital board in front of it. And that is exactly the case when the luggage was unloaded from the previous aircraft. Strange, the Norwegians.

During the next flight, I sit in a row with: Rizal and Ferenc. So we can deepen our conversation or Ferenc has to record videos of the snow-capped mountains and islands with our cell phones, since at he has got the window seat.

When we arrive in Tromsö, especially our team members from the southern climates are totally freaking out. 5 feet of snow, they have not seen anything like that yet. And it just keeps on snowing. A bus gets us further inland to Camp Tamok, where we spend our first night in a tent. Last year, the road was impassable, but we are lucky and arrive there after a ride through magical winter landscapes in the early afternoon.

Undressing in the snow

We spend half an hour dressing up (re-inforce!) and enjoy tea, coffee and biscuits before gathering our gear for a lesson on how to pitch a tent in snow from Johan. Many of us have put on comfortable clothes for the flight and the bus ride. And now we ask ourselves where we should change into winter gear. Exactly here. Between ice and snow without any shelter.

After a little refreshment we find ourselves together on a snowy hill, where one of the orange polar tents is already perfectly pitched. Johan explains briefly and succinctly. Then we try ourselves. The first challenge is to find a suitable spot, because with each step we sink at least one foot deep into the snow. Fortunately, Lena, my tent neighbor, and I are already experienced in pitching various tents. The main challenge is to handle the huge tent stakes, which are about 10 times the size of my ultralight tent ones. In the traditional way there is not enough grip in the powder snow.

Johan explains the trick to us. Pull the tent lines the same length, dig a deep hole in the snow, build a small channel, anchor the stake in the hole, shovel the hole. Twenty times. This takes another 30 minutes. After that the tent interior has to be dug out to get a lower “entrance room”. Very clever, because that way you can sit on the “bedroom” and put on your shoes.

I can handle a stove! Can I?

Before dinner, the next lesson is: how do I get my stove to started. The multi-fuel stove from Primus is something else compared to the gas stoves I usually take on a hike. First fill up the fuel bottle with petrol, then pump 20 times, then turn screw 1 and 2 until a few drops of fuel come out. Then turn screw 2 again, make some sparks with the knife (which is hard enough for some of us), ignite the fuel, burn down and then turn screw 2 back on at the right time. Well. So far so good.

Somehow it works, but we really don’t know what we are doing. And looking at other teams it seems more like an inferno. At 6 pm, the arrival of the mushers releases us from our fate. Today every team gets to know the musher for the next days. The person who will keep us going for the next few days and will show us the fascination of the Swedish and Norwegian arctic. Nora, a super nice Scandinavian who has already accompanied Polar for a few years, will lead our team. She shows us the sled, tells us that each of us will have six sled dogs and most important: “Never let go of the sled! No matter what happens.”

Internalization

It is with great joy when to dinner finally starts at half past seven. We are all hungry and cold outside when you just stand still and listen. As a starter we get some reindeer stew … and lots of bones in it. After Nora takes another helping of the stew, we learn: this is not the starter, but the main course. Immediately, we fill our bowls again and grab a lot of bread. Suddenly, the stew tastes much better when you know, you will not get anything else. There are cakes with cinnamon for dessert, which are very tasty and I could have ate some more.

Cell phone reception…

After dinner we are told by Johan to once again internalize the handling of the stove and practice. Lena and I decide that it is sufficient to just tell the whole procedure loudly. This comes close to the practice and has a decisive advantage: you can do it in a warm sleeping bag. The mattress seems to me quite primitive as I am used to inflatable ones and I will suspect it as the reason that I am a little cool at night. At 10:30 pm it’s finally dark outside. At least for the next four hours.

Continue to part 3

[:de]Eine letzte heiße Dusche, ein letzter Blick in den Spiegel, ein letztes Mal Strom nutzen, bevor es für fünf Tage in die eisige Wildnis geht. Um 5 Uhr 30 stehen 24 mit mittelblauen Jacken uniformierte junge und nicht mehr ganz so junge Menschen in Sigtuna und beladen den Reisebus zum Stockholmer Flughafen mit ihren ebenso blauen Rucksäcken. Frühstück gibt es im Bus aus Papiertüten, vorher ist dafür keine Zeit. Und auch die Busfahrt reicht kaum, um den Inhalt in Gänze zu vertilgen, also konzentriere ich mich auf die tatsächlichen und mutmaßlichen Flüssigkeiten (Joghurt), die nicht mit ins Handgepäck dürfen.

Auf nach Norwegen

23 blaue Rucksäcke werden per Spezialgepäck eingecheckt. Ich hab Glück und darf das umgehen, denn ich habe meinen zum Schutz in ein graues Flight Cover gepackt und er darf per normalem Gepäck per Self-Bag-Drop aufgegeben werden. Das macht es auch umso einfacher, ihn später wieder als meinen zu identifizieren.

Der erste Flug geht nach Oslo. Ich sitze in einer Dreierreihe mit Rizal aus Malaysia und Ferenc aus England. Rizal zeigt uns einige seiner Videos, die er als Rafting-Guide aufgenommen hat. Wunderschöne und aufregende Landschaften. In Oslo heißt es, umsteigen in den Flieger nach Tromsö. Der Osloer Flughafen hat eine ganz spezielle Sicherheitsprozedur: man darf mit seiner Bordkarte erst dann die Schranke zum nächsten Terminal durchschreiten, wenn der eigene Name auf einer Anzeigetafel davor erscheint. Und das ist genau dann der Fall, wenn das Gepäck aus dem vorherigen Flugzeug ausgeladen wurde. Seltsam, die Norweger.

Im nächsten Flieger sitze ich in einer Dreierreihe. Neben mir: Rizal und Ferenc. Wir können unsere Gespräche also vertiefen bzw. wird Ferenc am Fensterplatz genötigt, Videos der schneebedeckten Berge und Inseln mit unseren Handies aufzunehmen.

Als wir in Tromsö ankommen, flippen vor allem unsere Teammitglieder aus den südlichen Gefilden vollkommen aus. Meterhoher Schnee, sowas haben sie noch nicht gesehen. Und es schneit auch gerade noch munter weiter. Nachdem wir das Chaos blauer Rucksäcke aufgelöst haben, geht es wieder zu einem Reisebus. Der soll uns weiter ins Landesinnere zum Camp Tamok fahren, wo wir unsere erste Nacht im Zelt verbringen werden. Im letzten Jahr war der Weg dorthin unpassierbar gewesen, aber wir haben Glück und kommen nach einer Fahrt durch zauberhafte Winterlandschaften am frühen Nachmittag dort an.

Ausziehen im Schnee

Uns bleibt eine halbe Stunde, um uns den Wetterbedingungen gemäß zu kleiden (re-inforce!), bei Tee, Kaffee und Keksen aufzuwärmen und dann unsere weitere Ausrüstung zusammen zu sammeln, bevor es zur Zeltaufbaueinweisung mit Johan geht. Viele von uns haben sich für Flug und Bus bequeme Klamotten angezogen. Und nun stellen wir uns die Frage, wo wir uns in Eis und Schnee umziehen sollen. Genau dort. Zwischen Eis und Schnee. Nun haben die gut lachen, die vorher schon ihre dicken Hosen angezogen und im Flieger geschwitzt haben.

Nach einer kleinen Stärkung finden wir uns auf einem Schneehügel zusammen, auf dem bereits eins der orangen Polar-Zelte steht. Professionell aufgebaut, was anderes war auch nicht zu erwarten. Wie man das macht, erklärt uns Johan kurz und knapp. Dann dürfen wir selbst loslegen. Die erste Herausforderung ist schon das Finden eines geeigneten Platzes, denn mit jedem Schritt sinken wir einen halben Meter tief in den Schnee ein. Zum Glück sind Lena, meine Zeltnachbarin, und ich schon geübt, was das Aufbauen ähnlicher Zelte angeht und so geht der Aufbau recht flott. Ein Problem bereiten die Heringe, die etwa 10 x so groß sind wie die meines Ultraleichtzeltes. Die halten auf herkömmliche Weise so gar nicht im Pulverschnee.

Johan erklärt uns den Trick. Die Zeltleinen auf die gleiche Länge ziehen, ein tiefes Loch in den Schnee graben, einen kleinen Kanal bauen, den Hering quer im Loch versenken, Loch zuschaufeln. Und das zwanzig Mal. So vergeht schon mal noch eine weitere halbe Stunde. Dann wird der Zeltinnenraum ausgeschippt. An sich total clever, denn so kann man auf dem “Schlafraum” sitzen und sich die Schuhe anziehen.

Kocher kann ich. Oder?

Noch vor dem Abendessen steht die Lektion an: wie bekomme ich meinen Kocher zum Kochen. Der Multi-Brennstoffkocher von Primus ist schon ein ganz anderes Kaliber als die Gaskocher, mit denen ich sonst so wandern gehe. Nix mit aufdrehen und anzünden. Erstmal die Brennstoffflasche füllen, dann 20 x pumpen, dann an Schraube 1 und 2 drehen, bis ein paar Spritzer Brennstoff rauskommen. Dann Schraube 2 wieder zudrehen, mit dem Messer Funken machen (was an sich für einige schon schwer genug ist), Brennstoff anzünden, runterbrennen lassen und dann zum richtigen Zeitpunkt Schraube 2 wieder aufdrehen. Ist klar.

Irgendwie gehts, aber so richtig wissen wir nicht, was wir da tun. Und bei einigen Teams mutet es mehr wie ein Inferno an. Um 18 Uhr erlöst uns die Ankunft der Musher von unserem Schicksal. Heute lernt jedes Team seinen Musher für die nächsten Tage kennen. Die Person, die uns in den nächsten Tagen auf Trab halten wird. Die uns die Faszination der schwedischen und norwegischen Arktis zeigen wird. Die jede unserer Unzulänglichkeiten aushalten muss. Nora, eine supersymphatische Skandinavierin und schon ein paarmal beim Polar dabei, wird unser Team anführen. Sie zeigt uns den Schlitten, erklärt uns, dass jeder von uns morgen sechs Hunde bekommen wird und das Wichtigste: “Niemals den Schlitten loslassen! Egal, was passiert. Der Schlitten wird festgehalten!”

Verinnerlichen

Die Freude ist groß, als es um halb acht endlich zum Dinner geht. Hunger haben wir alle und kalt ist es draußen auch, wenn man nur so rumsteht und zuhört. Als Vorspeise gibt es eine Brühe mit Rentierfleisch… und ganz vielen Knochen. Nachdem Nora sich noch zwei Nachschläge gönnt, wird uns erst klar: das ist nicht die Vorspeise, sondern der Hauptgang. Auf einmal lassen alle noch einmal ihre Schüsseln auffüllen und greifen beherzt beim Brot zu. Plötzlich schmeckt die Suppe viel besser. Zum Nachtisch gibt es Fladen mit Zimt. Die sind gut und ich hätte davon gern noch mehr gehabt.

Wenn man immer noch Empfang hat…

Nach dem Dinner sollen wir noch einmal den Umgang mit dem Kocher verinnerlichen und üben. Lena und ich beschließen, dass es auch reicht, das ganze Procedere laut zu erzählen. Das kommt der Praxis schon ganz nahe und hat einen entscheidenden Vorteil: man kann es im warmen Schlafsack tun. Die Isomatte kommt mir zwar recht spartanisch vor und ich werde sie als Grund dafür verdächtigen, dass mir in der Nacht ein wenig frisch ist, aber um 22:30 Uhr fallen die Augen zu. Es ist ja auch endlich dunkel draußen. Zumindest für vier Stunden.

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