Category Archives: Outdoor

[:de]April, April: Hüttensaison-Einläutung im Elbsandsteingebirge[:]

[:de]Das erste Mal die neue Isomatte aufpusten.

Zum ersten Mal Trekkingstöcke benutzen.

Erstmals den Gaskocher anfeuern und das erste Trekkingessen genießen.

Die ersten Liter Flusswasser filtern und die erste Nacht in einer Hütte.

Lang, lang ist es her, dass ich all das zum ersten Mal gemacht habe. Umso mehr freue ich mich, wenn mich jemand begleitet, der alle diese Dinge noch vor sich hat. Am letzten Wochenende ist mir eine gute Freundin pünktlich zum Start der Trekkingsaison ins Elbsandsteingebirge gefolgt und hat sich auf das kleine Abenteuer rund um die gemütlichen Trekkinghütten und malerischen Tafelberge eingelassen. 

Tag 1: Vom Feierabend direkt nach Kleinhennersdorf

Kaum sind die Hütten und Biwakplätze entlang des Forststeigs eröffnet, bin ich auch schon wieder im Elbsandsteingebirge. Diesmal mit dabei: die liebe Ivette. Freitag nach der Arbeit sausen wir mit dem Auto nach Kleinhennersdorf und schlappen los. Ob wir unser Zelt am Biwakplatz aufschlagen oder lieber doch in eine der gemütlichen Hütten einkehren, wollen wir spontan entscheiden.

Der angeblich stundenlange Schneefall hat sich leider nicht bemerkbar gemacht. Zwar liegen hier und da Krümel rum, aber die erhoffte Neuschneedecke liegt anscheinend woanders. Die Microspikes bleiben daher im Auto. Angesichts des doch netten Wetters nehmen wir den Kleinen Zschirnstein mit Aussicht mit und schlagen dann aber den Weg Richtung Haselmausbaude ein. Es ist doch ziemlich frisch und ein warmer Kamin überzeugt dann doch. 

 
 

Durch den Wildbretkeller geht’s also zum Krippenbach, wo wir ordentlich Wasser auffüllen. Als wir um die Ecke biegen, sehen wir schon Rauch aus der Haselmausbaude aufsteigen. Ein freundlichen Pärchen öffnet uns die Tür zur schon vorgewärmten Hütte. Nach einem köstlichen Trekkingessen und süffigem Tee breiten wir unsere Schlafsäcke auf dem Dachboden aus, der gefühlt 15 Grad kälter ist als der Kaminraum. Gute Nacht.

 
 

Tag 2: Von Hütte zu Hütte, von Stein zu Stein

Ein erster Kaffee im Schlafsack und ein gemütlich knisternder Kamin eine Etage tiefer – so kann ein Morgen beginnen. So gemütlich, dass wir erst kurz nach 10 Uhr aufbrechen. Auch heute haben wir unsere Tour schon wieder umgeplant. Zur Steinsammlung soll der Pfaffenstein, Spitzstein und Katzstein kommen. Nebenbei will ich mir mal den recht neuen Biwakplatz am Quirl anschauen.

 
 

Das Wetter schickt sich an, deutlich schöner zu werden, als die pessimistischen Wetterfrösche es vorhersagten. Finden wir gut, denn wie immer sind so weniger Menschen unterwegs. Zumindest bis zum Pfaffenstein. Da treffen sich heute anscheinend alle Touristen, so dass wir ein Päuschen vor der noch geschlossenen Berggaststätte einlegen, schauen, ob die Barbarine noch steht und dann weiter ziehen.

 

 

Am Mäuseborn vorbei steigen wir noch einmal hoch zum Katzstein. Warum nur liegen Katz und Maus hier so dicht beeinander? Wie dem auch sei, die Aussicht samt Katzenskulptur sind wie immer den Aufstieg wert. 

 

 

Von hier ist es nur noch ein Katzensprung (…) zur Rotsteinhütte, die heute unser Nachtquartier sein wird. Während wir Holz fürs Feuer hacken, kommt der nette Hüttenbetreuer vom Sachsenforst vorbei und weist mir den Weg zur Quelle: „Da im Grünen. Quasi bei der ersten Fichte.“ So weit, so ungenau. Und so suche ich erst auch an der völlig falschen Stelle, komme aber am Ende mit sechs Litern frischem Quellwasser zurück. Die wollen natürlich erstmal gefiltert werden, und so rühren wir rhythmisch mit dem UV-Filter in der Flasche herum.

 
 

Gegen 18.30 Uhr ziehen drei Mädels in die nun schon von uns vorgewärmte Hütte. Viel zu sagen haben sie uns nicht. Das liegt vielleicht auch daran, dass pünktlich zu ihrem Erscheinen unser Glühwein im Ofen überkocht und spontan den Rauchmelder auslöst. Der erste Eindruck und so…

 

Tag 3: Bergspätzle auf Sächsisch zum Wintereinbruch

Der letzte Morgen wird aus durch einen wunderschönen Sonnenaufgang versüßt. Klirrend kalt ist es dennoch, so dass es einige Kilometer dauert, bis meine Hände nach einem recht frühen Aufbruch mal auftauen.  

 

 

Über das schöne Cunnersdorf, dass sich anscheinend für Ostern nochmal richtig aufgeputzt hat, geht es schnurstracks Richtung Gohrisch. Unsere drei deutlich jüngeren Mitübernachterinnen, die schon eine halbe Stunde vor uns aufgebrochen sind, holen wir ziemlich bald ein. Am Eichhörnleweg geht’s weiter und bald ächzen wir die unzähligen Stufen zum Gohrisch hoch. Windig ist’s, aber noch sonnig und der Ausblick wie immer atemberaubend. Damit haben wir auch richtig Glück, denn es scheinen die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu sein.

Nur einen Tafelberg weiter gönnen wir uns zünftige Bergspätzle, Nudeln, Tee und ein Radler. Draußen fängt es ganz allmählich an zu schneien. Zwei Kilometer sind es nur zum Auto. Die brauche ich auch, denn das doch recht üppige Essen liegt mir schwer im Magen. Und die Kohlensäure des Radlers weiß auch nicht, wohin mit sich. Ich lerne wohl nie dazu.

 

[:]

[:en]Sticks & Stones – a Swedish Bikepacking Adventure[:de]Über Stock & Stein durch Südschweden – ein Bikepacking Abenteuer[:]

[:en]Entry bans, quarantine rules, flight cancellations – vacation planning for 2020 required increased creativity and flexibility. The TGO Challenge in Scotland in May and across the big pond to Amiland in the fall were actually planned. Although I’ve been there so many times, Yellowstone National Park is still waiting to be discovered by me. Four days paddling on rivers and lakes, two backpacking trips and some day hikes were planned, flights booked and permits secured.

After my big plans for Scotland and the USA burst like a soap bubble thanks to Corona, I thought about what else I could do with my annual vacation under the given circumstances. It should be uncomplicated and spontaneous, but still adventurous. And it should not put too much strain on my knee. The last operation was only three months ago and the next one was imminent – the cruciate ligament was still defective. At the end of August, over a glass of wine, the thought arose from a pleasant evening: Why not just saddle up the brand new mountain bike, take the ferry to Sweden and let yourself drift? After all, my orthopedist always says: “Ride a bike.”

Without further ado, I sat down at the computer and thought about how many kilometers one could easily manage over hill and dale in two weeks. Kalmar looked like a good turning point and so I just left the rough planning to komoot in mountain bike mode. A little bit here and there the route was straightened up and the round trip of about 800 kilometers was finished after one hour.

In the middle of September I started with the ferry from Rostock to Trelleborg. From there it went off to the north, deep into the nature reserves and forests. The mountain bike route, which komoot had put together for me, often led over wonderfully quiet hinterland roads and gravel roads, but especially on the first days also over rocky paths and winding trails like the Skåneleden. Not quite up to the high trail art yet, this meant for me that I had to push and lift the bike in parts. Including over ladders of cattle fences. And so I was very happy that I had not planned more than 50 kilometers a day for the beginning.

The further north I came, the more wooded and lakey the landscape became. One beautiful campground after the next. Despite the possibility of wild camping, I spent almost half of all nights in so-called Vindskydds – simple wooden sheds, which are open on one side and always have a fireplace. Pure campfire romance! I found most of them relatively spontaneously via a Google-Map and komoot and adjusted the route a little bit from day to day. Just the kind of spontaneity I had hoped for. Finding stores to fill up supplies on the way was just as uncomplicated – securing the beer in the evening.

After a city stroll in Kalmar at half time, I drove back south along the coast to soak up the salty sea air. Small fishing harbours, pretty villages, narrow trails and always the surprise where the route would lead to next.

An adventure that was created in one hour on the computer and still provides me with great memories. I highly recommend copying! You can find the tour with all stages and the daily experiences here:

[:de]Einreiseverbote, Quarantäneregeln, Flugstornierungen – für die Urlaubsplanung 2020 war doch erhöhte Kreativität und Flexibilität gefordert. Eigentlich sollte es im Mai nach Schottland zur TGO Challenge gehen und im Herbst mal wieder über den großen Teich nach Amiland. Obwohl ich schon so oft da war, wartet(e) immer noch der Yellowstone Nationalpark darauf, von mir entdeckt zu werden. Vier Tage paddeln auf Flüssen und Seen, zwei Backpacking-Trips und einige Tageswanderungen waren geplant, Flüge gebucht und Permits gesichert. Ich wollte ja endlich mal einen Bären sehen.

Nachdem meine großen Schottland- und USA-Pläne wie eine Seifenblase dank Corona zerplatzten, überlegte ich, was ich sonst unter den gegebenen Umständen mit dem Jahresurlaub anstellen könnte. Unkompliziert und spontan, aber trotzdem abenteuerlich sollte es sein. Und es durfte mein Knie nicht all zu sehr beanspruchen. Die letzte OP lag ja erst knapp drei Monate zurück und die nächste stand kurz bevor – das Kreuzband noch immer defekt. Schließlich entwuchs einem gemütlichen Abend Ende August bei einem Glas Wein der Gedanke: Warum nicht einfach das nagelneue Mountainbike satteln, mit der Fähre nach Schweden übersetzen und sich treiben lassen? Mein Orthopäde sagt schließlich auch immer: “Fahren Sie Fahrrad.”

Ich setzte mich kurzerhand an den Computer und überlegte, wie viele Kilometer man in gut zwei Wochen über Stock und Stein entspannt schaffen könnte. Kalmar sah nach einem guten Wendepunkt aus und so überließ ich einfach komoot die grobe Planung im Mountainbike-Modus. Ein bisschen hier und da die Strecke zurecht gezuppelt und die rund 800 Kilometer lange Rundtour war nach einer Stunde fertig.

Mitte September startete ich also mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg. Von dort ging es ab nach Norden, tief in die Naturreservate und Wälder hinein. Die Mountainbike-Route, die mir komoot zusammengestellt hatte, führte oftmals über herrlich ruhige Hinterlandstraßen und Gravelroads, aber vor allem an den ersten Tagen auch über felsige Wege und verschlungene Pfade wie den Skåneleden. Der hohen Trail-Kunst noch nicht ganz mächtig, hieß das für mich, das Bike streckenweise schieben und heben zu müssen. Inklusive über Leitern von Viehzäunen. Und so war ich sehr froh, dass ich für den Anfang nicht mehr als 50 Kilometer am Tag eingeplant hatte.

Je weiter ich nach Norden kam, umso wald- und seenreicher wurde die Landschaft. Ein schöner Zeltplatz nach dem nächsten. Trotz der Möglichkeit, wild zelten zu dürfen, übernachtete ich aber in fast der Hälfte aller Nächte in sogenannten Vindskydds – einfachen Holzverschlägen, die nach einer Seite offen und immer mit einer Feuerstelle ausgestattet sind. Lagerfeuerromantik pur! Die meisten davon fand ich relativ spontan über eine Google-Map und komoot und passte die Route von Tag zu Tag ein wenig danach an. Genau die Art von Spontanität, die ich mir erhofft hatte. Unterwegs Geschäfte zum Vorräte auffüllen zu finden, war genauso unkompliziert – das Bierchen am Abend gesichert.

Nach einem Stadtbummel in Kalmar zur Halbzeit fuhr ich auf dem Rückweg gen Süden immer mal wieder am Küstenstreifen entlang, um die salzige Seeluft aufzusaugen. Kleine Fischerhäfen, hübsche Dörfer, schmale Trails und immer wieder die Überraschung, wohin die Route wohl als nächstes führt.

Ein Abenteuer, das in einer Stunde am Computer entstand und mich immer noch mit tollen Erinnerungen versorgt. Nachmachen unbedingt empfohlen! Die Tour mit allen Etappen und den täglichen Erlebnissen findet ihr hier:

[:]

[:en]Hiking the Florida Trail Day 4 & 5 – Alligators and the axe[:de]Auf dem Florida Trail Tag 4 & 5 – Alligatoren und die Axt[:]

[:en]2:30 in the morning. The storm’s here. And with it, the dreaded thunderstorm. Again and again a violent thunder rolls over my tent, followed by lightning every few seconds. In itself, I like thunderstorms. But right now I’m not sure if the choice to camp directly under the mighty oak tree was good or bad. I usually avoid trees during thunderstorms. But the alternative in the open field was even less attractive. So I lie on my sleeping pad on my back and watch my little knife in the roof pocket of my tent getting brightly illuminated by lightning. There are noises in the tents next to me and I see light. None of us can sleep in this storm.

In the end we survive the night without being struck by lightning. But when Warren shows me a recording of the radar at breakfast, I feel a little nauseous. The tornado zone passed us by within a hair’s breadth. We all would have looked pretty stupid. The mosquitoes are already alive and kicking at 6 am. No wonder, they hadn’t got anything to bite because of the wind in the evening. So we quickly pack up the soaking wet tents and set off at half past seven – like every morning.

The weather today is perfect for todays project. It is 20 miles to the Kissimmee Prairie Preserve Campground, where a hot shower and real restrooms wait for us. Since the campground is always well booked, I had already made a reservation a while ago and invited the two boys to join me for camping on my site. Of course our feet will not stay dry today. The joy about a freshly built wooden bridge is only short, because due to the heavy rainfalls of the last night the bars just float on the water surface and sink as soon as we step on them.

Shortcut

Halfway through the day we leave the beautiful palm-oak forests and find ourselves on the prairie. Warren apparently has bumblebees in his ass and pulls away while Jason and I keep on chatting. About an hour later I find Warren again at the arranged break spot.

“How did you get through the waist-high water?” he asks me. I look down at myself, dry to my feet.

“What waist-deep water?” “Well, where I even had to hold my cell phone up in the air to keep it dry. It just kept getting deeper and deeper.”

“Where the hell have you been?”

I’m wondering. I mean, you couldn’t really get lost on the last stretch. In my mind I go over the map… and I start laughing. At one point in Guthooks there is actually an explicit instruction not to take this “shortcut” through the swamp, because there is “heavy alligator activity”. That I can laugh about it now is mainly because Warren is doing well. But the thing could have gone really bad. Jason and I had taken the u-shaped detour over a nice wooden bridge. Warren just missed the turnoff.

The last evening as a trio

The remaining miles stretch like chewing gum. For 7 miles it’s just straight ahead. No end in sight. Shortly after 5 pm we arrive at the campground and pitch our tents at the Astronomy Site. Here one should have a wonderful view to the stars. Unfortunately there is a full moon tonight. With a couple who just moved from California to Florida we share one of the picnic benches which are very valuable for hikers and enjoy the beautiful sunset over the prairie. No showers today.

Farewell

Freshly showered and with an alligator tear in my eye I say goodbye to Warren and Jason the next morning. I’m not in a hurry today, there are only about 16 miles to go and so I delay the departure until 9.30 am.

There is little shade in the prairie, so I take every tree for a short break to cool down. At a campground, which is located directly at the trail, I write a little note to the guys in the trail register – which they will never read, because they rush by the campground. Since I have no one left to chat with, I babble into my camera, into an empty turtle shell and with a cow calf roaming around all alone. But today is a good day, because after all I see three alligators, that are not either crazy far away or just give me the sting eye.

Strange

I am a little confused by the signs at the lock, which I cannot avoid. A sign expressly forbids me to enter the area or trespass. Another one says hikers should blow the horn. According to the third one I should announce my crossing in advance during office hours. Mind you: these signs are on the other side after I have already walked through the lock once without hesitation. Shortly afterwards I find a black bra tied to a wire fence. The story about it can be found in the video later on…

It’s not far to the end of my section hike now. Although I started so late, I am still a good hour faster than planned, so I take another break at another campground. Idyllically the bones rattle in the wind, which somebody has tied to a branch as a wind chime. One notices, I come closer to civilisation again.


The last night I want to spend on the inviting sounding Rattlesnake Hammock Campground, my “extraction point” as the military guys say. But when I arrive in the early afternoon, there is already a tent. At first sight completely normal. But the longer and closer I look at the scenery, the more queasy I get. Tent packing and tarpaulin lie scattered around the area. Next to it several beer cans. In the picnic bench there is a rusty knife, on it a kind of gas burner, which is certainly not meant for cooking. Next to a small hunting stool there is the package of an air bed where there is also something stuck in it. A screwdriver? In the dirt I find a hammer and a little further away an axe. WTF?


Since I don’t feel like being beaten to death with a hammer, sliced with a knife and roasted with a burner, I decide to leave the field – and take the axe with me. Who knows where the owners are right now. On the way to the sandy access road I tell my “pick-up service” via my satellite messenger that I’m waiting at the road because there are sketchy people on the campground. At the same moment I get the message: “Be careful, the groundsman says there are sketchy people.” So my instincts were not that wrong. Sitting in the sand and waiting, I suddenly hear loud engine noises behind me from the direction of the campground. “Oh, sh… now they’ll see I stole their axe!” In a high arc I throw the axe into the barely ankle-high undergrowth and stand up. Almost simultaneously I see my rescue approaching on the horizon.

With backpack and axe I jump into the car with my better half and we drive to the groundsman, who I show the pictures to and give the axe. He wants to tell the sheriff so he can have a look around. The next day he will tell the story to Warren and Jason for their amusement. As a farewell, he recommends another nice place in the area.

And so five days on the Florida Trail end with more excitement than expected, but still in the most beautiful moonlight at the campfire. It will not be the last trip out here.

 

[:de]Looking for the English version? Look here.


2.30 Uhr morgens. Der Sturm ist da. Und mit ihm das befürchtete Gewitter. Immer wieder rollt ein heftiger Donner über mein Zelt, gefolgt von Blitzen alle paar Sekunden. An sich mag ich Gewitter. Allerdings bin ich mir jetzt gerade nicht sicher, ob die Wahl, direkt unter dem mächtigen Eichenbaum zu campieren, gut oder schlecht war. Normalerweise meide ich Bäume bei Gewitter. Die Alternative auf dem freien Feld dagegen war aber noch unattraktiver. Also liege ich auf meiner Isomatte auf dem Rücken und schaue zu, wie mein Messerchen in der Dachtasche meines Zelts immer wieder hell erleuchtet wird. Neben mir in den Zelten rumort es und ich sehe Licht. Bei dem Unwetter kann niemand von uns schlafen.


Am Ende überleben wir die Nacht, ohne vom Blitz getroffen zu werden. Als Warren mir aber zum Frühstück eine Aufzeichnung des Radars zeigt, wird mir schon ein wenig übel. Das Tornado-Gebiet zog nur haarscharf an uns vorbei. Da hätten wir aber alle blöd aus der Wäsche geguckt. Die Moskitos sind um 6 Uhr morgens auch schon quicklebendig und sauglustig. Kein Wunder, sie hatten ja wegen des Winds am Abend nix zu beißen bekommen. Entsprechend zügig packen wir die klatschnassen Zelte zusammen und machen uns – wie jeden Morgen – um halb acht auf die Socken.

Das Wetter ist heute ideal für unser Vorhaben. 32 Kilometer sind es bis zum Kissimmee Prairie Preserve Campground, wo eine heiße Dusche und richtige Klos winken. Da der Zeltplatz immer gut ausgebucht ist, hatte ich schon vor einer Weile vorreserviert und die beiden Jungs jetzt eingeladen, auf meiner Site mit zu zelten. Selbstverständlich bleiben die Füße auch heute nicht trocken. Die Freude über eine frisch gezimmerte Holzbrücke ist nur kurz, denn durch die ordentlichen Regengüsse der letzten Nacht schwimmen die Balken einfach nur auf der Wasseroberfläche und versinken, sobald wir sie betreten.

Abgekürzt

Zur Tageshälfte verlassen wir die schönen Palmen-Eichenwälder und finden uns in der Prärie wieder. Warren hat anscheinend Hummeln im Hintern und zieht davon, während Jason und ich vor uns hin schwatzen. Rund eine Stunde später finde ich Warren am verabredeten Pausenplatz wieder.

„Wie bist du denn bitte durch das hüfthohe Wasser gekommen?“ fragt er mich. Ich schaue an mir runter, bis auf die Füße trocken.

„Welches hüfthohe Wasser?“ „Na da, wo ich sogar mein Handy in die Luft halten musste, damit es trocken bleibt. Das wurde ja immer tiefer!“

„Wo zur Hölle warst DU denn?“

Ich überlege. Eigentlich konnte man sich doch gar nicht verlaufen. Im Geiste gehe ich die Karte durch… und fange an zu lachen. In Guthooks wird tatsächlich an einer Stelle explizit darauf hingewiesen, diese „Abkürzung“ durch den Sumpf nicht zu nehmen, da es hier „heavy alligator activity“ gibt. Dass ich jetzt darüber lachen kann, liegt vor allem daran, dass es Warren gut geht. Die Sache hätte aber auch echt schief gehen können. Jason und ich waren den u-förmigen Umweg über eine schöne Holzbrücke gegangen. Warren hatte die Abzweigung einfach verpasst.

Der letzte gemeinsame Abend

Die restlichen Kilometer ziehen sich wie Kaugummi. Elf Kilometer lang geht es nur geradeaus. Ohne ein Ende in Sicht. Kurz nach 17 Uhr kommen wir am Campground an und schlagen unsere Zelte auf der Astronomy Site auf. Hier soll man herrliche Sicht auf die Sterne haben. Blöderweise ist heute ausgerechnet Vollmond. Mit einem Pärchen, das gerade von Kalifornien nach Florida gezogen ist, teilen wir uns eine der für Wanderer wertvollen Picknickbänke und genießen den traumhaften Sonnenuntergang über der Prärie. Geduscht wird heute nicht mehr.

Abschied

Frisch geduscht und mit einer Alligatorträne im Auge verabschiede ich mich am nächsten Morgen von Warren und Jason. Eilig habe ich es heute nicht, es sind ja nur rund 24 Kilometer zu schaffen, drum zögere ich den Aufbruch bis 9.30 Uhr raus.

In der Prärie gibt es wenig Schatten und so nehme ich jeden Baum für eine kurze Pause mit, um abzukühlen. Auf einem Zeltplatz, der direkt am Trail liegt, schreibe den Jungs eine kleine Notiz ins Trailregister hinein – die sie nie lesen werden, weil sie am Platz vorbeirauschen. Weil ich niemanden mehr zum Quatschen habe, labere ich in meine Kamera, in einen leeren Schildkrötenpanzer und mit einem Kuhkälbchen, das ganz allein durch die Gegend streunt. Aber heute ist ein guter Tag, denn ich sehe immerhin drei Alligatoren, die nicht entweder irrsinnig weit weg sind oder nur die Augen rausgucken lassen.

Seltsam

Ein wenig verwirrt lässt mich die Beschilderung an der Schleuse zurück, die ich nicht umgehen kann. Ein Schild verbietet mir ausdrücklich, das Gelände zu betreten. Ein anderes sagt, Wanderer sollen auf den roten Knopf drücken, damit die Tröte ertönt. Laut dem dritten sollte ich meine Durchquerung zu Bürozeiten vorab anmelden. Wohlgemerkt: diese Schilder stehen auf der anderen Seite, nachdem ich schon bedenkenlos einmal durch das Schleusengelände durchmarschiert bin. Kurz danach finde ich einen schwarzen BH an einen Drahtzaun gebunden. Die Geschichte dazu gibt es später im Video…

Es ist nun nicht mehr weit bis zum Ende meines section hikes. Obwohl ich so spät losgetigert bin, bin ich trotzdem eine gute Stunde schneller als geplant, daher lege ich an einem anderen Zeltplatz noch eine weitere Pause ein. Idyllisch klappern die Knochen im Wind, die jemand als Windspiel an einen Ast gebunden hat. Man merkt, ich komme der Zivilisation wieder näher.


Die letzte Nacht will ich auf dem einladend klingenden Rattlesnake Hammock Campground verbringen, meinem „Extraction Point“ wie es die Militärjungs so schön sagen. Als ich dort aber am frühen Nachmittag ankomme, steht da schon ein Zelt. Auf den ersten Blick völlig normal. Je länger und näher ich mir die Szenerie aber ansehe, desto mulmig wird mir. Zeltpackung und Plane liegen verstreut in der Gegend herum. Daneben etliche Bierdosen. In der Picknickbank steckt ein rostiges Messer, darauf eine Art Gasbrenner, der sicher nicht zum Kochen gedacht ist. Neben einem kleinen Jagdhocker liegt die Packung eines Luftbettes, in der auch etwas steckt. Ein Schraubenzieher? Daneben im Dreck ein Hammer und noch etwas weiter weg eine Axt. WTF?


Da ich keine Lust habe, mit dem Hammer erschlagen, mit dem Messer geschnetzelt und dem Brenner geröstet zu werden, beschließe ich, mich vom Acker zu machen – und nehme die Axt mit. Wer weiß, wo die Besitzer gerade sind. Auf dem Weg zur sandigen Zufahrtsstraße gebe ich über meinen Satellitenmessenger meinem „Abholservice“ durch, dass ich an der Straße warte, weil auf dem Campground seltsame Gestalten sind. Im selben Moment erhalte ich die Nachricht: „Sei vorsichtig, der Platzwart sagt, da sind seltsame Gestalten.“ Mein Instinkt war also nicht so falsch. Während ich im Sand sitzend warte, höre ich auf einmal hinter mir laute Motorengeräusche aus der Richtung des Campgrounds. „Ach du sch…, jetzt kommen die und sehen, dass ich ihre Axt geklaut habe!“ In hohem Bogen werfe ich die Axt in das gerade mal knöchelhohe Gestrüpp und stehe auf. Quasi zeitgleich sehe ich am Horizont meine Rettung nahen.

Mit Rucksack und Axt hüpfe ich zu meiner besseren Hälfte ins Auto und wir fahren zum Platzwart, dem ich die Bilder zeige. Der will dem Sheriff Bescheid sagen, damit der sich mal umguckt. Die Geschichte wird er am nächsten Tag Warren und Jason brühwarm zum Besten geben. Zum Abschied empfiehlt er uns einen anderen schönen Platz in der Gegend.

Und so gehen fünf Tage auf dem Florida Trail mit mehr Aufregung als vermutet, aber doch im schönsten Mondenschein am Lagerfeuer zu Ende. Es wird nicht der letzte Trip hier draußen sein.

[:]

[:en]Trails and tracks – What’s up for 2020[:de]Trails und Tracks – Was steht an in 2020?[:]

[:en]A new year has dawned and is now almost a month old. Time to philosophize about the things that lie ahead of me in the next remaining eleven months and which I am looking forward to immensely. Granted, after the great adventure on the Arizona Trail and everything that followed, it’s hard to top it. Probably it won’t be possible at all, but the world has other great places that are just waiting to be discovered. Adventures that want to be experienced.

Florida

This year I am going to start like two years ago – in Florida. When my better half visits his buddy, that’s the opportunity for me to dive into the swamps. After having walked the Ocean-to-Lake-Trail in 2018, I’m going to do a section on the Florida Trail this time. After all, the National Trail is over 2,000 kilometres long. But several kilometers are on asphalt roads. As a section hiker I have the luxury to choose the passages that run through the wilderness.

I have got five days to stroll through the palm-rich undergrowth. I will start at Lake Okeechobee and hike along the beautiful sounding Kissimmee River. On the very first day, according to YouTube reports, a female 14 feet alligator is waiting for me near the first camp spot. I am especially looking forward to the scaly fellows. Maybe I will be lucky this time and finally see a (living) armadillo.

Scotland

Also two years ago I was on the West Highland Way in Scotland, which is about 100 miles long. This year the route will be a bit longer, because it stretches from the west coast over to the east coast. As part of The Great Outdoors Challenge – TGO Challenge for short – about 400 brave hikers will hike between 170 and 220 miles to the finish in Montrose. Each team can choose the starting point and route relatively freely.

On my planned route from Oban to Montrose I have to walk about 200 miles. Ferry rides, overgrown castle ruins, distilleries and Munros (Scottish mountains above 3,000 feet, i.e. about 915 metres) are of course included. Let’s see if this trip will also be unusually sunny like two years ago.

Uncertain autumn

In September another (hiking) adventure will take place. Which one, that depends on luck in a lottery. Last year I had thrown ten possible dates into the lottery pot for climbing Mount Whitney in California. The highest mountain in the USA (outside Alaska) is so popular that I had no chance to climb it in 2019. With the prevailing masses of snow at the end of June, this was probably a good thing, because I was already quite busy with my ice axe at the other end of the Sierra Nevada.

The decision for the 2020 season will be made by the end of March, so if I’m luckier this time, I’ll be heading back to the eastern Sierra Nevada to California. If it doesn’t work out again… well, who knows. There are so many possibilities!

Little adventures

By the way, we also go out into the nature for shorter trips. In March, the Lusatian Peak Striker is repeated, during which around 40 miles are scrubbed in two days with lots of agonising elevation.

Hopefully in June the last stamps will be collected to complete the Harz Border Trail. Due to never-ending continuous rain, some of us had pinched our tails on the third day last autumn and chose a route that was no less wet, but which bypassed the last stamped points.

Also the forest trail in the Elbe Sandstone Mountains is on my program again in 2020. This time with four of us and over five days instead of four. After all, I have some trekking vouchers that want to be spent to the huts.

[:de]Looking for the English version? What’s up in 2020


Ein neues Jahr ist angebrochen und nun schon fast einen Monat alt. Zeit, über die Dinge zu philosophieren, die in den nächsten verbleibenden elf Monaten vor mir liegen und auf die ich mich schon wahnsinnig freue. Zugegeben, nach dem großartigen Abenteuer auf dem Arizona Trail und allem, was danach noch folgte, fällt es schwer, das zu übertreffen. Wahrscheinlich ist das so schnell auch nicht möglich, aber die Welt hat noch andere tolle Orte, die unbedingt entdeckt werden wollen. Abenteuer, die erlebt werden wollen.

Florida

Los geht’s in diesem Jahr wie vor zwei Jahren – in Florida. Was für die bessere Hälfte immer ein Besuch bei seinem Kumpel ist, ist für mich die Gelegenheit, in die Sümpfe abzutauchen. Nachdem ich 2018 den Ocean-to-Lake-Trail durchgewandert bin, nehme ich mir diesmal einen Abschnitt auf dem Florida Trail vor. Der National-Trail ist immerhin über 2.000 Kilometer lang. Etliche Kilometer verlaufen jedoch über Asphaltstraßen. Als Section Hiker habe ich aber den Luxus, mir die Passagen auszusuchen, die durch die Wildnis verlaufen.

Fünf Tage habe ich Zeit, durchs palmenreiche Gestrüpp zu tigern. Dabei starte ich direkt am Lake Okeechobee und wandere am herrlich klingenden Kissimmee River entlang. Schon am ersten Tag wartet laut YouTube-Berichten ein über vier Meter langes Alligator-Weibchen in der Nähe des ersten Campspots auf mich. Auf die schuppigen Gesellen freue ich mich besonders. Vielleicht habe ich diesmal auch Glück und sehe endlich ein (lebendiges) Gürteltier.

Schottland

Ebenfalls vor zwei Jahren war ich auf dem rund 160 Kilometer langen West Highland Way in Schottland unterwegs. Diesjahr wird die Strecke etwas länger, denn es geht von der Westküste einmal rüber zur Ostküste. Im Rahmen der The Great Outdoors Challenge  – kurz TGO Challenge – wandern circa 400 wackere Wandersleute zwischen 270 und 350 Kilometern bis zum Zielort in Montrose. Den Startort und die Route kann jedes Team dabei relativ frei wählen.

Für meine von Oban nach Montrose geplante Strecke fallen etwa 320 Kilometer an. Fährfahrten, überwucherte Burgruinen, Distillen und Munros (schottische Berge über 3.000 Fuß, also rund 915 Meter) sind natürlich dabei. Mal sehen, ob auch diese Reise wie vor zwei Jahren ungewohnt sonnig wird.

Ungewisser Herbst

Im September wird ein weiteres (Wander-) Abenteuer anstehen. Welches das sein wird, hängt vom Glück in einer Lotterie ab. Schon letztes Jahr hatte ich zehn mögliche Termine in den Lostopf zur Besteigung des Mount Whitney in Kalifornien geworfen. Der höchste Berg in den USA (außerhalb Alaskas) ist so beliebt, dass ich 2019 leider keine Chance hatte, ihn zu erklimmen. Bei den vorherrschenden Schneemassen Ende Juni war das wahrscheinlich auch ganz gut so, denn ich hatte am anderen Ende der Sierra Nevada schon gut mit meiner Eisaxt zu tun.

Ende März fällt die Entscheidung für die Saison 2020. Sollte ich diesmal mehr Glück haben, geht es also wieder in die östliche Sierra Nevada nach Kalifornien. Falls es wieder nicht klappt… tja, wer weiß. Es gibt so viele Möglichkeiten!

Kleine Abenteuer

Ganz nebenbei geht es dann auch nochmal für kürzere Trips raus in die Natur. Im März wird der Lausitzer Gipfelstürmer wiederholt, bei dem rund 100 Kilometer in zwei Tagen mit vielen qualvollen Höhenmetern geschrubbt werden.

Im Juni werden hoffentlich die letzten Stempel zur Vervollständigung des Harzer Grenzwegs gesammelt. Durch nicht nachlassenden Dauerregen hatten einige von uns im letzten Herbst am dritten Tag den Schwanz eingekniffen und eine nicht minder nasse Route gewählt, die aber die letzten Stempelstellen umgangen hatte.

Kurz danach werde ich (hoffentlich) lernen, mein kleines Packraft durch wildere Gewässer als die Berliner Havel zu manövrieren. In der Nähe von Leipzig werden alljährlich einige Termine für Wildwasserkurse angeboten. Diesjahr war ich sogar mal schnell genug, bevor wieder alles ausgebucht ist.

Auch der Forststeig steht 2020 wieder auf meinem Programm. Diesmal zu viert und über fünf Tage, statt vier. Ich habe schließlich noch ein paar Trekkinggutscheine, die in die Hütten gebracht werden wollen.

 [:]

[:de]Gülpe – (mehr als nur) Der dunkelste Ort Deutschlands[:]

[:de]

Die allgegenwärtige Lichtverschmutzung lässt uns Großstädter fast vergessen, was der Nachthimmel an funkelnden Schätzen bereithält: die Sterne. Milliarden und mehr Sterne erscheinen jede Nacht über uns am Firmament. Doch schauen wir aus einer Großstadt wie Berlin nach oben, sehen wir mit viel Glück vielleicht 10 oder 20 von ihnen. Während meiner Auszeit hatte ich in vielen Nächten die etliche Gelegenheiten, den Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht und der strahlenden Milchstraße mit bloßem Auge sehen zu können. In den Wüsten Arizonas und Utahs war ich der Zivilisation so fern, dass nicht einmal entfernte Stadtlichter dieses Spektakel trüben konnten. Und ich in den Bergen der Sierra Nevada, die gut und gern über 3.000 Meter liegen, war ich den Sternen sogar noch ein Stück näher.

Bevor du dir nun denkst: “Toll, dort komme ich sicher nicht so schnell oder nie hin”, gibt es einen Geheimtip für heimische Sternengucker – der kleine Ort Gülpe im beschaulichen Havelland. Nur etwa eine gute Stunde Fahrzeit von Berlin entfernt befindet sich der dunkelste Ort Deutschlands. Weit entfernt von Großstädten ist es dieser Platz, der dir die ganze Bandbreite des Sternenhimmels offenbart. Die faszinierende Milchstraße wird mit bloßem Auge sichtbar und Sternenbilder erscheinen klar am Himmel. Nicht umsonst heißt das Gebiet um Gülpe herum “Sternenpark”.

Einmal im Jahr findet in Gülpe der Westhavelländer AstroTreff (WHAT) statt. Wie es Zufall so wollte, fand dieser in diesem Jahr genau an dem Wochenende statt, an dem ich beschloss, mal einen Ausflug an den dunkelsten Ort Deutschlands zu unternehmen. Noch während ich mein Zelt auf dem idyllischen Biwakplatz Gülpe aufbaute, hörte ich schon, wie sich die Einheimischen und Ausflügler zum nächtlichen AstroTreff verabredeten. Das war heute? Großartig! 

Paddeln auf der Gülper Havel

Aber noch war es ja taghell und mit fast 30 Grad im Schatten hochsommerlich warm. Natürlich hatte ich mein Boot eingepackt und mir eine kleine Tour auf der Havel vorgeplant. In diesem Gebiet im Havelland teilt sich die Havel in zwei Arme: die Gülper Havel und die Haupthavel. Während zweitere gemütlich breit und ohne nennenswerte Strömung vor sich hin fließt, geht es auf der deutlich schmaleren Gülper Havel schon fixer zu. Das Wasser ist glasklar, so dass man gut beobachten kann, wie sich die Wasserpflanzen mit der Strömung bewegen. 

Das Paddeln fällt leicht durch die Unterstützung der merkbaren Strömung und so kann ich auch mal ein-zwei Paddelschläge aussetzen und mich einfach treiben lassen. An der Kahnschleuse Gülpe ist zum ersten Mal ausbooten und umtragen angesagt. Für die leichten Packrafts kein Problem, einige folgende Kajaks haben es da schon schwerer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Einfahrt zum Gülper See, genannt Rhin, gleicht mit ihren Netzen einem urigen Fischerdorf. Eine richtige Einfahrt ist sie jedoch nicht, denn der Gülper See ist ein großes Naturschutzgebiet für zahlreiche Vogelarten. Nach rund 2,5 km ist ein weiteres Mal umtragen fällig. Ein großes Wehr versperrt die Überfahrt zur Haupthavel. 

Auf dieser wieder eingesetzt geht es langsam zurück Richtung Biwakplatz. Die Strömung ist hier so gering, dass auch ein Stromaufwärtsfahren mit den Packrafts kein Problem ist. Weil die Faulheit siegt, entscheide ich mich für einen schmalen Kanal als Abkürzung statt der größeren Runde. Das geht soweit auch gut – bis etwa 100 Meter vor der Gülper Havel. Durch den niedrigen Wasserstand ist unter einen winzigen Brücke eine Stufe von etwa 15 cm zwischen den schmalen Kanal und der Gülper Havel entstanden, über die man bei normalem Wasserstand einfach hinüber fahren könnte. Nach einer wilden Kletteraktion durch Gestrüpp und auf der Betonbegrenzung werfe ich mein Boot über das Geländer und kann auf der anderen Seite wieder einsetzen. Nach rund 6 km gemütlicher Tour komme ich am Biwakplatz wieder an und mache mich ans Abendbrot.

Wer übrigens kein Boot sein Eigen nennt, für den gibt es auch die Möglichkeit, sich um die Ecke eins zu leihen.

AstroNacht

Gegen 21:30 Uhr ist es dann endlich dunkel genug, um den kurzen Spaziergang zum Hauptgeschehen des AstroTreffs anzutreten. Keine zehn Minuten Fußweg vom Biwakplatz entfernt stehen unzählige Teleskope unterschiedlichster Größe und Bauform aufgestellt. Die Hobby-Astronomen, von denen man in der Dunkelheit nur die schemenhaften Umrisse erkennt, laden großzügig dazu ein, einen Blick in den Nachthimmel zu werfen. Ein jeder erklärt, auf welches astronomische Highlight sein Teleskop gerade ausgerichtet ist. 

Größter Beliebtheit erfreuen sich Phänomene wie der Hantelnebel (M 27), der Ringnebel (M 57) und Kugelsternhaufen. Aber auch die Entdeckung der Andromeda-Galaxie, Cassiopeia und Sternenbildern wie der Drache, die Nördliche Krone und der Große Bär sind für Laien wie mich genauso aufregend. Kaum zu glauben, was man als Stadtkind so jeden Abend verpasst. 

Gegen 23 Uhr ist es dann Zeit, wieder den Rückweg zum Zelt zu finden. Dabei versuche ich, möglichst auf künstliche Lichtquellen zu verzichten und wenn dann nur den Rotlichtmodus meiner Stirnlampe zu nutzen. Der Milchstraße folgend bin ich auch schon bald am Biwakplatz angekommen. Auf die Oberplane verzichte ich heute Nacht. Es soll nicht regnen und das Mesh-Material ermöglicht es mir, noch weiter in den Sternenhimmel zu schauen. Zwei Sternschnuppen später bin ich eingeschlafen. Am nächsten Morgen nehme ich noch ein erfrischendes Bad in der klaren Gülper Havel, beobachte die Rotfedern, wie sie in Schwärmen am Ufer entlangziehen und entdecke zwischen den Wasserpflanzen versteckt sogar einen kleinen Hecht.

Gülpe, ick lieb dir!

 [:]

[:de]Produktreview: Garmin InReach Mini Satellitenmessenger[:]

[:de]Vor rund einem Jahr bin ich vom InReach Explorer+ auf den „kleinen Bruder“, das InReach Mini gewechselt. Als Wandererin, die auf jedes Gramm schaut, war der Wechsel auf das kleinere und damit um einiges leichtere Gerät nur logisch. Nach dem ausführlichen Review des Explorer+ kann ich nun nach etwa 2.000 Wanderkilometern ein Fazit über das InReach Mini ziehen.

Was ist ein InReach?

Die InReach-Geräte gehören zu der Klasse der Satelliten-Messenger. Was das ist und wozu man sie benötigt, habe ich euch hier erklärt.

Was kann das InReach Mini? – Unterschiede zum Explorer+

Größe und Gewicht

Mit einer Größe von 10 cm und einem Gewicht von 100 g ist das Mini um einiges kleiner und leichter als das Explorer+. Zum Vergleich: das Explorer+ ist etwa 6,5 cm größer und mit 215 g Gewicht doppelt so schwer.

Funktionen

Trotz der geringen Größe bringt das InReach Mini fasst alle Funktionen mit, die auch im Explorer+ enthalten sind:

Notruf

Im Falle eines Notfalls kann über einen gut geschützten Button oder sogar die Handy-App ein Notruf an eine rund um die Uhr besetzte Notfallüberwachungszentrale abgesetzt werden. Für diesen Service ist der Abschluss eines Satelliten-Vertrages ähnlich es Mobilfunkvertrages notwendig, der im günstigsten Fall 14,99 € im Monat kostet bis hoch zu 114,99 €. Braucht man das Gerät gerade mal nicht, kann man den Service aber auch aussetzen und zahlt nichts. Hinzu kommen ggf. noch jährliche Gebühren oder Tarifwechselgebühren, je nach Tarif und Anbieter.

Familie und Freunde auf dem Laufenden halten

Über das InReach können Nachrichten an Rufnummern versandt werden, um z. B. der Familie oder Freunden mitzuteilen, dass es einem gut geht. Sofern eingestellt wird auch gleichzeitig der Standort übermittelt. Wer von dem Gerät eine Nachricht erhalten hat, kann per SMS darauf antworten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass auch jede empfangene Nachricht vom Nachrichten-Kontingent des InReach-Nutzers abgezogen wird. Hat man z. B. einen Tarif mit 40 Inklusiv-Nachrichten, sendet eine an einen Freund und dieser antwortet mit vier kleinen Nachrichten zurück (wie es in der Whatsapp-Generation ja gern üblich ist), werden insgesamt fünf Nachrichten berechnet und es bleiben nur noch 35 Inklusiv-Nachrichten übrig.

Tracking

Wanderungen oder sonstigen Aktivitäten können über das InReach getrackt werden. Über die per InReach-Konto zur Verfügung gestellte Karte im Web kann der aktuelle Track von außen mitverfolgt werden, sofern der Nutzer dies authorisiert hat. Die Seite ist zudem passwortgeschützt. Freunde und Familie können also live verfolgen, wo man sich gerade befindet und bewegt.

Navigation

Im Gegensatz zum InReach Explorer+ gibt es auf dem Mini kein Kartenmaterial. Das Gerät lässt sich aber über die Earthmate App mit dem Handy verbinden. Auf dem Handy steht dann das Kartenmaterial von Earthmate, welches auf OpenStreetMap basiert, für die Orientierung im Gelände zur Verfügung.

Anbindung ans Handy und an andere Garmin-Geräte

Über die Earthmate-App lässt sich das InReach für die wichtigsten Funktionen sehr bequem via Handy bedienen. Statt fummelig über die Tasten eine Nachricht zu schreiben, kann man diese auf dem Handy tippen und nutzt das InReach dann nur als Sende-Einheit. Wetterdaten, Tracking und ein Kompass sind ebenfalls darüber aufrufbar.

Das InReach lässt sich zudem mit kompatiblen Garmin-Geräten wie der Fenix 5er-Reihe koppeln. So lassen sich an das InReach gesendete Nachrichten auf der Uhr ablesen und vorgefertigte, anpassbare Sofortnachrichten versenden. Außerdem werden während einer laufenden Aktivität die aufgezeichneten Daten des InReachs auf der Uhr angezeigt.

Ausführlichere Informationen und Daten findet ihr direkt auf der Garmin-Seite.

Akkulaufzeit

Garmin gibt für das Explorer+ eine Akkulaufzeit von 100 Stunden bei 10-minütigem Trackingintervall an und für das Mini entsprechen 90 Stunden. Dies kann ich aus eigener Erfahrung nicht bestätigen. Bei gleichem Tracking-Intervall hielt das Explorer+ etwa dreimal länger ohne Aufladen durch als das Mini. Bei einem zwölfstündigen Wandertag waren am Ende des Tages noch etwa 30 % Akkulaufzeit auf dem Mini verblieben, so dass ich meist täglich aufladen musste. Dies mag sicher der geringen Baugröße geschuldet sein.

Einsatz in der Praxis

Das InReach Mini begleitete mich bislang auf einer mehrtägigen Wanderung im Harz, einigen Wanderungen in Texas, dem zweimonatigen Thruhike des Arizona Trail und sieben Wochen Outdoor-Urlaub im Anschluss daran. In dieser Zeit habe ich rund 2.000 km wandernd oder paddelnd zurückgelegt und auch eine Autofahrt im amerikanischen Backcountry aufgezeichnet. Gemäß der Abrechnungen gingen etwa 1.000 Nachrichten allein von März bis Mai über das Gerät ein und aus. Zudem habe ich über die Freigabe für Freunde und Familie meinen Standort immer mittracken lassen.

Nach den Rückmeldungen meiner Kommunikationspartner kamen alle bis auf zwei Nachrichten beim Empfänger an. Warum ausgerechnet diese zwei nicht zugestellt wurden, kann ich leider nicht (er)klären.

Die Trackingfunktion über die Website funktionierte bis auf einen kompletten und zwei halbe Tage ohne Probleme. Auch hier ist für mich nicht erklärbar, warum die Trackpunkte nicht an die Website gesendet wurden, obschon auf dem Gerät einige aufgezeichnet wurden.

Zudem musste ich zum ersten Mal den SOS-Notruf betätigen. Durch einen unglücklichen Zwischenfall hatte ich Kontakt mit der Notrufzentrale aufgenommen, um sie über den Sachstand einer aktuellen Such- und Rettungsaktion zu informieren. Die Kommunikation funktionierte in beide Richtungen problemlos. Auf das Notrufsignal wurde binnen von fünf Minuten geantwortet und nach dem Grund des Notrufs gefragt (um das Ausmaß einschätzen zu können).

Fazit

Wie schon der große Bruder konnte mich das InReach Mini absolut von seiner Notwendigkeit bei Unternehmungen, wie ich sie regelmäßig plane und durchführe, überzeugen. Auf den teilweise sehr einsamen Abschnitten des Arizona Trail konnte man mich aus Deutschland aus „live“ auf Schritt und Tritt begleiten und war beruhigt, dass ich noch lebe.

Durch die Zwei-Wege-Kommunikation (ich hatte in der Zeit den Freedom Expedition Plan abgeschlossen), konnte ich jederzeit Kontakt mit Freunden und Familie halten und auch notwendige Trail-Organisation auslagern wie „Ruf doch bitte mal beim Post Office an und sag denen, dass ich auf dem Weg bin und sie mein Paket bitte noch bis Anfang Mai aufbewahren sollen.“

Durch die an sich harmlose Notfallssituation, die aber dennoch eine Kommunikation mit der Notfallzentrale nötig machte, konnte ich erstmalig testen, ob der Service im Ernstfall funktioniert. Fünf Minuten Reaktionszeit im absoluten Niemandsland sind absolut akzeptabel und die bidirektionale Kommunikation zur Feststellung der Dringlichkeit (Schlangenbiss vs. gebrochenes Bein) bildete das ab, was ich von einem Notfallservice erwarte. Das Gerät übermittelte bis auf fünf Meter genau meinen Standort, so dass die Rettungskräfte zielgerichtet losgehen konnten.

Ich möchte das InReach Mini auf meinen Abenteuern nicht mehr missen und nehme es durchaus auch mal in der Brandenburgischen Pampa mit, wo Netzabdeckung teilweise noch ein Fremdwort ist. Ein Bein kann man sich schließlich nicht nur im Gebirge oder tiefen Canyons brechen.[:]

[:en]Arizona Trail: the story[:de]Arizona Trail: Die Dokumentation[:]

[:en]

In 2019, I made my dream of the Arizona Trail thruhike come true. I hiked over 800 miles from the Mexican border to the Utah stateline. All my experiences, the good ones and, of course, the bad ones will be documented with blog posts and exciting episodes on my YouTube-Channel.

Have fun reading, watching, dreaming and planning!

Blogposts

Episodes on YouTube

https://youtu.be/RsmOE9l6Ra0[:de]

2019 habe ich meinen lang geplanten Traum endlich wahr gemacht. Ich bin die 1.300 km des Arizona Trail von der mexikanischen Grenze bis zur Grenze des Bundesstaates Utah gewandert. Was ich alles erlebt habe, was schief ging, alle Einzigartigkeiten könnt ihr in meiner Doku nachverfolgen. Die gibt es sowohl als Blogbeiträge, aber auch als spannende Episoden auf meinem YouTube-Channel.

Viel Spaß beim Lesen, Schauen, Staunen und Nacheifern!

Blogbeiträge

Vorbereitung und wie alles begann

Wenn ich groß bin, wandere ich den Arizona Trail – die Erfüllung eines Lebenstraums

Arizona Trail Projekt – 999 offene Fragen für eine Fernwanderung

Ausrüstung für den Arizona Trail

Auf dem Arizona Trail

Part 1 – Schneefelder, Hitze und Fußtöter

Part 2 – Hoch hinaus

Part 3 – Ein bisschen Magie

Part 4 – Anderthalb Tage Lagerfeuer

Part 5 – Die Geschichte vom 1. April

Part 6 – Nachts in der Toilette… und Klapperschlangen gibts doch!

Part 7 – Wasserknappheit

Part 8 – Goldfische in der Wüste

Part 9 – Winter is still here

Part 10 – Tausche Steine gegen Nadelwald

Episoden auf YouTube

[:en]Arizona Trail: Part 5 – April Fool’s Day[:de]Arizona Trail: Part 5 – Die Geschichte vom 1. April[:]

[:en]Two weeks on the Arizona Trail passed with a lot of fun, effort and bombastic impressions, but still harmless. That should change all of a sudden.

My first steps as a solo hiker. I had planned to take the shuttle back to the point where I left the Arizona Trail at Sabino Canyon to stay a night in Tucson. It’s 12:30 p.m. The rides for 1:00 and 1:30 p.m. are already sold out. A later ride is not an option for me. I’m not waiting for an hour and a half for a shuttle. So I’m grudgingly on the way to cover the 4 miles on the hot, sunny road. Here and there the river has flooded the road and without taking off my shoes, I run through these floods. A mile later, it’s time for taking another picture. I long for my mobile. It is not where it should be. I am wondering. Did I pack it somewhere else? No. It should be in my hip belt pocket. Evil premonitions rise in me. If it is not there, where did I lose it? The only logical explanation: it must have fallen out of my pocket when I ran across the road.

Like a mad(wo)man, I run back in the heat, asking everybody who walk in my direction, if they have found a cell phone. No. I run faster, because in the meantime the fully booked 1 p.m. shuttle bus is heading into the canyon and over the narrow bridge … crushing mobile phone. My desparation rises when I arrive at the bridge. No cell phone there to be found. People already take pity on me because I tell everyone that I cannot continue my hike without the phone. I wouldn’t have any information on water sources the Arizona Trail itself. I look down the waterfall, where the water pours down from the road. Could the flow have washed the phone down there? I stand on the bridge, crying, looking into the pool, which the river has washed into the rock.

 

 

I already picture myself returning to Tucson, buying a new phone. But I still have little hope. So I take off my backpack and climb down the waterfall. I search in the water with both hands, because through the current I cannot see what is underneath the surface. I’m soaking wet, shirt, shorts, shoes and the people from above look what the poor crazy girl is doing there. No cell phone. I run back and forth, closer to the next pool. In about 1 ½ feet depth, there is my phone! I take it out of the water hastily like Gollum takes the ring … and it’s still tracking. Dripping wet like a rat, I climb out of the waterfall and get the cell phone out of its case since some water got in. I still hope it has not been damaged. The phone safely stowed in the bag, I’m on my way again. This time, I don’t run.

I return to the Santa Catalina Mountains where I left the Arizona Trail. Suddenly I see myself falling down, stumbling over a rock. Ouch. My big toe does not feel good. Frustrated and annoyed by the situation and my own clumsiness, I decide that I will camp in a spot that I originally planned to. I had considered moving on since I started hiking earlier than expected, but all the stuff about the soldout shuttle, my wet mobile phone and now me falling on the trail seems like a bad omen not to go any further.

 

Search and Rescue

It’s just a few miles along the Arizona Trail and I arrive at Hutch’s Pool, a natural pool in the middle of the canyon. Since I was already kind of swimming today, I just set up my tent. Right before Hutch’s pool I meet a young guy with two girls following him. Since I just had to cross a river and crawl out of the bushes, I just greet briefly. The girls inform me that there are two more ladies camping at Hutch’s pool and I would not be alone. In fact, the two older ladies are just coming back from bathing when I set up my tent. We talk briefly and they invite me to come over when I feel like it. Since I still feel a little frustrated, I am not too convinced about having company tonight.

 

 

Being grumpy and alone in a tent doesn’t change a thing, I think, grab my tuna and walk the short way to the tiny bay. Laura and Beryl took two days off to hike here and spend the night in nature. As we talk about bear cans and the Arizona Trail, the young black man stumbles into camp two hours after I saw him. Desperately, he tells us that he only stopped to pee, then his companions were gone and he could not find his way out of the canyon. He tells us his name: Jonathan. Laura provides him with a paper map of the area with detailed instructions on when to turn where and what to look for. We give him filtered water and ask him if he has enough power left on his cell phone, since it would be dark shortly. If he cannot find the trail out again, we bag him to return to us. He thanks politely and hurries back on the trail again.

Laura and Beryl decide to escort him out of the canyon, but return after 10 minutes as he is already long gone. We meet at my tent, drink tea and talk. It is pitch dark and an hour and a half passed, when I see a light in the distance. Is this a late thruhiker? We go to the main trail and call, because the spur trail to the pool is not easy to find. Stuttering and trembling, Jonathan falls out of the darkness. He could not find the junction to Sabino Canyon again, had stumbled through rivers several times and had killed a rattlesnake on the trail with a stone out of fear. We calm him down first, are glad he came back and promise him that Laura and Beryl would accompany him out of the canyon next morning. He should stay with us for the night. I’ll pick up Beryl in my two-man tent so Jonathan has a shelter for himself. We give him food, sleeping bag inlays and sitting pads for insulation, pretty much everything we can spare. At 9 p.m we all disappear into our tents.

00:30 a. m. I wake up to a loud noise over my tent and a bright light. A helicopter flies over. “Oh no, they’re looking for him,” Beryl says. I cannot quite believe that, since only a few hours have passed. The helicopter comes back again. “We are looking for Jonathan W.”, the Heli roars through the night. She is right. “This will go on like that all night long,” she says. The helicopter returns, calling out the name again. I wonder what reaction they expect. I climb out of the tent and watch Jonathan sending light signals with his cell phone.

I can contact the Search and Rescue service with my InReach and tell them that he’s with us, I think. I talk to Jonathan and push the SOS button on my satellite messenger for the very first time. After just 5 minutes, the emergency service confirms my call and asks what the emergency is about. I inform them that a search & rescue team is looking for a Jonathan W. with a helicopter in the Catalina Mountains and that he is with us. They ask if he is ill or injured. I deny and tell them that he would be accompanied by us in the morning. End of conversation.

Meanwhile Jonathan’s tent broke down and he is cold. I decide to get my wood stove and cook some hot tea for him. While the four of us (Laura and Beryl are of course also awake) sit around the little fire in the middle of the night, the helicopter disappears and it starts to get silent again in the canyon. At 1 a.m. we all go back to sleep. Finally.

It’s 1:20 a.m. A ray of light hits me in the face. I hear calling. “Jonathan! Jonathan!” No way. I crawl out of my tent again. Beryl turns around. She is tired of the circus. The light and the shouts come from the trail. I shout: “We are here!” Three young men and a woman arrive with heavy luggage. “We are Search and Rescue and are looking for Jonathan.” I ask them if they got my message. They affirm and thank me, because that way they were given the exact position where to go. Otherwise they would have split up. I take them to Jonathan, who has a few questions to answer, whether he is thirsty, hungry, etc., and they briefly ask us about the circumstances. After everything is said, they leave him no choice what to do. They give him a jacket and energy drink and take him out of the canyon in the middle of the night at 2 a.m. Poor guy. As if he had not been through enough. My assumption, however, is that if someone assigns a search and rescue service, they have to get the missing person out. No matter what time. Laura and I evaluate the whole thing briefly and say good night again. There is not much left of it.

P. S. None of this is an April Fool’s joke …

 [:de]Zwei Wochen auf dem Arizona Trail verliefen mit viel Spaß, Anstrengungen und bombastischen Eindrücken, aber dennoch harmlos. Das sollte sich alles schlagartig ändern.

Die ersten Schritte solo. Ich hatte geplant, das regelmäßig verkehrende Shuttle zurück zu dem Punkt zu nehmen, an dem ich den Arizona Trail über den Sabino Canyon für eine Nacht verlassen hatte. 12:30 Uhr. Die Fahrten für 13:00 und 13:30 Uhr sind bereits ausverkauft. 14:00 Uhr ist keine Option für mich. Ich warte doch keine anderthalb Stunden auf ein Shuttle. Also mache ich mich zähneknirschend auf den Weg, die 6 km auf der heißen, sonnigen Straße zu Fuß zu bestreiten. Die Straße führt an einigen Stellen über einen Fluss, der so weit angeschwollen ist, dass er die Straße überflutet. Ohne meine Schuhe auszuziehen, renne ich durch diese Überflutungen. Zwei an der Zahl. Die Schuhe werden schon trocknen. Etwa einen guten Kilometer später ist es mal wieder Zeit für ein Foto. Ich lange nach dem Handy. Es ist nicht da, wo es sein sollte. Zweifel. Hab ich es woanders hingepackt? Nein. Es müsste in meiner Hüftgurttasche vom Rucksack sein. Böse Ahnungen steigen in mir auf. Wenn es nicht da ist, wo kann ich es verloren haben? Die einzige logische Erklärung: als ich über die Straße gerannt bin, muss es aus der Tasche gefallen sein.

Wie eine Wahnsinnige renne ich in der Hitze zurück, fragen jeden, der mir entgegen kommt, ob er ein Handy gefunden hat. Nein. Ich renne weiter mit böser Vorahnung, denn inzwischen kommt mir auch der ausgebuchte 13 Uhr-Shuttlebus entgegen, der über die schmale Brücke fährt… und mein Handy zu Brei. An der Brücke angelangt steigt die Verzweiflung. Kein Handy zu sehen. Die Leute haben schon Mitleid mit mir, denn ich erzähle jedem, dass ich ohne das Telefon nicht weiterwandern kann. Alle Wasserressourcen, Wege und Informationen zum Arizona Trail sind darauf. Ich schaue den Wasserfall hinunter, wo sich das Wasser von der Straße hinab ergießt. Kann die Strömung tatsächlich das Handy dort herunter gespült haben? Weinend stehe ich auf der Brücke und schaue in das Wasserbecken, welches der Fluss in das Gestein gewaschen hat.

 

Ich sehe mich schon nach Tucson zurückkehren und ein neues Telefon kaufen. Aber ich habe noch eine geringe Hoffnung. Also setze ich den Rucksack ab und klettere den Wasserfall hinab. Mit beiden Händen wühle ich im Wasser, denn durch die Strömung sehe ich nicht wirklich, was sich darunter befindet. Ich bin schon patschnass, Hemd, Shorts, Schuhe und die Leute von oben schauen, was die arme Irre dort tut. Kein Handy. Ich laufe von vorn nach hinten und wieder zurück, gehe näher an das nächste Becken. Dort, in etwa 40 cm Tiefe liegt mein Handy! Ich hole es wie Gollum seinen Ring eilig aus dem Wasser… und es ist an. Komoot trackt in aller Ruhe weiter. Triefend klettere ich aus dem Wasserfall und hole das Telefon rasch aus der Hülle, denn es ist ein wenig Wasser eingedrungen. Ich versuche meine Erleichterung in Grenzen zu halten, denn wer weiß, ob es nicht doch Schaden genommen hat. Das Telefon sicher in der Tasche verstaut mache ich mich wieder auf den Weg. Ohne zu rennen.

Nun demselben Trail folgend, auf dem ich den AZT verlassen hatte, steige ich wieder auf in die Santa Catalina Mountains. Steige, bzw. falle, den ich bleibe mit meinem Fuß an einem Stein hängen und falle nach vorn. Autsch. Der Zeh fühlt sich nicht gut an. Betrübt und verärgert über die Situation und meine eigene Dusseligkeit beschließe ich, heute doch an der Stelle zu campen, die ich ursprünglich geplant hatte. Angesichts der frühen Zeit hatte ich überlegt, weiter zu wandern, aber die Sache mit dem Shuttle, meinem badenden Handy und nun der Sturz sind Zeichen genug für mich, nicht weiter zu gehen.

 

Search and Rescue

Es sind nur wenige Kilometer entlang des Arizona Trail, die mich zu Hutch’s Pool führen, einem natürlichen Wasserbecken mitten im Canyon, in welches sich ein rauschender Wasserfall ergießt. Baden war ich ja nun, also baue ich mein Zelt auf. Kurz vor Hutch’s Pool kommt mir ein junger, kräftiger Schwarzer entgegen, hinter ihm zwei junge Mädels. Da ich mich gerade über einen Fluss gekämpft habe und aus dem Gestrüpp komme, grüße ich nur kurz. Die Mädels meinen, da seien noch zwei Ladies bei Hutch’s Pool zum Campen und ich würde nicht alleine sein. Tatsächlich kommen die beiden älteren Ladies gerade vom Baden zurück als ich mein Zelt aufstelle. Wir reden kurz und sie laden mich ein, bei ihnen vorbeizuschauen, wenn ich Lust habe. Da ich noch etwas frustriert bin vom Verlauf des Tages, sage ich noch nicht fest zu.

 

Alleine im Zelt zu hocken, ist auch keine Lösung, denke ich, schnappe mir meinen Tunfisch und wandere kurz eine Bucht weiter zu den beiden. Laura und Beryl haben sich die zwei Tage Zeit genommen, um hierher zu wandern und die Nacht in der Natur zu verbringen. Während wir über Bärenkanister und den Arizona Trail quatschen, kommt auf einmal der junge Schwarze ins Camp gestolpert, zwei Stunden, nachdem ich ihn gesehen hatte. Völlig aufgelöst erzählt er uns, er habe nur mal zum Pinkeln angehalten, dann waren seine Begleiterinnen weg und er habe den Weg aus dem Canyon nicht mehr gefunden. Er verrät uns seinen Namen: Jonathan. Laura gibt ihm eine Papierkarte der Gegend mit detaillierten Instruktionen, wann er wo abbiegen und auf was er achten muss. Wir geben ihm gefiltertes Wasser und fragen ihn, ob er noch genug Batterie auf dem Handy hat, denn in einer halben Stunde würde es dunkel. Falls er den Weg wieder nicht finden könne, solle er bitte zu uns zurückkehren. Er bedankt sich höflichst und macht sich eilig wieder auf den Weg.

Nach kurzer Bedenkzeit machen Laura und Beryl sich auf, ihn aus dem Canyon zu begleiten, kommen jedoch nach 10 Minuten wieder, da er bereits über alle Berge ist. Wir setzen uns diesmal bei meinem Zelt zusammen, trinken Tee und reden. Es ist stockdunkel und gut anderthalb Stunden vergangen, da sehe ich in der Ferne ein Licht. Ist das ein später Thruhiker? Wir gehen Richtung Haupttrail und rufen, denn der Seitenweg zum Pool ist nicht leicht zu finden. Schlotternd und fix und fertig kommt Jonathan aus dem Dunkel gestürzt. Er konnte den Abzweig zum Sabino Canyon wieder nicht finden, sei mehrfach durch Flüsse gestolpert und habe aus Furcht eine Klapperschlange auf dem Trail mit einem Stein erschlagen. Wir beruhigen ihn erstmal, sind froh, dass er zurückgekommen ist und versprechen ihm, dass Laura und Beryl ihn am Morgen aus dem Canyon begleiten würden. Die Nacht über solle er bei uns bleiben. Ich nehme Beryl in meinem Zweimann-Zelt auf, damit Jonathan ein Dach über dem Kopf hat. Wir geben ihm Essen, Schlafsack-Inlays und Sitzkissen als Isomatte, eben alles, was wir entbehren können, und wünschen ihm, dass er ein wenig schlafen kann. Gegen 21 Uhr verschwinden wir alle in den aufgeteilten Zelten.

00:30 Uhr. Ohrenbetäubender Lärm über meinem Zelt und es wird gleißend hell. Ein Helikopter fliegt nur knapp über uns herüber. „Oh nein, sie suchen ihn“, meint Beryl nur trocken. Ich kann das noch nicht ganz glauben, es sind doch erst ein paar Stunden vergangen. Der Heli kommt wieder. „Wir suchen nach Jonathan W.“, dröhnt es aus dem Heli durch die Nacht. Sie hat wohl recht. „Das geht jetzt die ganze Nacht so“, meint sie. Der Heli dreht wieder, ruft wieder den Namen aus. Keine Ahnung, welche Reaktion sie erwarten. Ich klettere aus dem Zelt und sehe, wie Jonathan mit seinem Handy Lichtsignale nach oben gibt.

Ok, denke ich, ich kann mit meinem InReach Kontakt zur Search and Rescue-Dienst aufnehmen und Ihnen mitteilen, dass er bei uns ist. Nach kurzer Rücksprache mit ihm mache ich einen SOS-Ruf auf, bekomme Bestätigung und werde per Nachricht gefragt, um welchen Notfall es sich handelt. Ich schreibe ihnen, dass sie gerade mit einem Heli in den Catalina Mountains nach einem Jonathan W. suchen und er bei uns ist.

Ob er krank oder verletzt sei, werde ich gefragt. Ich verneine und verneine auch die Frage, ob wir denn noch Notfallservices brauchen. Wir würden ihn am Morgen begleiten. Damit ist der Kontakt beendet.

Jonathans Zelt ist derweil zusammen gebrochen und er zittert am ganzen Körper. Ich beschließe, meinen Holzkocher anzureißen und ihm heißen Tee zu kochen. Während wir nun mitten in der Nacht inzwischen zu viert am Feuer sitzen (Laura und Beryl sind natürlich auch wach), verschwindet der Heli und es kehrt Ruhe ein im Canyon. Um 1 Uhr legen wir uns alle wieder schlafen. Endlich. Die Sache scheint abgehakt.

01:20 Uhr. Ein Lichtstrahl trifft mich im Gesicht. Rufe. „Jonathan! Jonathan!“ Das kann doch nicht sein. Ich krabbel wieder aus meinem Zelt. Beryl dreht sich um. Sie hat keine Lust mehr auf den Zirkus. Das Licht und die Rufe kommen vom Trail. Ich gehe ihnen entgegen und rufe: „Wir sind hier!“ Drei junge Männer und eine Frau kommen mit schwerem Gepäck entgegen. „Wir sind Search and Rescue und suchen Jonathan.“ Ich frage sie, ob sie meine Nachricht bekommen haben. Sie bejahen und bedanken sich, denn so wurde ihnen die genaue Position übermittelt, wo sie hinmüssen. Sie hätten sich sonst aufgeteilt. Ich bringe sie zu Jonathan, der ein paar Fragen beantworten muss, ob er Durst hat, Hunger etc. und sie fragen uns kurz zu den Umständen. Nachdem alles geklärt ist, lassen sie ihm keine Wahl, die Nacht hier zu verbringen. Sie geben ihm eine Jacke, Energiedrink, nehmen ihn in die Mitte und wandern nachts um 2 mit ihm durch das Dunkel weg. Armer Kerl. Als ob er nicht schön genug durch die Nacht gelatscht wäre. Meine Vermutung aber, dass wenn jemand einen Such- und Rettungsdienst beauftragt, dieser den Gesuchten auch bergen bzw. zurückbringen muss. Egal, um welche Uhrzeit. Laura und ich werten das Ganze noch kurz aus und sagen erneut gute Nacht. Es ist ja nicht mehr viel davon übrig.

P. S. Nichts davon ist ein Aprilscherz…

 – Weiter zu Teil 6 –

[:]

[:en]Arizona Trail: Part 2 – Uphill[:de]Arizona Trail: Part 2 – Hoch hinaus[:]

[:en]

Zero Day

Today is a zero day. I will not hike one mile today except for food and supplies and my feet will be able to heal a bit. For a decent breakfast with WIFI, there is a cute cafe just around the corner. As soon as I enter the “Gathering Grounds”, I hear “Hi Carola!” Emilie is sitting there. Emilie, who had left Patagonia yesterday. She tells that she can barely walk. She has a huge blister on her big toe, which hurts terribly and has to be treated before she can hike again. And she talks about her last three days. Immediately, after we parted ways on the second day, she got lost so that she had to be driven back to the trail by the Border Patrol. Then the next day she ran out of water and she had to steal from a private water cache. Then she kicked a stone with her foot, so she could barely walk. She will be driven by somebody to the next bigger place today to treat her toe and then move on. When I see her getting up, I have my doubts about the plan.

 

I spend the evening in a cute trailer with a little garden and a front porch, which I had booked for two nights. The only hotel in Patagonia has been fully booked for months, but I’m not sad about that because the trailer is just perfect for me. There is a tall tree juts across the street where at least 40 vultures arrive for the night. The host gives me his phone number in the afternoon. For any illegal activities or other problems when I’m alone on the trail.

Arizona and its mountains

After a day without a trail miles, it’s 8 o’clock in the morning on the next hard stage is waiting. According to my navigation app there are 2.700 vertical feet to overcome over 16 miles. However, this calculation is based on the original route. Due to mining activities, the road is blocked and the trail was relocated. The bypass leads over small ridges, river beds with some bushwacking at the end and is roughly a mile longer than the original part. Before having break at a small stream we hike together with a family of four who are on a weekend trip. Since a nasty climb is still ahead, we say goodbye to them: “See you at the Bear Spring.”

What follows is a climb to the Santa Rita in burning heat. The trail follows a gravel road for a long time with some 15% slope. Such “roads” consist mainly of boulders.

Like a snail I fight my way forward feet by feet. It will be uphill for more than four hours. At some point, the Arizona Trail leaves the gravel road and it follows a small path to the mountain saddle. “Poor Bob,” I think, he will struggle with his 62 years. For me, the shaded mountain path is the deserved reward for the road torture. Shortly after 5 pm I finally see the redeeming metal sign for Bear Spring. From a pipe, the spring water trickles into a huge, moss-coated metal tank. There is a small stream right next to it and a spot for a small tent. Perfect!

One and a half hours later, when I gather pinecones for the campfire, the first member of the family finally arrives. Only because there was no alternative, they dragged themselves to this point.

“You are from Germany!”

At 6:22 am I wake up at sunrise, as I do every morning, but I don’t hike before 9 am. Unbelievable, how much time you can waste in the morning. Waking up in the cold (40 degrees) I don’t  want to get out of the sleeping bag. Some necessary hygiene, making fire for coffee and porridge, having breakfast, packing everything, peeling off the sleeping clothes, combing and braiding hair, smearing with sunscreen, all devices on tracking mode, hiking. That takes time. And if I don’t want to leave a beautiful place, the process takes even more time.

After about 3 miles, the family of four appears again in front of us. We decide to walk the last 3 miles together and chatter about all sorts of outdoor stuff. On the way we meet a day hiker. Without saying a word, he says to me:

“You are from Germany!”

Yes. For sure. But is it so obvious even without saying a word?

“I follow your journey on Instagram!” Ah, I now see and I am a little embarrassed, too. Suddenly I’m the Instagram star in the group.

As the four Americans say goodbye, they give us a few more warning pieces of advice. The next section should be very dry and it will be unusually hot for the next few days. They give us their phone numbers in case there should be any problems at some point. They often read about dead hikers in the area. We gladly accept the contacts, but I try to convince them that I will be reporting from the Utah border.

After a small break and water filter action, we keep on hiking. Sometimes uphill, then down again, through many grassy areas, with an increasing number of cacti. The Arizona Trail leads to Kentucky Camp, a few buildings from the gold rush that can now be booked as primitive accommodation. Two hikers are sitting here talking German. I ask them if they are from Hamburg and if their water filter is broken. They look at me. Yeah, Facebook. In the group of this year’s Arizona Trail hikers another thruhiker had reported about the two. They will spend the night here and continue tomorrow.

Our goal for today is Bowman Spring, a questionable water source off the beaten track, but the only one, according to the app. Passing by some cows, cattle-troughs and the mountains behind us, we continue on through the grasslands over stony paths. After 16 miles my ankles start to hurt very badly. We find a small canyon with a slowly flowing stream and a beautiful camp spot in the grassland just a mile from the planned destination. A mile seems endless, when you are in pain.

8:30 pm and I cannot sleep. An owl sits in the trees somewhere over there and keeps me awake. Every ten seconds I hear “Hehehehehe” and I cannot stop listening to it. Also, my feet hurt even lying on the sleeping pad. Half an hour later, the bird is gone and I am sleeping happily with an ibuprofen to the sound of the small stream.

 

 – Continue with Part 3 –

[:de]

Zero Day

Heute ist Entspannungstag. Außer zum Essen und Vorräte auffüllen wird heute nicht gelaufen und meine Füße dürfen ein wenig heilen. Zum Frühstück geht es in ein süßes Café gleich um die Ecke. Kaum am Tisch angekommen höre ich „Hi Carola!“ Da sitzt Emilie. Emilie, die gestern Patagonia verlassen hatte. Sie erzählt, dass sie kaum noch laufen kann. Sie hat ein riesige Blase am großen Zeh, die furchtbar schmerzt und erst behandelt werden muss, bevor sie weiterläuft. Und sie erzählt von ihren letzten drei Tagen. Gleich, nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, habe sie sich so sehr verlaufen, dass sie von der Border Patrol zum Trail zurückgefahren werden musste. Dann sei ihr am nächsten Tag das Wasser ausgegangen und sie musste bei einem privaten Wassercache klauen. Soviel zur Frage, ob sich nicht jemand anderer bedient. Dann sei sie mit dem Fuß gegen einen Stein getreten, weswegen sie kaum noch gehen könne. Sie würde heute von jemandem in den nächstgrößeren Ort gefahren werden, um den Zeh zu behandeln und dann weiterwandern. Als ich sie aufstehen und gehen sehe, habe ich so meine Zweifel an dem Plan.

 

Den Abend verbringe ich in dem winzigen, mit einem Kaninchendraht umzogenen Vorgarten vor dem ausgebauten Trailer, den ich für die Nächte gebucht hatte. Das einzige Hotel in Patagonia war schon seit Monaten ausgebucht, aber darüber bin ich nicht traurig, denn der Trailer ist für mich perfekt. Nebenan ragt ein großer Baum über die Straße. In ihm mindestens 40 Geier, die sich dort zur Nacht einfinden. Der Host gibt mir am Nachmittag seine Telefonnummer. Für etwaige illegale Aktivitäten oder andere Probleme, wenn ich alleine bin.

Arizona und seine Berge

Nach einem Tag ohne Trailkilometer geht es um 8 Uhr morgens auf die nächste harte Etappe. Laut Komoot sind 880 Höhenmeter über 25,6 km zu bewältigen. Allerdings basiert diese Berechnung auf der Originalroute. Durch Minenarbeiten ist die Straße, auf der der Arizona Trail sonst entlang führt, gesperrt und der Trail verlegt. Die Umgehung führt über kleine Kämme, Flussbetten, am Ende durch Gestrüpp und ist mal eben 2 km länger als das Originalteilstück, mit etlichen Höhenmetern mehr, versteht sich. Bis zur Pause an einem kleinen Bach laufen wir zusammen mit einer vierköpfigen amerikanischen Familie, die eine Wochenendwanderung unternimmt. Da der mutmaßlich fiese Berganstieg noch bevor steht, verabschieden wir uns von ihnen und verabreden uns: „Wir sehen uns an der Bear Spring,“ dem von mir geplanten Zielort.

Was folgt, ist ein Anstieg in die Santa Rita Mountains, der sich gewaschen hat. In der brütenden Mittagshitze geht es eine Schotterstraße hinauf, auf der sicher schon lange kein Auto mehr fuhr, mit teilweise 15 % Steigung. Solche „Straßen“ bestehen hier hauptsächlich aus Gesteinsbrocken und mehr oder weniger feinem Geröll.

Wie eine Schnecke kämpfe ich mich Meter für Meter voran. Mehr als vier Stunden geht es nur bergauf. Irgendwann verlässt der Arizona Trail die Schotterstraße und es geht einen kleinen Pfad hinauf zum Bergsattel. „Der arme Bob“, denke ich mir, wie soll der das nur schaffen mit seinen 62 Jahren und nicht mehr ganz so frisch. Für mich ist der Bergpfad die verdiente Belohnung für die Straßentortur, meinetwegen möge er nie enden. Kurz nach 17 Uhr sehe ich endlich das erlösende Metallschild zur Bear Spring. Aus einem Rohr tröpfelt das Quellwasser in einen riesigen, moosüberzogenen Metallbottich. Der rauschende Bach, der von der Schneeschmelze angetrieben wird, ist um ein vielfaches attraktiver und gleich daneben befindet sich ein Platz für ein kleines Zelt. Perfekt!

Als ich anderthalb Stunden später Tannenzapfen fürs Lagerfeuer oberhalb der Quelle sammele, kommt das erste Mitglied der Familie endlich an. Nur mit Not und weil es keine Alternative gab, haben sie sich bis hierher geschleppt. Und schaffen es gerade noch 400 Meter bis zur nächsten Campmöglichkeit.

„Du bist aus Deutschland!“

Um 6:22 Uhr bin ich pünktlich zum Sonnenaufgang wach, wie jeden Morgen. Los geht es trotzdem wieder erst gegen 9 Uhr. Unglaublich, wieviel Zeit man morgens verplempern kann. Aufwachen, bei der Kälte (5 Grad) nicht aus dem Schlafsack wollen, Morgentoilette, Feuer machen für Kaffee und Porridge, frühstücken, Sachen packen, Zelt abbauen, aus den Schlafsachen schälen, Haar kämmen und flechten, mit Sonnencreme einschmieren, alle Geräte auf Tracking einschalten. Das dauert seine Zeit. Wenn dann noch der Faktor dazu kommt, diesen wunderschönen Ort nicht verlassen zu wollen, streckt sich der Prozess gern noch mehr.

Nach etwa 5 km taucht die vierköpfige Familie wieder vor uns auf. Wir beschließen, die letzten 5 km Ihrer Tagesetappe zusammen zu laufen und schwatzen über allerlei Outdoorkram. Unterwegs treffen wir einen Tageswanderer. Ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben, sagt er zu mir:

„You are from Germany!“

Ja. Sicher. Aber ist das so offensichtlich, wenn ich nur einfach rumstehe?

„I follow your journey on Instagram!“ Ah, jetzt wird’s mir klar und ein wenig peinlich ist mir das auch. Auf einmal bin ich der Instagram-Star in der Gruppe.

Als sich die vier Amerikaner verabschieden, geben sie uns noch ein paar warnende Hinweise. Der nächste Abschnitt sei sehr trocken, kein Wasser und es würde die nächsten Tage ungewöhnlich heiß werden. Sie geben uns ihre Telefonnummern, falls irgendwann irgendwelche Schwierigkeiten auftreten sollten. Man würde schon oft genug von toten Wanderern in dem Gebiet lesen. Wir nehmen die Kontakte gern an, ich verabschiede mich aber mit den Worten, dass ich mich von der Utah-Grenze melde.

Nach einer mittellangen Pause und Wasserfilteraktion geht es weiter. Mal geht es die Hügel hoch, dann wieder runter, durch viel Graslandschaften, aber auch zunehmend mehr Kakteen. Der Arizona Trail führt zum Kentucky Camp, ein paar Gebäuden, die noch aus der Goldschürferzeit stammen und heute als primitive Unterkunft gebucht werden können. Zwei Wanderer sitzen gerade hier, reden Deutsch. Ich frage sie, ob sie aus Hamburg sind und ihr Wasserfilter kaputt ist. Verblüfft schauen sie mich an. Jaja, Facebook. In der Gruppe der diesjährigen Arizona Trail-Wanderer hatte ein anderer Thruhiker über die beiden berichtet. Sie würden die Nacht hier verbringen und morgen weiter gehen.

Unser Ziel für heute ist Bowman Spring, eine fragwürdige Wasserquelle abseits des Trails, aber laut App die einzige. Vorbei an Kühen, Viehtränken und die Berge hinter uns lassend streifen wir weiter durchs Grasland über steinige Pfade. Die machen meinen Knöcheln ab 25 km so zu schaffen, dass die letzten Kilometer keine Freude mehr sind. Umso grandioser ist die die Entdeckung eines kleinen Canyons mit einem leicht fließenden Bächlein mit einem wunderschönen Campspot im Grasland 1,3 km vor dem geplanten Ziel. 1,3 km sind in diesem Zustand Welten!

20:30 Uhr und ich kann nicht einschlafen. In einiger Entfernung sitzt ein Nachtvogel im Baum und hält mich wach. Alle zehn Sekunden ertönt ein „Hihihihihi“ aus der Richtung und ich kann nicht aufhören, dem zu lauschen. Außerdem schmerzen meine Füße selbst im Liegen noch unglaublich. Eine halbe Stunde später ist der Vogel weg und ich schlafe mit einer Ibuprofen glückselig zum Plätschern des Rinnsals ein.

 – Weiter zu Teil 3 –

[:]

[:en]Arizona Trail: Part 1 – Snowfields & the Hills of Death[:de]Arizona Trail: Part 1 – Schneefelder, Hitze und Fußtöter[:]

[:en]Nobody said it would be easy. It would have been a lie anyway.

In the middle of March , two nice trail angels are dropping us off at Montezuma Pass, the closest location to the Mexican border that you can reach by car. It is four ambitious hikers that start today: the American Rand, the Swedish girl Emilie and us Germans. From Montezuma Pass, we have to hike around two miles to the southern terminus… and back again. After quite a long photo stop there, taking pictures in front and behind the barbed wire that separates the US from Mexico, our ways already part. Well, at least Rand is running far ahead.

Passage 1 of 43 is one of the hardest, since you have to climb up the Huachuca Mountains from the very beginning. 3.900 feet over 11 miles. We have to sweat a lot more from climbing than from the burning sun while the three of us are crawling around the endless switchbacks. Our goal for today is Bathtub Spring, where fresh spring water is flowing into an old bathtub.
Emilie wants to do the whole thruhike in only 25 days, covering 35 miles every single day without a zeroday. Looking at the terrain,that seems impossible to me. I am taking it slow, starting with 16 miles a day. As the miles go by, Emilie is feeling more and more sick. She even skips the short climb up Miller Peak What a pity, it is a fantastic view from up there.

Right on the trail, we find a plastic bag with hiking clothes and a sleeping pad, wondering, who might have lost or left it there. It is already 5:30 pm when a huge snowfield covers the Arizona Trail and slows us down again. It is dangerous and strenuous. We reach Bathtub Spring right at sunset. Since we are tired as hell, we pitch our tents as fast as possible, eat and sleep. We are already in thruhiker mode.

 

 

What goes up, must come down again

The next morning, the Border Patrol checks us out by helicopter while we prepare our breakfast. Emilie has already left, because she still has a long way to go today. At 9 o’clock the slow descent begins and allows gigantic views over Arizona and Mexico. Due to the heavy rain and snowfall, the riverbed in the picturesque Sunnyside Canyon is flowing with crystal-clear meltwater. We filter anyway, you never know if there is a dead animal lying around upstream.

I walk a few steps and hear it rustling. Then I look at the coati strolling in the forest. Such an animal can be seen only in the Berlin zoo! After we leave the forest, the grasslands await us, without any shade. For the first time I use my umbrella, which provides little shade. Underneath, it is still very hot. The Border Patrol checks us out again, this time from the car. We do not seem to look very Mexican. The first cows appear on the trail.

 

After 13 miles today, we complete the first passage of the AZT, still about 3 miles left to the planned camp spot. It is strenuous again, but the prospect of a hot meal and sleeping bag are pushing ahead. I hear the small stream rippling and right next to it is an idyllic place for the tent.

The Hills of Death

Day 3 leads through the Canelo Hills. A harmless altitude profile in contrast to the first day, I think. What I have not considered: three times up and down is at least as bad as a steady climb. The sun is blasting from the sky and the two liters of water with which I started are already drunk before reaching the next water source. We are incredibly happy about the fact that water flows here in the middle of the desert. Last year, there was only one flowing river in southern Arizona. The stream is not flowing very fast, but it is sufficient. The comments in Guthook from the hikers who were here a few days before me are really helpful. I take a small amount of water without filtering and hope to be able to exchange it for public gallon water at the next trailhead.

 

But there is no public water at the trailhead. All I find is a half-empty gallon of a hiker, which is declared public only from tomorrow. Therefore, the decision to walk another 4 miles to the next water source is easy. But my feet hurt and I’m tired. Fortunately, there is only a climb over one mountain saddle, then it should be downhill to a pond, from which a dozen cows are drinking. I don’t care about the slalom around cow dung, as well as the fact, that I have to set up camp next to it. The important thing is to get water for my meal, the shoes off my feet and some decent sleep. I wonder how Emilie is dealing with 35 miles a day…

 

Civilisation

At 6 am, a howling pack of coyotes wakes me from far away. Time to get up. It is one of those rare moments when the super moon can still be seen on the horizon in the west, while the sun is already rising in the east. The trail is merciful today. There is a lot of downhill, little uphill and there is plenty of water from large metal tanks.

My feet can stand less miles every day before they begin to hurt. There is no trail with more rocks than the Arizona Trail. Above all, the loose rocks make my ankles twist again and again. More than once, my trekking poles save me from falling.

At 3 pm we reach today’s destination, the small town of Patagonia. The last 3 miles roadwalk have worked hard on my feet and it is difficult to cover the few yards from the pizza place to the trailer where I will spend a day without trail miles tomorrow. My body needs regeneration. From Emilie, I receive the news that she left Patagonia this the morning.

– Continue with Part 2 – 

[:de]Niemand hat gesagt, das wird leicht. Und es wäre auch gelogen. Ein gesundes Maß an Planung und gesundem Menschenverstand machen aber doch vieles einfacher.

Zwei nette Trail Angel fahren uns zu viert am Montag morgen zum Montezuma Pass, dem nächstgelegenen und mit Auto erreichbaren Ort zum Start des Arizona Trail an der mexikanischen Grenze. Wir vier, das sind der Amerikaner Rand, die Schwedin Emilie und wir zwei Deutschen. Drei Kilometer sind es runter bis zum Grenzstein, die wir auch auf demselben Weg wieder zurück müssen. Nach einer ausgiebigen Fotosession hinter und vor dem Grenzzaun, der hier nur aus Stacheldraht besteht (noch!), trennen sich die ersten Wege und Rand zieht von dannen.

Passage 1 von 43 ist eine der härtesten, denn es geht den ganzen Tag nur bergauf. Rund 1.300 Höhenmeter warten über 18 km darauf, von uns bezwungen zu werden. Der Anstieg wärmt uns mehr auf als die Sonne, während wir zu dritt Haarnadelkurve um Haarnadelkurve die Huachuca-Mountains hinaufkriechen. Bathtub Spring ist das heutige Ziel, ein kleine Quelle, die in eine alte Badewanne fließt. Emilie möchte den Trail in 25 Tagen machen und damit 50 km pro Tag gehen. Das ist für mich in dem Terrain unvorstellbar. Ich plane rund die Hälfte pro Tag. Ich will Arizona schließlich genießen. Im Laufe des Tages geht es ihr aber immer schlechter, so dass sie sogar den Schlenker hoch zum Gipfel der Miller Peak auslässt.

Auf dem Trail finden wir einen Plastikbeutel mit Wandersachen und eine Isomatte und fragen uns, was wohl die Geschichte dazu ist. Um 17:30 Uhr hoffen wir alle, endlich an der Quelle anzukommen, aber ein Schneefeld macht das Vorankommen langsam, gefährlich und furchtbar anstrengend. Als wir um 18:30 Uhr pünktlich zum Sonnenuntergang ankommen, werden schnell die Zelte aufgebaut, mühsam Feuer fürs Essen gemacht und um 20 Uhr ist Ruhe im Karton.

 

 

Was hoch geht, kommt auch runter

Am nächsten Morgen checkt uns die Border Patrol, der Grenzschutz, per Helikopter aus, während wir unser Frühstück zubereiten. Emilie zieht von dannen, denn sie hat ja noch eine ganze Strecke vor sich. Um 9 Uhr beginnt für uns der langsame Abstieg, der auch immer mal gern wieder nach oben führt und gigantische Blicke über Arizona und bis rüber nach Mexiko ermöglicht. Durch die heftigen Regen- und Schneefälle führt das Flussbett im malerischen Sunnyside Canyon glasklares Schmelzwasser. Gefiltert wird trotzdem, man weiß ja nie, ob nicht irgendwo ein totes Tier herumliegt.

 

Ich gehe ein paar Schritte und höre es rascheln. Da guckt mich ein Coati, eine Art Nasenbär aus dem Wald an. So ein Tierchen sieht man sonst nur im heimischen Zoo! Nachdem wir den Wald verlassen haben, geht es hinaus ins Flachland, ohne ein bisschen Schatten. Ich nutze zum ersten Mal meinen Schirm, der ein wenig Schatten spendet. Darunter ist es trotzdem brütend heiß. Die Border Patrol checkt uns ein weiteres Mal aus, diesmal vom Auto aus. Sonderlich mexikanisch scheinen wir nicht auszusehen. Die ersten Kühe tauchen am Trail auf.

Nach 21 km am heutigen Tage ist die erste Passage des AZT erreicht, noch rund 4 km bis zum geplanten Campspot. Sie fallen schwer, aber die Aussicht auf ein warmes Tütenmahl und Schlafsack treiben voran. Schon kurz vor dem Ziel höre ich den kleinen Bach plätschern und direkt nebenan findet sich ein idyllischer Platz fürs Zelt.

 

Die Hügel des Todes

Tag 3 führt durch die Canelo Hills. Ein harmloses Höhenprofil im Gegensatz zum ersten Tag, denke ich. Was ich aber nicht bedacht habe: dreimal hoch und runter ist mindestens genauso schlimm wie einmal am Stück hoch. Die Sonne brettert vom Himmel und die zwei Liter Wasser, mit denen ich gestartet bin, sind bis zum nächsten Auffüllpunkt ausgetrunken. Dass hier im Middle Canyon überhaupt Wasser fließt, ist ein unglaubliches Glück. Im letzten Jahr führte im gesamten Süden Arizonas nur ein einziger Fluss Wasser. Viel ist es hier zwar nicht, aber ausreichend. Die Kommentare der Wanderer, die einige Tage vor mir hier waren, sind wahnsinnig hilfreich. Ein wenig Wasser nehme ich ungefiltert mit und hoffe, es gegen öffentlich bereitgestelltes Wasser am nächsten Trailhead tauschen zu können.

 

Die Hoffnung erfüllt sich leider nicht. Hier steht nur eine halbleere Gallone eines Hikers, die erst ab morgen für öffentlich erklärt ist. Damit ist auch die Entscheidung, noch 5,6 km weiter zur nächsten Wasserquelle zu wandern, getroffen. Die Füße tun mir weh und ich bin müde. Glücklicherweise folgt nur noch ein Anstieg über ein Bergsattel, danach geht es runter zu einem Tümpel, aus dem sich ein Dutzend Kühe bedient. Der Slalom um Kuhfladen herum ist mir wurscht, ebenso die Tatsache, quasi daneben zu zelten. Hauptsache ich kriege jetzt mein Wasser fürs Essen, die Schuhe von den Füßen und eine Mütze Schlaf. Ich frage mich, wie Emilie fast das doppelte an Strecke schafft…

 

Zivilisation in Sicht

Um 6 Uhr weckt mich ein heulendes Rudel Kojoten in der Ferne. Zeit, aufzustehen. Es ist einer der seltenen Momente, wenn der Super-Mond im Westen noch am Horizont zu sehen ist, während im Osten schon die Sonne aufgeht. Der Trail ist heute gnädig. Es geht viel bergab, wenig bergauf und Wasser ist aus großen Metalltanks genug vorhanden.

Meine Fußsohlen schmerzen trotzdem mit jedem Tag früher. Es gibt keinen Weg, der steiniger ist. Vor allem die losen Gesteinsbrocken machen meinen Gelenken zu schaffen. Mehr als einmal retten mich meine Trekkingstöcke vor einem Sturz.

Um 15 Uhr erreichen wir schon das Tagesziel, das kleine Städtchen Patagonia. Die letzen 5 km Roadwalk haben meinen Füßen aber den Garaus gegeben und es fällt mir schwer, aus dem Pizzaladen heraus noch zum Trailer zu schlürfen, in dem ich morgen einen Tag ganz ohne Trailmeilen verbringen werde. Mein Körper braucht Regeneration. Von Emilie empfange ich die Nachricht, dass sie Patagonia bereits am Morgen verlassen hat.

 – Weiter zu Teil 2 –

[:]