[:de]5. Mammutmarschtraining – 50 km Spaziergang zum Eis essen[:]

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Mammutmarschtraining 5 Wannsee

„Wollen wir heute nicht mal nach Spandau zum Eis essen und davor einen kleinen Spaziergang machen?“ Bevor Du diese Frage mit „Ja“ beantwortest, solltest du unbedingt wissen, wer dir diese Frage stellt. Der normale Mensch denkt bei einem Spaziergang an eine, maximal zwei Stunden. Wenn dir die Frage aber von jemanden entgegen gebracht wird, der für den Mammutmarsch trainiert, können daraus gern mal neun bis zehn Stunden werden. Denn wir Mammutmärschler nehmen ja nicht den direkten, sondern den schönsten Weg mit Trainingseffekt!

Mammutmarschtraining 5 Carola KeßlerAm zweiten Aprilwochenende war das Wetter wieder traumhaft schön. Es scheint fast, als hätten wir als Trainingsgruppe eine Art Schönwettergarantie. Ich hätte nichts dagegen, wenn das bis inklusive Mammutmarsch so bleibt. Trotz des Sonnenscheins und Kaffee war ich noch hinreichend müde als ich in Wannsee ankam.

Diesmal ging es nicht ganz so pünktlich los wie sonst, weil noch ein paar Nachzügler eine kleine Verspätung angekündigt hatten. Um 8:45 Uhr setzten sich aber rund 118 Beine in Bewegung Richtung Potsdam. 110 menschliche Beine und acht Hundepfoten. Drei der Teilnehmer hatten sich schon spät in der Nacht (oder früh, wie man es nimmt) auf die Socken gemacht und waren schon etliche Kilometer durch die Dunkelheit gewandert.

Mammutmarschtraining 5 Gruppe

Von S-Bhf Wannsee aus verschwanden wir gleich im Wald und folgten für ein paar Kilometer dem Berliner Mauerweg. Eigentlich sollte die Strecke dann auf der Südseite des Griebnitzsees entlang führen. Da hier aber deutlich mehr Stadt als Wald ist, hatte ich den Vorschlag gemacht, wieder oben lang zu wandern, der dankbar angenommen wurde.

Mammutmarschtraining 5 Carola Keßler walking

Kurzzeitig wanderten wir also dieselbe Route entlang, die wir schon vor zwei Wochen gegangen waren. Nur andersherum. Und diesmal war der Weg, der an dem Café/Biergarten am Griebnitzsee vorbeiführte, auf einer Seite abgesperrt. Also kurz das Band zur Seite gemacht und nach hinten durchgegeben, dass der Letzte es wieder zu machen sollte. Es interessiert mich ja schon, was mit dem Stille Post-Verfahren hinten angekommen ist.

Ich führte unser Grüppchen diesmal aber nicht am Ufer des Sees weiter, sondern oben entlang der ehemaligen Deponie Wannsee, die inzwischen schon sehr gut renaturiert ist. Das Ufer ließen wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.

Danach folgten wir auch noch einmal etwa einen Kilometer dem Weg des letzten Trainings durch die geheime Tür zum Jagdschlossgarten und Richtung Glienicker Brücke. Das Tor, das auf der anderen Seite eigentlich aus dem Garten wieder hinausführen sollte, war geschlossen. Also hieß es schön hintereinander aufstellen und über die Mauer hüpfen. Ein bisschen Hindernistraining darf ja auch mal sein.

Kaum das wir das überwunden hatten, kam schon das nächste auf uns zu: ein Laufwettkampf. Auf der Glienicker Brücke rannten alle Nase lang Läufer mit Startnummer entlang. Und zwar genau da, wo wir rüber mussten. Ich dachte, ich kenne alle Laufveranstaltungen der Gegend. Der Potsdamer Haveluferlauf war aber anscheinend ein blinder Fleck auf meinem Wettkampfkalender. Da ich selbst gut genug weiß, wie anstrengend und ärgerlich es für einen Wettkämpfer ist, wenn etwas auf seiner Strecke stört, versuchte ich die 50-Mann-Kompanie mit so wenig Einfluss wie möglich auf die Läufer hinüber auf unseren Weg zu schleusen. Klappte auch weitestgehend beschwerdefrei.

Mammutmarschtraining 5 Haveluferlauf

Weiter ging es durch die „Berliner Vorstadt“, ein Bezirk von Potsdam mit Schlossgarten und allerlei sehenswerten Gebäuden rund um den Heiligen See. Mir war inzwischen schon so warm geworden, dass ich nur noch im T-Shirt wandern konnte.

Hier machten wir bei ein paar Bänken unsere erste kleine Frühstückspause. Für 50 Leute reichen die Sitzgelegenheiten natürlich nicht, aber dann setzt man sich eben kurzerhand ins Gras. Die Hundis bekamen natürlich auch ihr Frühstück. Was der eine Hund nicht wollte, aß dann halt der andere.

Mammutmarschtraining 5 Pause 1 Panorama

Leider verloren wir nach dem Aufbruch ein paar Teilnehmer, die einen kleinen Abstecher zur Meierei für sanitäre Anlagen machten und uns dann nicht mehr wieder fanden.

Wir folgten dem Ufer des Jungfernsees bis nach Neu-Fahrland, wo das Gewässer in den Krampnitzsee übergeht. Hier steht auch die Kaserne Krampnitz, die ehemalige Heeres-Reitschule. Seitdem sie nicht mehr militärisch genutzt wird, dient sie ab und an als Filmkulisse. Filme wie Resident Evil und Inglorious Basterds wurden hier szenenweise gedreht.

Den Ausstiegspunkt per Bus nach Rathaus Spandau nutzt niemand. Trotzdem kommt es mir so vor, als seien wir schon wieder weniger geworden. Es ist erstaunlich, wieviel Schwund immer am Ende vorhanden ist, ohne dass ich es zwischendurch mitkriege. Wo bleiben die Leute nur? Ist wie Socken aus der Waschmaschine. Die sind einfach weg.

Jetzt drehen wir ab nach Norden in die Döberitzer Heide, eine von Sielmanns Naturlandschaften. Und plötzlich ist jede Spur von Zivilisation verschwunden. Abgesehen von uns. Und einem verrosteten Schrottberg im ehemaligen militärischen Übungsgelände, was die Döberitzer Heide mal war. Es geht über kleine Wald- und Wiesenwege und dann landen wir auf dem offiziellen 22-km-Rundwanderweg der Heidelandschaft. Dem kleinen Chihuahua (ist das jetzt ein weißer Schimmel?) geht es inzwischen gar nicht mehr so gut. Er läuft nur noch dreibeinig. Und auch der Hündin Louisa hat die Strecke schon zugesetzt.

Mammutmarschtraining 5 Schrottsammlung

Der Weg wird jetzt richtig sandig. Klar, wir folgen ja auch dem Abschnitt, der auf der Karte als Wüste bezeichnet ist. Trotzdem stoßen wir auf eine Rinderzucht. Mitten in der Wüste. Unser Trüppchen mit den Hunden bildet derweil das Schlusslicht unserer Wanderergruppe. Die Schnellen sind nur noch ab und zu in Sichtweite.

Wir finden sie beim zweiten Pausenplatz wieder. Den erreichen wir, nachdem wir uns über die Wisents und Wildpferde gefreut haben, die wir erspähen konnten. Ja, die schwarzen Punkte ganz hinten auf dem Bild hinter den Pferden – das sind Wisente. Die grasen in der Naturlandschaft direkt neben ehemaligen Bunkeranlagen. Irgendwie postapokalyptisch.

Der Rastplatz bietet viele Sitzgelegenheiten und auch einen erhöhten überdachten Ausguck. Da finden wir sogar einen Geocache drin. Selbst Ingress-Portale gibt es hier draußen. Und immer mehr kristallisiert sich so heraus, wer die wahren Nerds unter uns sind. Da gibt es einige. Ich mag das.

Noch einige Kilometer wandern wir durch das Wüsten-Bunker-Gemisch und biegen nach 30 km in Elstal Richtung Dallgow ab. Zum ersten Mal kann ich meine Erste-Hilfe-Tasche zücken und Ibus verteilen. Die Hunde sind nun wirklich am Ende ihrer Kräfte und auf menschliche Hilfe angewiesen. Während der anderthalb Kilo schwere Chihuahua bei seinem Herrchen auf dem Arm bleibt, wird Louisa, die mit ihren 6 Kilo auf Dauer für eine Person zu schwer wird, einfach mal im Kreis der Schlusslichttruppe herumgereicht. Am zweiten Ausstiegspunkt südlich des Havelparks ist dann nach 37 km Schluss für Hund und Frauchen/Herrchen.

Mammutmarschtraining 5 Bunker 2

Am Waldesrand finden wir einen der Frühstarter, der sich eine einsame Pause gönnt. Die andere Truppe sei noch gar nicht so weit voraus, meint er. Ich wage das zu bezweifeln und tatsächlich sollten wir die Vordersten an dem Tag auch nicht mehr sehen, geschweige denn einholen.

Aus der Heidelandschaft hinaus führt der Weg über Felder und an weiteren Rindviechern mit Pony vorbei. In Staaken sammelt unser Sechsertrüppchen zwei Ingressspieler ein, die in der Spiellaune von der Strecke abgekommen sind. Der kleine Waldweg war aber auch tückisch zu finden.

Obwohl wir alle nach 45 km schon gut fertig sind, erklimmen wir für einen Ausblick über Spandau den Hahneberg. Auf dem Weg nach oben erspähe ich ein Fasanenpärchen und überlege kurz, wie es wohl am besten in meinen Backofen kriege. Aber will wollen ja weiter und Fasanenjagd ist zeitlich nicht eingeplant.

Vom Hahneberg aus sehen wir sogar schon das Ziel: Rathaus Spandau. Aber es ist noch so weit weg. Meine Fußsohlen brennen wie Feuer und ich möchte die Schuhe am liebsten sofort ausziehen. Würden wir nicht über Asphalt laufen, sondern über Gras oder Sand, würde ich das auch tun. Die letzten Kilometer sind schmerzhaft und anstrengend. Ich frage mich, ob das (auch) daran liegt, dass mein Marathon noch keine Woche vorbei ist.

Mammutmarschtraining 5 Spandau

Am Rathaus angekommen machen wir das obligatorische Siegerfoto mit den Verbliebenen. Und weil immer noch 300 Meter auf meiner Uhr zu den 50 km fehlen, beiße ich die Zähne zusammen und laufe die noch fehlenden Meter zusammen mit Betty, der noch ein paar mehr fehlen. GPS-Systeme sind sich leider stets uneinig. Aber danach… danach gibt es für vier von uns einen Becher leckeren Floridaeises mit Rumschoko-Sauce und gerösteten Mandeln oben drauf. In der Art gibt es ihn nur hier in Spandau. Und wenn ich schon mal einen „Spaziergang“ nach Spandau mache, dann bitteschön mit Eis am Ende.

Fazit: Mein Gott, 50 km! Meine Füße sahen am Abend aus als hätten sie rundherum Sonnenbrand. Nach 100 km ist ja da nichts mehr von menschlichem Fuß zu erwarten. Regelmäßiger Schuh- und Sockenwechsel erscheinen mir inzwischen durchaus sinnvoll und werden beim nächsten Mal getestet.

Apropos nächstes Mal: das ist am Samstag, 23.04.2016. Wir starten um 8 Uhr in Grünau und laufen diesmal einen 55 km-Rundkurs durch Wald- und Seengebiet. Ein paar kleine Hügel sind auch wieder dabei.

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6 Gedanken zu “[:de]5. Mammutmarschtraining – 50 km Spaziergang zum Eis essen[:]

  1. 🙂 Nee, so würde ich das nicht sagen. Wir marschieren ja auch automatisch in verschiedenen Pace-Gruppen. Von daher kommen einige schon weit vor den letzten am Ziel an und verschwinden dann gleich nach Hause. Ein paar Verrückte laufen auch noch weiter.

  2. Wunderschöne Bilder! Mal wieder Hut ab. Toller Beitrag, tolle Fotos, schöne Impressionen. Da bekommt man sofort Lust, wieder loszuwandern. Ich frag mich, wann du das alles neben deinem Vollzeitjob schaffst?! Meine Füße haben sich gerade mal vom 50km Marsch erholt und Carola war schon wieder auf 10 Wettkämpfen unterwegs ;D Weiter so!!

  3. Das nenne ich doch mal einen ausführlichen Spaziergang. Es sind herrliche Eindrücke und es gibt einige markante Punkte, die ich mir auch gern mal anschauen würde. Viel Spaß dann auch an diesem Wochenende.

  4. Danke, liebe Betty. Wie man das schafft? Früh aufstehen (sehr früh), ackern, schwitzen, schreiben und sehr selektiv bei den Hobbies sein. Wenn es nicht so viel Spaß machen würde, würde ich da auch nicht so enorm viel Energie für aufbringen können. 🙂

  5. Danke, liebe Din!
    Dann nur ab in die Wander-/Laufschuhe! Es ist wunderbar, was man bei diesen Touren alles in und um Berlin entdecken kann. Gestern gab es wieder einen nochmal 5 km längeren “Spaziergang”. Wo der hingeführt hat, gibt es vss. am Mittwoch zu lesen.

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