Produkttest: ICEBUG Kayi2 – It’s a bug… and a feature

Winter. Die schönsten Waldwege sind vereist. Da mir meine Knochen lieb sind, riskiere ich nicht, was ich nur allzu oft in letzter Zeit gesehen habe: mit normalen Laufschuhen auf dem Glatteis trainieren. Viel zu hoch ist das Risiko eines Sturzes. Und so, wie die Läufer rechts und links wegrutschen, kann das auch dem Trainingsziel nicht dienlich sein. Was also tun? Auf die geräumten Straßen und Stadtverkehr ausweichen? Wenn ich etwas nicht mag, sind es die gestreuten Fußwege, die so furchtbar unter den Schuhen knirschen. Und Ampeln, an denen ich stehen bleiben oder blöd herumhampeln muss, um nicht auszukühlen. Die Lebens… nein, Laufqualität leidet unter solchen Bedingungen immens.

Ein Hoch auf Spikes

Vor einiger Zeit hatte ich euch schon mal ein paar Überzieh-Spikes vorgestellt, mit denen ich bis vor kurzem noch unterwegs war. Neuerdings aber, laufe ich wie ein wildgewordener Schneehase über die glattesten Wege und zugefrorenen Felder in etwas anderem: ICEBUG®. Der Hersteller, ein kleines Familienunternehmen aus Schweden (die kennen sich mit Glatteis aus!) war so freundlich, mir ein Paar seiner Kayi2 zur Verfügung zu stellen, die zu den Stabilschuhen zählen. Für Läufer mit Pronationsproblemen also ideal. Die Spikes sind bei diesen Schuhen direkt ins Profil gearbeitet und über die ganze Sohle verteilt.

Als ich die guten Stücke zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich skeptisch. Größe 37,5 hatte man mir zugeschickt. Dabei habe ich bei meinen anderen Laufschuhen zumeist Größe 39 an… obwohl ich normal 37 trage. Auf die Idee, mich so mutmaßlich “knapp” auszustatten, war ICEBUG gekommen, nachdem ich meinen Fuß genau vermessen hatte. Und tatsächlich, die Schuhe passten.

Out of the Box

Natürlich weiß man als Läufer, dass man auf Optik bei Laufschuhen nicht viel geben sollte. Gerade den weiblichen Läufern fällt das sicherlich manchmal schwer. Im Falle der ICEBUGs wäre es aber ein Frevel, hier nicht einmal genau hinzuschauen, denn die Schuhe sind mit sehr viel Liebe zum Detail gefertigt. An der Seite, Front, hinten, auf der Lasche und sogar und vor allem auf dem Profil findet sich der namensgebende Käfer wieder. Ich habe mich sofort in das Design verliebt. Übrigens: es gibt tatsächlich einen Borkenkäfer, der in jeder Richtung ohne Probleme übers Eis laufen kann, sogar von oben nach unten und umgekehrt.

Natürlich landete der Schuh auch auf meiner Küchenwaage. Mit 273 Gramm bei Größe 37,5 ist er nicht ultraleicht, aber auch nicht superschwer. Wenn man zudem bedenkt, dass sich im Profil bereits Metallspitzen befinden, ist das sogar gar nicht mal schlecht. Meine Überziehspikes machen normale Schuhe da deutlich schwerer. Natürlich ist er als Winterschuh wasserdicht.

Eislaufen – wie Jesus übers Wasser

Zugegeben, die ersten Schritte lang war ich noch zurückhaltend, als ich mich mit den ICEBUGs auf den spiegelglatten Mauerweg gewagt habe. Spaziergänger waren unterwegs und ruderten wild mit den Armen, fielen dann meist aber doch hin. Und hier sollte ich ohne Probleme mit den Schuhen laufen können? So richtig im Trainingstempo? Zaghaft lief ich los. Und es dauerte gar nicht lange, bis ich das Tempo erhöhte. Mehr und immer mehr. Lärm machten die Schuhe mit jedem Schritt, den sie aufs Eis krachten. Aber von Wegrutschen oder Instabilität keine Spur. War das ein Hammergefühl! Das erste Tempotraining über 12,5 km hatten sie mit Bravour bestanden.

…und auf längere Sicht?

Der nächste Longrun stand bevor. Ich überlegte hin und her. Kann man den ICEBUGs soweit vertrauen, dass man sich auf eine längere Strecke mit ihnen begibt? Oder würden mir die Spikes dann doch irgendwann zusetzen? Erst kurz vorm Loslaufen entschied ich mich, ihnen die Chance zu geben. Zu sehr wollte ich aufs vereiste Feld hinaus, statt mir den knirschenden Kiesel der Stadtwege anzutun. Ich drehte eine erste Runde. Verharrschter Schnee. Kleine, zugefrorene Tümpel ohne jegliches Profil. Einfach eine glatte Eisfläche. Die Feldwege, eine einzige Rutschpartie. Am Sonntag Vormittag waren bei strahlendem Sonnenschein etliche Spaziergänger unterwegs und versuchten sich in der Senkrechten zu halten. Und ich? Ich zog breit grinsend und laut krachend mit meinen Schuhen an ihnen vorbei. Verdutzte Blicke garantiert. “Wieso rennt die hier rum, während ich mich kaum halten kann?” Einmal wurde ich sogar von einem Spaziergänger ermahnt, ich sollte mir nicht alle Knochen brechen. Nachdem ich ihm die Spikes gezeigt hatte, war alles gut.

Ich drehte noch eine Runde. Und noch eine. Die Schuhe fühlten sich superbequem an und die Spikes merkte ich eigentlich nur dadurch, dass sie mir den nötigen Grip gaben. Einen Halbmarathon on ice gelaufen. Wer kann das schon sagen? Die letzten Meter musste ich dann aber doch über geräumte Wege. Ganz klar, ICEBUGs sind nicht für den Asphalt gedacht. Ein-zwei Kilometer geht das schon mal. Das Knirschen der Metallstäbe auf Stein muss ich nicht auf Dauer haben. Aber dafür sind die Spezialschuhe ja auch nicht gedacht und m. E. auch zu schade.

Im kurzen Video könnt ihr gut sehen, wie sich die ICEBUG im Gegensatz zu normalen Laufschuhen auf ein und derselben glatten Fläche verhalten.

Eine Investition die sich lohnt?

Ja, die guten Stücke schlagen mit 170 – 190 € schon eine Kerbe ins Budget. Und da sie – je nach Wohnort – nur für einen kleinen saisonalen Anteil zum Einsatz kommen, muss man sich genau überlegen, ob es einem die Investition wert ist. Auf der anderen Seite: der Winter kommt jedes Jahr wieder. Wie sich die Abnutzung der Metallspitzen gestaltet, werde ich über die Jahre beobachten. Eine Saison reicht dafür bei weitem nicht. Ich persönlich möchte die kleinen Eiskäfer nicht mehr missen. Dieses Gefühl, mit vollem Tempo über Eisflächen zu flitzen, hat man nicht alle Tage. Mit normalen Laufschuhen nie. Da ich diese Schuhe hoffentlich noch einige Jahre an den Füßen haben werde, kann ich sagen: mir ist es das Mehr an Laufqualität wert. Tschüß, geräumte Stadtwege. Ich bin dann mal auf dem Eis…


Die Schuhe  wurden mir für den Test freundlicherweise von der Firma ICEBUG kostenfrei zur Verfügung gestellt. Den Testbericht habe ich aus freier Hand geschrieben. Es wurde keinerlei Einfluss auf den Inhalt oder die Bewertung genommen.

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2 Gedanken zu “Produkttest: ICEBUG Kayi2 – It’s a bug… and a feature

  1. Hi Caro,

    sehr spannend und ich liebäugle ja auch schon länger mit den Spikemodellen, irgendwann werde ich mich da wohl auch zu durchringen.

    Gruß
    Sascha

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