Canyoning Stuibenfälle: Puls bei 150 – im Stehen!

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kamera und Helm

Abseilstellen von bis zu 30 m und Sprünge von 12 m – da geht einem schon mal die Pumpe! Die Bezeichnung “Jumping Jack” für die Stuibenfälle kommt nicht von ungefähr. Während sich andererorts Abseilen, Rutsch, Schwimmen und Springen die Waage halten, ist hier der Anteil an Sprüngen schon enorm. Für jemanden wie mich, der sich bei jedem Sprung ausmalt, gegen den Fels zu knallen, schon eine psychische Herausforderung.

Als ich Mitte Juni diesen Jahres mit einem Bus weiterer Verrückter Richtung Österreich fuhr, war ich kein Canyoning-Neuling mehr. Während meines Urlaubs vor zwei Jahren im selben Land hatte ich bereits eine entsprechende Tour mitgemacht. Und trotzdem (oder gerade deswegen) hatte ich mich beim Gipfeltreffen wieder fürs Canyoning angemeldet. Als Berliner kommt man ja  nicht in den Genuss. Geeignete Schluchten gibt es bei den Preußen einfach nicht.

Ich konnte mich noch sehr gut daran erinnern, welche Überwindung es mich bei der letzten Tour gekostet hatte, vom Fels in ein nahezu winziges Wasserbecken umgeben von weiteren bedrohlichen Felsen zu springen. Warum ich mir das gebe? Naja. Spaß hatte es ja damals gemacht. Und ich wusste ja, was auf mich zukommt, daher könnte ich diesmal sicher besser mit der Angst umgehen. Dachte ich.

Vor Ort wurden Neoprenanzüge probiert, Helme getestet und aufs Canyoning angepasste Klettergurte erklärt. Für die Damen gab es sogar ein Umkleidezelt. Als alle versorgt waren, hieß es erstmal: ab in den Wald und zum oberen Ende des Stausees.

Bevor es ins wirklich kühle Nass ging wurden noch einmal die Grundsätze des Canyoning vermittelt. Sprungtechnik, Abseilen bzw. Ablassen und immer darauf hören, was die Guides sagen. Aber immer!

Dann krabbelten wir alle dem Guide hinterher zum Archbach, dem Ausläufer des Plansees. Und da wartete auch schon der erste Sprung auf mich. Von der Seite aus sah es gar nicht so schlimm aus. Fünf-sechs-sieben Leute sprangen vor mir. Und dann stand ich da. Der Guide sagte mir, wo ich mich hinstellen und wie weit ich springen sollte. Halb in Sprungposition wich ich erstmal wieder von der Kante zurück. Mein Herz raste. Überall die Felsen. Dabei waren an der Stelle noch gar nicht so viele. Und Höhenangst hab ich doch  – eigentlich –  nicht. “Ok. Irgendwann musst du” dachte ich mir. Dachte es und sprang. Muha, kalt. Bloß wieder raus aus dem Wasser.

Canyoning Stuibenfälle Caro springt

Auf der anderen Seite angekommen ging es dann gleich weiter mit Springen. Diesmal konnte man zwischen einer hohen und einer niedrigeren Sprunghöhe wählen. Ich nahm natürlich die hohe und musste mich zum Glück nicht ganz so lange überwinden. Danach ging es weiter mit Abseilen bzw. Ablassen durch einen der Guides. Die zu überwindende Höhe war schon nicht von schlechten Eltern, aber der Koloss kam erst noch. Unten angekommen schwamm ich gefühlt und mein Leben, zumindest um das meiner Hände. Das Wasser war eiskalt.

Nach einer kleinen Kletterpartie, weiteren blutdruckerhöhenden Sprüngen, bei denen ich immer mal einen Blick auf meine Herzfrequenz warf, und einer Mini-Wanderung kamen wir dann am Highlight der Tour an: der 30 m hohen Abseilstelle mitten in den tosenden Wassern der Stuibenfälle. Durch meinen Kletterkurs, den ich erst kürzlich gemacht hatte, war ich aber gut vertraut mit Seiltechnik und Herunterlassen. Darauf freute ich mich richtig. Der Anblick war aber ohne Frage beindruckend. Sowohl von oben als auch von unten.

Canyoning Stuibenfälle Wandern

Der Guide ließ mich mehr schnell als langsam herunter, warnte mich vorher aber noch vor dem Vorsprung, bei dem ich nicht anhalten solle. Ich fragte mich, wie das denn auch gehen sollte. Mir spritzte nur so das Wasser des Wasserfalls ins Gesicht und meine Beine fanden an der Felswand so gut wie gar keinen Halt. Immer weniger, je weiter es nach unten ging. Es war überall nass und glitschig. Im Wasserbecken angekommen bekam ich kaum den Karabiner aufgeschraubt, so steif gefroren waren meine Hände. Während ich mir das Spektakel dann von unten ansah, verstand ich, was der Guide gemeint hatte. Mehr als einer “strandete” auf dem Vorsprung und stand dann erstmal da wie bestellt und nicht abgeholt.

Canyoning Stuibenfälle Ablassen

Kaum waren alle unten angekommen, ging es weiter mit vielen und heftigen Sprüngen. Und selbst dort, wo ich hätte schummeln können, bewegten mich die Guides, die ganz begeistert von meiner Helmkamera waren, dazu, doch zu springen. Einer fragte mich kurz vor dem Absprung, die mein Puls ist. Der war zu dem Zeitpunkt bei 140. Im Stehen! Ich kann auch nicht behaupten, dass es mir nach dem fünften oder sechsten Sprung leichter fiel. Ich überwand mich nur schneller. Bin doch kein Hasenfuß! Trotzdem war ich jedes Mal froh, wenn ich im Wasser und nicht am Fels landete.

Ganz am Ende der Tour durfte dann nochmal Geplanscht werden. Optional war zudem Tauchen unterm Wasserfall, Köpper ins Wasserbecken oder Rutschen über die glattgespülten Felsen im Angebot. Für mich war es Nummer 1 und 2, auch wenn der Köpper mit Helm sicher aussah wie bleierne Ente.

Ja, ich hatte totalen Schiss. Bei jedem Sprung aufs neue. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Aber dennoch ist dieses Schluchtenklettern einfach so verrückt, dass man es lieben muss. Und das tue ich. Die nächste Tour ist schon gebucht. In einer Woche geht es in die Untere Auerklamm. Ich habe mir schon ein paar Videos angesehen. Ich werde vor Angst sterben…

Canyoning Stuibenfälle Caro winken

Damit ihr auch mal ein wenig von der Angst mitbekommt, gibt es hier den Film zum Bericht

Quelle: Garmin Connect
Quelle: Garmin Connect
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3 Gedanken zu “Canyoning Stuibenfälle: Puls bei 150 – im Stehen!

  1. wuah also so richtig begeistert seht ihr ja auf dem einen Bild nicht aus:D und wo haben die armen Männer sich eigentlich umgezogen?:D

  2. Eigentlich ist das ein totaler Spaß. Aber manchmal rutscht einem doch das Herz in die Hose oder in den Neoprenanzug. Die Männer hatten die freie Natur zum Umziehen zur Verfügung. Direkt an der Straße 😀

  3. Juhu,

    ich kann dir nach empfinden. Ich habe diese Touren auch immer mehr oder weniger genossen mit Höhenangst. Ein Erlebnis ist es aber auch immer wieder wert.

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