43. Gutsmuths Rennsteiglauf – Das ist der Hammer!

rennsteig2015-titel…so lautete das Motto des diesjährigen Rennsteiglaufs. Nachdem ich im letzten Jahr den Halbmarathon gerannt war und noch nie soviel Spaß bei einem Wettkampf über diese Distanz gehabt hatte, stand der Entschluss schon nach Zieleinlauf 2014 fest, in 2015 wieder hier zu laufen. Und so begab ich mich am Freitag, den 08. Mai 2015 wieder auf die 330 km-Reise nach Oberhof am Rennsteig, wo ich wieder das gleiche Zimmer in der Pension Waldschlösschen gebucht hatte. Eine ideale Unterkunft, denn sowohl die Startunterlagenausgabe als auch der Start selbst waren wenige hundert Meter von dort entfernt.

Als ich gegen 17 Uhr dort ankam, war der Ort schon voll wuselnder Menschen mit gelben Postsäcken. Auf der Startunterlagenausgabe erhielt ich meinen und füllte ihn noch weiter mit einem schönen grauen Laufshirt mit neongelber Rennsteiglauf-Aufschrift. Normalerweise kaufe ich bei solchen Messen nichts, zumindest keine eventbasierten Shirt, aber dieses gefiel mir so gut, dass ich sogar den Kompromiss machte, es in Größe 38 zu holen, weil alle kleineren Größen bereits ausverkauft waren. Im Festzelt wummerte schon die Murennsteig2015-zeltsik in der gleichen ohrenschmerzenden Qualität des Vorjahres, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Um 19 Uhr stellte ich mich in der Schlange für das traditionelle Kloßessen an, welches man per Coupon aus den Startunterlagen gratis bekam. Ich stand sicherlich schon 10 Minuten in der Schlange, da steckte mir ein anderer Läufer auf einmal seinen Coupon für die Portion Kloßessen zu. Ein wenig verdutzt danke ich ihm und schaute, wie er wieder zu seiner Gruppe ging. Keine Minute später kam ein weiterer der Gruppe zu mir und gab mir ebenfalls seinen Coupon. Ich wollte eigentlich dankend ablehnen, aber er bestand darauf, was bei mir den Eindruck hinterließ, ich müsse wirklich verhungert oder sehr hungrig ausgesehen haben. Wie sollte ich denn drei Portionen Gulasch mit sechs Klößen schaffen? Tat ich nicht. Aber immerhin fast vier Klöße mit Gulasch, wobei das Highlight immer die Füllung mit gerösteten Croutons für mich ist. In der Zeit wurde zweimal (jede Stunde) das Rennsteiglauf-Lied gespielt und gesungen (Texte lagen gottlob aus) und um 21:30 Uhr beschloss ich, mich aufs Zimmer zu trollen. Der Tag begann schließlich morgen wieder sehr früh.

5:00 Uhr, der Wecker klingelt. Meine Rennfrisur hatte ich schon am Vorabend gebastelt und auch  meinen Postsack zum Transport gefüllt, so dass ich nur noch schlaftrunken Zähne putzen und Klamotten überstreifen musste. Aus meinem Zimmerfenster heraus konnte ich beobachten, ob schon DHL/Deutsche Post-Trucks zum Startgebiet fahren. Zwei fuhren vorbei rennsteig2015-startund das war für mich das Signal, loszulaufen, um meinen Kleiderbeutel abzugeben. Auf dem Rückweg ging ich zum Frühstücksbuffet und folgte danach dem Strom an Läufern zum Startbereich. Da ich letztes Jahr schon gelaufen war, durfte ich diesjahr einen Block vorrücken und aus Block 4 statt 5 starten. Die Stimmung war auch hier unvergleichlich. Der Hubschrauber kreiste unentwegt über die Masse und aus den Lautsprechern dröhnte zur Einstimmung noch einmal das Rennsteig-Lied, zu dem alle die Arme hochrissen und mitsangen. Der Start erfolgte in Wellen, die aber sehr kurz hintereinander lagen. Und es ging los! Wie im Vorjahr in dichtem Gedränge und Überholmanövern, die schon ein wenig Kreativität erfordern. Aber eigentlich kam es mir auf den Spaß an. Die Kilometer verflogen genauso wie in 2014 und ich freute mich, dass mir diesjahr alles schon ein wenig bekannt vorkam. Ich labte mich sogar zwischendurch an Cola und einer Banane an den Verpflegungspunkten. Im Gegensatz zum Vorjahr lag aber kein Schnee mehr am höchsten Punkt. Dafür war es diesmal ein wenig zu warm und sonnig gewesen.rennsteig2015-ziel

Ab Kilometer 18 begann mein linkes Knie wieder zu zwicken. Nach dem unschönen Erlebnis beim Spreewaldmarathon hatte ich diesmal rechtsseitig gleich meine Bandage angelegt, die wohl auch half. Nun meinte aber auch links, mir das Leben schwer machen zu müssen. Ich schaute auf meinen Laufcomputer und tat etwas, was ich in einem Wettkampf so noch nie gemacht hatte: ich gab klein bei, weil ich dachte, meine Zeit des Vorjahres sowieso nicht einholen zu können. Die prognostizierte Zeit lag dort schon mit 2 Stunden 14 Minuten weit drüber. Und so nahm ich das Gas weg und lief so gemütlich, wie es das schmerzende Knie noch zuließ. In Schmiedefeld selbst, also kurz vor Ziel ging ich sogar, weil es noch einmal ein wenig berennsteig2015-siegerrgauf ging. Umso mehr wunderte ich mich, als ich bei Zieleinlauf nur 2 Stunden 10 Minuten auf der Uhr hatte. Allerdings auch statt 21,1 km nur 20,7. Man sollte sich also nicht von prognostizierten Zeiten irreführen lassen, denn meine Uhr weiß natürlich nicht, dass die Strecke eigentlich 400 Meter kürzer ist.  Im Nachhinein glaube ich schon, dass eine bessere Zeit möglich gewesen wäre, wenn die Moral gestimmt hätte.

Dennoch war meine Stimmung ungebrochen gut und der Spaßfaktor dieses Laufs großartig. Im Ziel bekam ich Bier und Cola und fand diesmal sogar das Zelt mit der Suppe, die es auch per Coupon gab. Scheinbar ist Suppe aber nach einem Wettkampf so gar nicht mein Ding und ich verzichtete auf die Einlösung. Stattdessen schenkte mir jemand seine gerade frisch gekaufte Portion Pommes mit den Worten “Nimm mal, ich hab eh schon zuviel gegessen”, als ich ihn fragte, wo es die denn gäbe. Warum schenken mir die Leute ständig Essen? 😀  Dazu holte ich mir noch ein als “Wanderstock” angepriesenes Gebäck gefüllt mit Vanille und Himbeer und ein Softeis.

Kommunikationstechnisch war man übrigens wieder in die Steinzeit zurückversetzt, denn weder mobiles Internet mit sämtlichen Messenger-Diensten funktionierte, noch war es so richtig möglich, einen Anruf abzusetzen. Das Netz war völlig überlastet. Meinen Arbeitskollegen traf ich daher auch nur noch einmal zufällig im Sale-Zelt von INTERSPORT, um sich kurz  über den Lauf auszutauschen.

rennsteig2015-superDen Shuttlebus zurück nach Oberhof zu finden, war diesmal nicht schwer für mich, denn ich wusste ja, wo ich hin musste. Ansonsten war dieser wieder genauso wenig ausgeschildert wie in 2014. Im Shuttle konnte ich mit Glück noch einen Sitzplatz ergattern und auf der Rückfahrt, die teilweise an der Wettkampfstrecke vorbeiführt, ab und an einen Läufer des Ultramarathons im Wald erspähen. Meine Hochachtung vor diesen Menschen, vor allem, weil ich abends noch viel sah, die sich nur noch humpelnd fortbewegen konnten.

Und ja, ich habe auch mein Zimmer für das nächste Jahr schon gebucht und die Möglichkeit der Sofort-Meldung genutzt. Der Rennsteig sieht mich 2016 wieder. Wieder in Oberhof. Wieder zum Halbmarathon. Wer weiß, vielleicht traue ich mich eines unbedachten Tages an die Anmeldung zum Marathon auf dieser Strecke.

Hier findet ihr den Steckbrief zum Rennsteiglauf.

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43. Gutsmuths Rennsteiglauf, Halbmarathon

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